Führung der Biologischen Station Das hat die Natur am Rodderberg zu bieten

Wachtberg-Oberbachem · Biologe Christian Chmela bietet alljährliche Führungen über den Rodderberg an. Dabei zeigt er Interessierten die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt im Gelände. Wir haben ihn begleitet.

 Christian Chmela erläutert den Teilnehmern am Fuß der Windkuppe die Besonderheit der Sichelmöhre.

Christian Chmela erläutert den Teilnehmern am Fuß der Windkuppe die Besonderheit der Sichelmöhre.

Foto: Stefan Knopp

„Probieren Sie alles, was Sie hier finden?“, fragte eine Exkursion-Teilnehmerin. Dass Christian Chmela mit „Ja“ antwortete, damit rechnete sie nicht. Der Biologe hatte zuvor erklärt, dass die Zypressenwolfsmilch einen klebrigen Milchsaft absondert, der überdies noch ganz schlimm schmecke. Deshalb schränkte der Leiter und Geschäftsführer der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft seine eigene Antwort gleich ein: „Manches probiere ich nur einmal.“

Chmela hatte zu seiner alljährlichen Führung über den Rodderberg eingeladen und brachte ein kleines Grüppchen Interessierter zum Trockenrasen auf und rund um die Windkuppe. Bei Trockenrasen denkt mancher Gartenbesitzer vermutlich bei den derzeitigen Temperaturen etwas betrübt an den eigenen, aber die Flächen auf der Windkuppe zeichnen sich nicht durch vertrocknetes Gras, sondern durch eine unüberschaubare Artenvielfalt aus. Die Flächen sind in Nordrhein-Westfalen einzigartig, was an der vulkanischen Vergangenheit und der lösshaltigen Bodenbeschaffenheit des Gebietes liegt.

Führung nach dem „Stop-and-Go-Prinzip“

Es ist traditionell eine Führung nach dem „Stop-and-Go-Prinzip“: Am Rodderberg wachsen die Besonderheiten so dicht beieinander, dass Chmela alle paar Meter anhielt, um etwa die relativ häufig vorkommende Wilde Möhre und die in dieser Gegend seltene Sichelmöhre vorzustellen, beides Doldenblütler, bei denen sich ein Hauptstängel in viele kleine aufteilt, an deren Enden entweder direkt Blüten sind oder erstmal weitere Verzweigungen – die Döldchen. Sie sind meistens weiß, Ausnahmen bilden etwa die Pastinake oder der Liebstöckel, die gelb blühen. An solchen Doldenpflanzen könne man oft eine Vielzahl an Wildwespenarten beobachten, sagte Chmela: Bienen interessieren sich allerdings weniger dafür.

Am Echten Johanniskraut macht sich der Klimawandel bemerkbar

Vorbei an der Gemeinen Wegwarte, aus deren Wurzeln der koffeinfreie Zichorienkaffee hergestellt werden kann, und dem Echten Johanniskraut, an dem sich der Klimawandel bemerkbar macht – blühte sie früher verlässlich ab etwa dem 24. Juni, setzt die Blüte inzwischen viel früher ein – ging es zu den mageren Standorten auf der Windkuppe: Am Wegesrand wachsen das Berg-Sandglöckchen, die Rundblättrige Glockenblume, die Karthäusernelke und der Kleine Ginster. Auch der distelartige Feldmannstreu hat sich ausgebreitet und trotz der harten stacheligen Blätter als gutes Ziegen- und Schaffutter erwiesen. „Er keimt da, wo Tiere mit ihren Hufen offene Bodenstellen hinterlassen“, erklärte der Biologe. Und er sei der einzige Steppenroller in Deutschland, der sich im Herbst verbreitet, indem er über die Landschaft geweht wird.

Schmetterlinge fühlen sich am Rodderberg wohl

Auf Bodenhöhe findet man dort den milden und den scharfen Mauerpfeffer, Thymian und andere Pflänzchen. In einem Bereich auf der Wiese, den die Biostation ausgefräst hat in der Hoffnung, dass die Klebrige Miere dort wieder keimt, wächst der Natterkopf. Über allem flattern Schmetterlinge, zum Beispiel der schöne Schwalbenschwanz, für den die Windkuppe den idealen Ort zur Partnersuche darstellt. Er muss sich nur vor dem Neuntöter in Acht nahmen: Für diesen Vogel, der nicht mehr so häufig anzutreffen ist, wurde eine Gehölzinsel eingezäunt, in der unter anderem die Weinrose noch wächst. Der Insektenjäger braucht solche Bereiche als Ansitz – und damit er seine Beute an den Dornen aufspießen kann.

Das Programm der Biostation fürs zweite Halbjahr mit vielen Exkursionen findet man auf www.biostation-bonn-rheinerft.de.

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