Jugendliche missachten Warnhinweis Gefährliche Schnappschüsse auf dem Turm der Godesburg
Bas Godesberg · Auch nach der Montage eines Geländers steigen junge Leute immer wieder auf die auf Brüstung des 32 Meter hohen Turms der Godesburg. Ein lebensgefährliches Unterfangen, warnt auch die Stadt Bonn.
Eine junge Frau posiert in schwarzem T-Shirt und blauer Jeans auf der Brüstung der Godesburg und hält dabei einen Becher Saft in der Hand. Was bei Sonnenschein so lässig aussieht, ist lebensgefährlich, wie es auch die Schilder auf dem Turm vor Augen führen sollten. Doch sie ist nicht die Einzige, die Verbote missachtet: Am vergangenen Freitagabend waren Jugendliche auf dem Turm, die auf der Reling herumhüpften.
„Die turnten auf der Mauer rum, mit großem Gegröle und Geschrei“, sagt Jürgen Pütz aus Schweinheim. Er vermutet, dass die jungen Leute alkoholisiert waren. Er beobachtete das Ganze von seiner Terrasse aus und schoss Handyfotos. „Ich dachte, da fällt gleich einer runter.“ Die sonnenbadende Bonnerin hat ein Bild von sich bei Instagram öffentlich ins Internet gestellt und philosophiert dabei darüber, dass die Menschen vergessen, im Hier und Jetzt zu leben.
Wie berichtet, wurde der 32 Meter hohe Burgturm im vergangenen Juni geschlossen, da immer wieder junge Leute auf der Brüstung standen und Fotos von sich schossen. Die Bad Godesberger FDP hatte aus diesem Anlass angeregt, ob ein Schutz angebracht werden könnte. Nach einigen Verzögerungen wurde die Absturzsicherung nun in den Osterferien angebracht, wie es Bonns Vizestadtsprecher Marc Hoffmann auf GA-Anfrage mitteilte.
Der neue Handlauf befindet sich in 1,28 Meter Höhe, wie es ein Godesberger, der den Turm sehr gut kennt, nachgemessen hat. Durch ihn ist es laut Hoffmann nun schwieriger, auf den Turmrand zu klettern. „Er macht dies aber nicht unmöglich“, schränkt er ein.
Die steinerne Brüstung selbst ist 1,35 Meter breit. Selbst wenn man sich darüberlehnt, ist es unmöglich zu fallen – es sei denn, man steigt darauf, wie es auch nach Installation des Metallgeländers nun immer wieder passiert. Der Godesberger Turmkenner kritisiert, dass der Handlauf wie eine Reckstange genutzt werden kann, um sich hochzuziehen. Er hätte es besser gefunden, die Brüstung selbst nicht flach zu belassen, sondern wie ein Giebeldach schräg nach innen zu mauern. Dann könnte niemand darauf stehen, und von außen sähe der Turm nicht anders aus.
„Wir bedauern sehr, dass es anscheinend immer wieder Personen gibt, die trotz des angebrachten Handlaufs auf die Brüstung klettern und sich damit in Lebensgefahr bringen“, sagt Hoffmann. Er appelliert eindringlich an alle Besucher, von der Plattform aus nur die Aussicht zu genießen. Das machen viele: Am Montagnachmittag waren einige Touristen auf dem Bergfried wie drei junge Gäste aus Italien, die sich ohne Klettereinlage vor dem Siebengebirge ablichteten. Ein Südafrikaner ließ sich die Sehenswürdigkeiten und den Verlauf des Rheins zeigen.
Doch einigen kommt es auf etwas ganz anderes an: den Nervenkitzel, den Adrenalinschub. So finden sich im Netz unzählige Berichte über sogenannte Roofer, die auf die Zinnen markanter und vor allem hohe Gebäude dieser Welt steigen – dabei die Kamera für Fotos und Youtube-Filme immer im Anschlag.
Da finden sich „Domstürmer“, die bei Nacht die Fassade der Kathedrale in Köln hochkraxeln. Andere zieht es 555 Meter hoch auf den Lotte World Tower in Seoul, auf die Cheops-Pyramide (140 Meter) oder auf Brücken, wo sich dann ein Jugendlicher über die Kante gleiten lässt, nur festgehalten von einer Hand seines Freundes. Solche lebensgefährlichen Kicks sind bekanntgeworden durch eine Kletterszene in Russland.
Der Turm ist bis Oktober geöffnet: täglich von 10 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung mit dem Restaurantpächter. Erwachsene zahlen einen Euro Eintritt, Kinder ab sechs Jahre die Hälfte.