Jugendarbeit in Mehlem Gemeinde befürchtet Aus für Jugendtreff JiM

MEHLEM · Die Stadt Bonn plant andere Schwerpunkte. Pfarrer Klaus Merkes fordert Streetworker für Mehlem.

Pfarrer Klaus Merkes macht sich Sorgen um Mehlem. Genauer gesagt um dessen rund 1400 Jugendliche. „Wir haben inzwischen zu viele problematische Kinder und Jugendliche hier, die keinen Schulabschluss, keine Ausbildung machen und deren Elternhäuser ihnen keinen Halt geben und keine Kontrolle ausüben“, sagt der evangelische Pfarrer. Da sei in ein paar Straßenzügen im südlichsten Bonner Ortsteil einiges aus dem Ruder gelaufen.

Merkes hat von seiner evangelischen Heilandkirche aus den direkten Blick auf einen Treffpunkt, an dem bis vor den Ferien, so erzählt er, der Vandalismus Jugendlicher fast jeden Abend zu beobachten gewesen sei: den Schulhof der Domhofschule. Dass dort seit Juli ein privater Sicherheitsdienst tätig sei, habe die jungen Leute vertrieben, so Merkes. „Aber das Problem ist ja damit nicht gelöst. Die sind doch nicht weg. Die wollen sich doch irgendwo treffen.“

Pfarrer fordert, die Randbereich nicht aus den Augen zu verlieren

Er fürchte, dass die Verwaltung mit ihrer aktuellen Konzentration aufs Godesberger Zentrum die Randbereiche aus den Augen verliere. „Eine ganze Reihe dieser jungen Leute hier in Mehlem sind gefährdet. Die müssen gut begleitet werden“, sagt der Pfarrer auch mit Blick auf den Fall des an der Rheinallee tot geprügelten 17-jährigen Niklas P. aus Bad Breisig: Der inhaftierte Hauptverdächtige Walid S. stammt aus Mehlem. „Wir brauchen auch in unserem Viertel Streetworker, die die Jungen, die eben nicht in Jugendtreffs gehen, besonders abends aufsuchen und mit ihnen ins Gespräch kommen.“ Das müssten speziell ausgebildete Pädagogen leisten.

Der Pfarrer kommt auf den im Mai verabschiedeten Freizeitstättenbedarfsplan zu sprechen, der die Jugendhilfeangebote der Stadt regelt. Aktuell finanziert die Verwaltung in Mehlem eineinhalb Stellen in der offenen Kinder- und Jugendarbeit: eine halbe im „Jugendtreff in Mehlem“ (JiM) an der Heilandkirche, den Ehrenamtliche unterstützen, und eine ganze im „Rheingold“ der Katholischen Jugendagentur (KJA) an der Meckenheimer Straße.

Das sei eine gute Arbeitsteilung, wenn die Streetworker noch hinzukämen, meint Merkes: Das JiM seiner Gemeinde fange mit Hausaufgabenhilfe, Spiel und Gesprächen an die 50 Grundschulkinder meist aus Migrantenfamilien auf, die keinen Platz an der Offenen Ganztagsschule (OGS) hätten oder wollten. Der Bedarfsplan gibt an, dass sich das Team des „Rheingolds“ an vier Nachmittagen bis 20.30 Uhr um eine steigende Zahl an zwölf- bis 18-jährigen Jungen kümmert, die meist türkisch- und marokkanischstämmig sind.

Das JiM soll sich künftig nur noch um ältere Jugendliche kümmern

Der Plan habe aber dem JiM aufgetragen, sich in Zukunft auch auf ältere Jugendliche umzustellen, sonst müsse der Treff Ende 2018 auslaufen, klagt Presbyterin Natanja Alberts. Inzwischen habe sich die bisherige Jugendleiterin verabschiedet. Engagierte Ehrenamtliche betrieben das JiM zwar unermüdlich weiter. Doch die Gemeinde suche dazu bislang vergeblich die dafür unabdingbare neue hauptamtliche Kraft. Man könne Bewerbern keine Perspektive bieten.

„Wir fühlen uns von der Stadt alleingelassen. Unser Jugendtreff ist seit Jahrzehnten eine Institution in Mehlem“, sagt Alberts. Man biete einen unverzichtbaren Baustein in der Jugendarbeit: „Denn wir leisten genau die Integrationsarbeit an Kindern, die in Kürze die Jugendlichen in Mehlem sein werden. Das entspricht unserem diakonischen Auftrag.“ Die städtische Jugendpflegerin wünsche sich vom JiM, am Nachmittag Kinder und am Abend auffällige Jugendliche zu betreuen, in dem man diese aktiv aufsuche. erläutert Pfarrer Merkes. Dazu bedürfe es aber mehr als einer Fachkraft.

Von der Verwaltung war am Montag keine Stellungnahme zu erhalten. Sie will sich am Dienstag zu den Fragen äußern.

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