Rückkehr zur Kirche Gemeinden in Bad Godesberg bieten Glaubenskurse an

Bad Godesberg · Die Zahl der Kirchenaustritte nimmt zu, doch einige Menschen trotzen dem Trend. Sie entscheiden sich bewusst, wieder in die Kirche einzutreten. Um sie zu unterstützen, bieten katholische und evangelische Gemeinden Glaubenskurse und Gespräche an.

 Mancher, der ausgetreten ist, entscheidet sich später für eine Rückkehr in die Gemeinde. Zu dem Prozess gehören auch Besuche von Gottesdiensten.

Mancher, der ausgetreten ist, entscheidet sich später für eine Rückkehr in die Gemeinde. Zu dem Prozess gehören auch Besuche von Gottesdiensten.

Foto: picture alliance / dpa/Julian Stratenschulte

Eigentlich war die feierliche Aufnahme und die Nachfirmung von einem halben Dutzend Erwachsenen im katholischen Seelsorgebereich Bad Godesberg für die Osternacht geplant. Das wird nun erst einmal durch die Corona-Krise verzögert. „Doch unser Glaubenskurs hat ihnen eine Gelegenheit geboten, sich und die Kirche neu zu entdecken“, erklärt Kaplan Alexander Krylov.

In vier thematischen Treffen hat er die Grundlagen der Katholischen Kirche, aber auch die aktuellen kirchlichen Herausforderungen zum Thema gemacht. Im individuellen Gespräch ging es dann um persönliche Fragen. Die meisten, die im fortgeschrittenen Alter den Wiedereintritt suchen, sind, so sagt Krylov, wohl einmal aus wirtschaftlichen Gründen ausgetreten. „Und dann im Laufe der Jahre haben sie gemerkt: Es fehlt etwas in meinem Leben.“ Im Kurs hätten sie gemeinsam über das Wirken Gottes in der Welt nachgedacht, sagt der Kaplan. „Ich hoffe, dass sie nun eine neue Beheimatung im christlichen Glauben und in der Kirche finden.“

 Nimmt am katholischen Glaubenskurs teil: Julia Jüptner.

Nimmt am katholischen Glaubenskurs teil: Julia Jüptner.

Foto: Privat

Julia Jüptner: „Ich will wieder dazugehören“

 Glaubenskursteilnehmerin Julia Jüptner nimmt die Messen inzwischen ganz anders wahr, vor allem: „Ich gehe seither überhaupt wieder in den Gottesdienst. Vorher war ich nur an Feiertagen da“, erläutert die Kauffrau, die als Jugendliche aus der Firmungsvorbereitung ausgestieg. „Jetzt will ich wieder dazugehören. Wenn ich mal heirate, soll es auch kirchlich sein“, sagt die 25-Jährige.

 Entscheidung für den katholischen Glauben: Frauke Beringhoff.

Entscheidung für den katholischen Glauben: Frauke Beringhoff.

Foto: Privat

Frauke Beringhoff steht in einer anderen Lebensphase. „Nach dem Tod meines Mannes habe ich zum Glauben gefunden“, erzählt sie. Aus der eher passiven Mitgliedschaft in der Evangelischen, will sie nun eine bewusste Mitgliedschaft in der Katholischen Kirche machen: Ihr sagten Elemente wie die Marienverehrung und die Liturgie der Katholiken weit mehr zu. Sie stärkten ihren Glauben ungemein, so Beringhoff. Die Gespräche mit Kaplan Krylov hätten ihr wichtige Fragen beantwortet. „Ich kann sie nur jedem empfehlen, der den Glauben wachsen lassen will.“

Auch die evangelischen Pfarrer Godesbergs bieten Eintrittsgespräche an. „Manchmal sind es bestimmte Anliegen, die mit einem Eintritt verbunden sind: eine Trauung oder Taufe“, berichtet einer von ihnen, Pfarrer Daniel Post, über die bis zehn Personen, die jährlich in seine Erlöser-Kirchengemeinde finden. Doch gerade vielen reiferen Menschen gehe es darum, die Gemeinde und Gottesdienste wieder als ein Stück Heimat zu erleben, wie sie es von früher kennen.

Für einige ist ein niederschwelliger Eintritt möglich

Übrigens: Wer evangelisch getauft, konfirmiert und dann irgendwann ausgetreten ist, kann laut Post bewusst niederschwellig wieder dazukommen: nach einem Gespräch „und dem Ausfüllen eines schlanken Formulars“. Andere Aspiranten lädt der Pfarrer zu tieferen Gesprächen und zum Kennenlernen der Anliegen der Reformation und der Gemeinde ein. Ideal für die Aufnahme und als Informationsstelle fände er ein zentrales Gemeindebüro in Bad Godesberg. „Mit dieser Idee muss ich aber wahrscheinlich noch eine Zeitlang bei den Nachbargemeinden anklopfen“, sagt Post.

Und was sagen diejenigen, die Post beim Kircheneintritt begleitet? „Ich war mit der Stellung des Einzelnen innerhalb der Hierarchie der Katholischen Kirche nicht mehr einverstanden. Ich will mich stärker einbringen“, sagt ein 62-Jähriger, der anonym bleiben möchte. Er habe die Eins-zu-Eins-Gespräche mit Pfarrer Post als gewinnbringend und auf Augenhöhe empfunden, berichtet der Mann. „Ich wurde nicht belehrt.“

Es schmerze sie, dass Geschiedene bei den Katholiken keine Sakramente mehr empfangen dürften, gibt eine 60-Jährige, die ihren Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen möchte, als einen Grund an.Ihre Entscheidung, in die Evangelische Kirche einzutreten, sei in ihrer „ökumenischen Ehe“ seit längerem gereift, erzählt die 60-Jährige. In den begleitenden Gesprächen habe sich das Gefühl gefestigt.

Kontakt: Katholischer Seelsorgebereich: ☎ 0228/38 75 60 56, E-Mail: kgv@godesberg.com; Erlöser-Kirchengemeinde, ☎ 0228/9 35 83 34, E-Mail: info@erloeser-kirchengemeinde.de, und in den Büros aller anderen evangelischen Gemeinden.

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