Sitz in Muffendorf Geobasis NRW fertigt Luftbilder von Bonn an

BAD GODESBERG · Wer ein Navigationsgerät sein Eigen nennt, eine virtuelle Tour durch die Stadt unternimmt, in der er den nächsten Urlaub verbringen möchte oder auf einer Topographischen Karte eine Wanderung im Siebengebirge plant, der hat - ob wissentlich oder unwissentlich - einen engen Bezug zu Bad Godesberg.

Denn die Daten, die für all das die Grundlage bilden, werden in der Abteilung Geobasis NRW der Bezirksregierung Köln, dem ehemaligen Landesvermessungsamt, in Muffendorf erhoben. Zumindest wenn es um NRW geht.

"Das menschliche Handeln ist verortet, 80 Prozent aller Planungen sind raumbezogen", erklären die Diplom-Vermessungsingenieure Ulrich Krause und Marco Oestereich. Deswegen müsse die Erdoberfläche beschrieben werden.

Und dafür braucht man unterschiedliche Datensätze, die das Team auf verschiedene Weise bereitstellt. So gibt es unter anderem ein Basis-Landschaftsmodell und daraus abgeleitete topographische Karten. Außerdem wird ganz NRW aus der Luft fotografiert - und mit Hilfe von 3-D-Gebäudemodellen dargestellt.

"Die Daten sind offen", erklärt Krause. Es gebe nur wenige Restriktionen, unter anderem beim Liegenschaftskataster. "An Eigentümerinformationen kommt nicht jeder heran." Grundsätzlich aber kann jeder die Daten kostenlos im Internet ansehen, oder (bei weitergehender Nutzung) Hochglanzbilder, Geobasisdaten und weiteres gegen ein Entgelt bei der Behörde bestellen.

Sorgen muss sich aber niemand machen: Durch die Perspektive von oben und die Auflösung der Bilder (ein Pixel entspricht 20 Zentimetern) könne man "nichts Relevantes" erkennen, sagt Krause. Es sei unmöglich, in Häuser oder Wohnungen hineinzuschauen oder Personen auf den Bildern zu identifizieren.

Luftbilder:

Die Landesvermesser haben Nordrhein-Westfalen in drei Teile von jeweils rund 11.000 Quadratkilometern aufgeteilt. Jedes Jahr wird eins in Luftbildern festgehalten. Die stetige Erneuerung der Bilder ist notwendig, "weil sich die Landschaft ständig, überall und zum Teil massiv verändert", sagt Krause. Umgehungsstraßen oder Autobahnen entstehen, bisher brachliegende Grundstücke werden bebaut.

Zurzeit ist die (weite) Umgebung rund um Bonn an der Reihe. "Eigentlich sollten wir bereits mit der Befliegung fertig sein, aber wir haben noch nicht mal die Hälfte geschafft. Das Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht."

Das ist für ein perfektes Luftbild wichtig: Keine Wolke darf am Himmel, die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch sein, die Sonne muss richtig stehen, weder Schnee noch Hochwasser dürfen auf den Bildern zu sehen sein.

Doch wie erhalten die Landesvermesser die Bilder? Dafür werden Bildflugzeuge eingesetzt, die mit Digitalkameras ausgestattet sind. Diese fliegen das Gebiet in Streifen ab und machen Bilder, die in Flugrichtung überlappen. Denn nur, wenn man später digital zwei sich überlappende Bilder an einem Stereo-Arbeitsplatz übereinander legt, kann man mit Hilfe einer Spezialbrille Stereo sehen und erhält einen 3-D-Effekt.

Im Flugzeug gibt es eine Art Navi, so dass der Pilot stets weiß, welche Linien er überfliegen muss. Liegen die Bilder vor, ist die Arbeit noch nicht getan. Denn das Flugzeug bewegt sich nicht geradlinig durch die Luft und macht, anders als gewollt, keine Senkrechtaufnahmen.

So werden die Bilder verzerrt und müssen per Computer begradigt werden. Außerdem wird die Aufnahme verortet. Denn zunächst kann man mit einem Luftbild nicht viel mehr machen, als es anschauen. "Sehe ich keine markanten Stellen darauf, weiß ich nicht, wo es aufgenommen wurde", sagt Krause.

Dafür brauchen die Landesvermesser sogenannte Passpunkte wie zum Beispiel Kanaldeckel und Einläufe oder auch weiße Kreuze, Quadrate oder Rauten auf dem Asphalt. Das Ergebnis ist das sogenannte Orthophoto. Die Bilder werden vielfältig eingesetzt. Zum Beispiel als Planungsgrundlage im Straßenbau, zur Aktualisierung von Daten und Karten, zur Beweissicherung nach Naturereignissen wie dem Sturm Kyrill, der in Bonn und Umgebung große Schäden anrichtete. Oder einfach als Geschenk.

Wer Luftbilder, Wanderkarten, 3-D-Gebäudemodelle oder ähnliches beziehen möchte, findet die Daten unter www.tim-online.nrw.de und www.geodatenzentrum.nrw.de. Das Ansehen und viele Ausdrucke sind kostenfrei. Spezielle Daten müssen bezahlt werden.

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