"Frischemarkt Kilian" Geschäftsaufgabe nach mehr als 40 Jahren

Rüngsdorf · Brigitte und Kurt Kilian geben ihren Laden an der Rüngsdorfer Straße nach mehr als 40 Jahren auf. Bis Ende Mai ist Ausverkauf des Sortiments.

 Die drei vom "Frischemarkt": (von links) Kurt Kilian, Mitarbeiterin Gaby Blenischte und Brigitte Kilian.

Die drei vom "Frischemarkt": (von links) Kurt Kilian, Mitarbeiterin Gaby Blenischte und Brigitte Kilian.

Foto: Michael Wenzel

"Wieder ein Original weniger." Das war jüngst der Kommentar einer Mitarbeiterin auf dem Großmarkt in Beuel, als ihr Kurt Kilian berichtete, dass er seinen kleinen "Frischemarkt" an der Ecke Rüngsdorfer Straße/Gerhard-Rohlfs-Straße nach 40 Jahren schließen werde.

Genau genommen sind es sogar 50 Jahre, die Kurt Kilian die Nachbarschaft mit Lebensmitteln versorgt hat. "Vor 50 Jahren habe ich hier auf der anderen Straßenseite in einer Garage mit einem kleinen Obst- und Gemüseladen angefangen", erzählt er.

Seit 40 Jahren ist das Eckhaus dann vom Tante Emma-Laden zum kleinen Edeka-Markt aufgestiegen. "Leider hat uns Edeka vor vier Jahren rausgeschmissen - zu wenig Umsatz", klagt Kilian. Seitdem widmete er den Laden zum so genannten Frischemarkt um, besser gesagt: "Zum Nachbarschaftsladen."

Apropos. Zur Nachbarschaft gehört gleich auf der anderen Straßenseite das Büro von Ex-Minister Hans-Dietrich Genscher. "Sowohl er als auch seine Frau kommen schon mal persönlich vorbei, die Bürosekretärin kauft regelmäßig ein", findet das Ehepaar Kilian lobende Worte über "das bescheidene und freundliche Ehepaar Genscher".

Vom "Kofferraumservice" bis zum persönlichen Bringdienst der Einkäufe bis vor die Haustür im gesamten Stadtbezirk reichte die Palette des Kilian-Service. "Aber der Trend geht zu den Großen und zum Internet", sagt Brigitte Kilian.

Ihren letzten Arbeitstag hatte gestern nach 30 Jahren die letzte Angestellte Gaby Blenischte, die aus dem Westerwald täglich rund 120 Kilometer zu ihrem Arbeitsplatz und zurück fuhr. "Das wird mir alles hier sehr fehlen", meinte sie sichtbar traurig.

Traurig war auch Kurt Kilian, der gerne noch ein bisschen weitergemacht hätte. "Aber mit 69 Jahren soll man aufhören, auch wenn mein Mann das nicht so gerne hört", sagt Ehefrau Brigitte, die sich jetzt auf das Reisen zu zweit freut.

Bis zum 28. Mai wird noch alles abverkauft, was im Sortiment übrig ist. Für den Tag vor Himmelfahrt hat sich bereits die "Villenviertelband" angesagt, um den Kilians um 17 Uhr ein Ständchen zum endgültigen Abschied zu spielen.

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