Bürger Bund Bonn Godesberger brauchen keine Nachhilfe als Gastgeber

BAD GODESBERG · Die Expertenrunde zum Thema Medizintourismus, zu der am vergangenen Donnerstag der Verein Haus und Grund eingeladen hatte, wirkt nach. So ist die gut besuchte Diskussionsveranstaltung in der Stadthalle einerseits Stadtgespräch unter vielen Bürgern. Zum anderen ziehen die ersten Kommunalpolitiker ihre Schlüsse aus dem Treffen.

Wie berichtet, hatten Vertreter der Sparten Medizin, Wirtschaft, Wirtschaftsförderung und Justiz ihre Einschätzung der Situation dargelegt. Enttäuscht wurde indes mancher, der sich von der Runde konkrete Lösungsvorschläge für akute Probleme erhofft hatte. Bekanntlich sorgt die Kurzzeitvermietung von mindestens 100 Wohnungen im Bad Godesberger Innenstadtbereich an Medizintouristen aus dem Ausland seit einiger Zeit für erhebliche Unruhe unter alteingesessenen Bewohnern. Ihr Hilferuf ist zwar seit etwa einem Jahr Dauerthema in der Bezirksvertretung. Auf eine erkennbare Wirkung der Debatten warten die Menschen bislang allerdings vergeblich.

Rückblickend üben nun die Bad Godesberger Vertreter des Bürger Bundes Bonn (BBB) Kritik am Erkenntnisgewinn der Runde bei "Haus & Grund", deren Organisatoren allerdings im Vorfeld auch nichts anderes als ein "Hearing" angekündigt hatten. "Statt Lösungen der Probleme aufzuzeigen, redeten die Referenten lieber über die ihrer Meinung nach positiven Wirtschaftseffekte, die durch die Begleiter der Gastpatienten ausgelöst würden", schimpft BBB-Bezirksverordneter Michael Rosenbaum, der auch stellvertretender Bezirksbürgermeister von Bad Godesberg ist. Als "geradezu absurd" empfindet es der Vertreter der Wählervereinigung, dass ein Redner auf dem Podium den Godesbergern sinngemäß nahegelegt habe, den Umgang mit Fremden zu lernen.

"In einem Stadtbezirk, der Jahrzehnte als Diplomatenstadt bekannt war, bedarf es solcher Nachhilfe nicht. Wir sind in den fast 50 Jahren mit den Menschen aus aller Herren Länder immer gut ausgekommen. Den Bad Godesbergern vor diesem Hintergrund mangelnde Vorbereitung für den Umgang mit Fremden zu unterstellen oder Ihnen anzuraten, den Zuzug von Ausländern doch als Bereicherung anzusehen, wie es sich Stadtbaurat Werner Wingenfeld bereits vor einem Jahr erlaubt hat, beweist Unkenntnis und ist reichlich dreist." Soweit der stellvertretende Bezirksbürgermeister.

Nach Ansicht des Bürger Bundes drohen viele betroffene Bürger aufgrund eingeschränkter Lebensqualität aus der Innenstadt wegzuziehen und sich "die bereits erkennbare Ghettoisierung der Godesberger City" weiter zu verstärken. Zudem glaubt man bei der Wählergemeinschaft, dass anspruchsvolle Kunden um Bad Godesberg zunehmend einen Bogen machen werden. Zur Lösung setzt der BBB auf die kompromisslose Durchsetzung der Zweckentfremdungssatzung. Zudem sollten alle Bewohner, die von Missständen betroffen sind, ihre Probleme der Stadt melden. "Ein Geschäftsmodell, das in erster Linie auf dem Rücken und zu Lasten der Bad Godesberger Wohnbevölkerung betrieben wird, ist kein Zukunftsmodell, sondern ein Irrweg", so Rosenbaum.

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