Eine Ära geht zu Ende Godesberger Fotoladen schließt nach 30 Jahren
Bad Godesberg · Die Bad Godesberger Einzelhandelslandschaft wird um ein Angebot ärmer: Joseph Kringels und seine Frau schließen Ende August ihren „Godesberger Fotoladen“.
Der Hauptgrund: Der Inhaber hat das Rentenalter erreicht und will auch endlich mal das Leben genießen. Nicht, dass er seinen Beruf nicht gerne ausgeübt hätte. „Aber letztes Jahr hatte ich nur eine Woche Urlaub“, sagt Kringels. Und auch in diesem Jahr war er nicht länger weg. Die Work-Life-Balance stimme nicht, sagt er. Der Fotoladen schreibe zwar keine roten Zahlen, aber man wolle es auch nicht so weit kommen lassen. Das Geschäft in der Alten Bahnhofstraße halte sich vor allem dank der Stammkunden, Menschen, die den Einzelhandel noch zu schätzen wüssten und sie auch zum Weitermachen ermutigt hätten. „Ohne die hätten wir nicht so lange überlebt.“
Das Ehepaar hat das Geschäft 2008 von der Firma Drawe übernommen, für die es nur eine Filiale von mehreren war. Diese war vorher schon 20 Jahre an diesem Standort, davor in der Fronhofer Galeria. Kringels kam 1982 als Angestellter dazu, jetzt führt er das Geschäft.
Händler müssen zusammenhalten
Seit 20 Jahren ist er außerdem Mitglied bei Stadtmarketing und hat sich dort immer wieder engagiert. „Stadtmarketing versucht zu retten, was zu retten ist“, sagt Kringels und meint besonders den Ruf Bad Godesbergs. Dafür müssten allerdings die Händler zusammenhalten. Über seinen Laden sagt er: „Das ist im Prinzip eine Institution in Bad Godesberg.“ Inhabergeführte Fotogeschäfte gebe es kaum noch in Bonn. Und „Die Godesberger Innenstadt ist kaufkraftmäßig immer noch eine Perle“, findet Joseph Kringels. Jedenfalls sei sie besser als ihr Ruf.
Die Margen, so erklärt er, würden immer weniger, die Dienstleistungen aber immer mehr, etwa Digitalisierung alter Aufnahmen. Das erfordere häufig einen Aufwand, der nicht angemessen bezahlt werde. Produkte verkaufe er immer weniger. „Das Bilderlebnis ist heute ein ganz anderes als früher“, sagt Kringels. Heute mache der Kunde Fotos mit dem Handy, für die er keine Fotoalben oder Bilderrahmen mehr brauche. Im vergangenen Jahr habe es dann nach einer Erdbebenserie auch noch Lieferengpässe bei einer japanischen Firma gegeben, da es die Kamerazubehör-Lieferanten hart getroffen habe. Das sei nicht ohne Auswirkungen geblieben.
Zwei Interessenten
Was aus dem Geschäft wird, das er gemietet hat, weiß er nicht. Das Ehepaar, das sich die Aufgaben geteilt hat - Kringels hat den Kundenkontakt, seine Frau organisiert alles im Hintergrund -, hat seinen Angaben zufolge für 10.000 Euro eine Firma engagiert, die ein Jahr lang nach Interessenten gesucht habe. Und von anfangs 60 Interessenten seien nur zwei übrig geblieben, mit denen derzeit Gespräche geführt würden. „Die Verhandlungen laufen bis zum letzten Augenblick.“ Er wünscht sich, so sagt er, jemanden, der den Laden mit ganzem Herzen weiterführt.
Vor der Schließung will Kringels einen Ausverkauf ausrufen, damit möglichst viele Produkte noch weggehen. Und was macht Kringels danach? Er überlege, die Fotokurse, die er jetzt schon anbietet, auch in Zukunft weiterzuführen. „Vielleicht besuche ich auch meine Verwandtschaft von Kanada bis Australien.“