„Mi parti“ verlässt Fronhofer Galeria Godesberger Händlerinnen klagen über Hinhaltetaktik

Bad Godesberg · Wenn die Fronhofer Galeria nach dem Unwetter vom 4. Juni neu eröffnet, wird ein Unternehmen nicht mehr dabei sein. Die Betreiberinnen von „Mi parti“ haben ihren Vertrag für zwei Geschäfte gekündigt.

„Wir sind als Kleinunternehmer benachteiligt und übersehen worden“, begründet Meltem Aksu diesen Schritt.

Gemeinsam mit ihrer Schwester Mehtap Turan hatte sie seit siebeneinhalb Jahren den 50 Quadratmeter großen Laden „Mi parti“ im Erdgeschoss betrieben. Vor fünf Jahren dann waren weitere 120 Quadratmeter im ersten Stock dazugekommen. „Wir haben uns hier immer wohl gefühlt, aber nach fast fünf Monaten Stillstand geht es einfach nicht mehr“, sagt Aksu.

Da die Fronhofer Galeria nicht am Rhein liege, habe man nicht mit einer Überflutung gerechnet und folglich auch keine Elementarschaden-Versicherung abgeschlossen. „Wir haben einen großen Ausfall hinnehmen müssen, da die Ware unten 80 Zentimeter im Wasser stand“, sagt die Inhaberin.

Stiefel, Taschen, Kleider, gestapelte Hosen, der Wlan-Router – alles sei in Mitleidenschaft gezogen worden. Man habe aber gehofft, bald wieder loslegen zu können. „Am 1. September kam dann plötzlich ein Brief des Center-Managements, in dem wir wegen nachgewiesener Sporenbelastung in der Luft aufgefordert wurden, alles binnen weniger Tage zu räumen“, so Aksu.

Das Schreiben ging an alle Mieter raus; ein Spezialunternehmen habe die komplett leeren Ladenlokale gereinigt. Die Aushilfen hatten da schon die Kündigung bekommen, die zwei festangestellten Mitarbeiterinnen werden in den beiden weiteren Geschäften in Ahrweiler eingesetzt. „Die Ansprechpartner haben sich sehr rar gemacht, aber wir mussten immer schnell auf irgendwas reagieren“, kritisiert die Geschäftsfrau.

Räumung sei notwendig gewesen

Aber warum geben die Geschwister jetzt auf, wo laut Center-Management noch in dieser Woche alle Ladenlokale an die Pächter übergeben werden? „Zum einen haben wir den Zusagen nicht mehr vertraut, zum anderen waren uns die Investitionskosten zu hoch“, sagt Meltem Aksu. 60.000 Euro hätten Einrichtung und Ware für den Laden unten gekostet, 100.000 Euro für das Geschäft im ersten Stock.

Auf GA-Anfrage ging Center-Managerin Anke Opfermann wenig auf den konkreten Fall ein. „Wir bitten um Verständnis dafür, dass eine telefonische Erreichbarkeit aufgrund der zahlreichen Anrufe nicht immer möglich ist“, sagte sie zum Kritikpunkt der Unternehmerinnen. Die Einschätzungen der Sachverständigen hätten im Laufe der Zeit wiederholt angepasst werden müssen. Vor diesem Hintergrund habe das Center-Management auf manche Anfragen zum Teil nicht sofort mit gesicherten Informationen reagieren können.

Durch das Eindringen von rund vier Millionen Litern Wasser sei viel Feuchtigkeit in das Gebäude gelangt. Die Räumung sei notwendig gewesen, um Sporenbildung zu vermeiden beziehungsweise diese zu entfernen und damit Folgeschäden präventiv zu begegnen.

„Für die Durchführung dieser Maßnahmen mussten Flächen vorübergehend freigeräumt werden. Diese stehen den Mietern nun wieder zur Verfügung. Wir werden die Übergabe aller Flächen an die Mieter in Kürze abschließen“, so das Center-Management. Für die zwei freigewordenen Flächen stehe man bereits in Verhandlungen mit neuen Mietern.

Hinter dem Schaufenster der Textilkette H & M ist zu sehen, dass gearbeitet und eingerichtet wird. Wann der Verkauf im gesamten Haus weitergeht, ist weiter offen. Am Mittwoch teilte die Fronhofer Galeria auf ihrer Homepage mit: „Sobald es einen gesicherten Termin für eine Wiedereröffnung gibt, werden wir umgehend unsere Mieter und die Öffentlichkeit informieren.“

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