Culture Slam im Pantheon Godesberger Netzwerk will politische Bildung interessant machen

Bad Godesberg/Beuel · Die Mitglieder des Godesberger Netzwerks politik|atelier will jungen Leuten politische Bildung schmackhaft machen. Zu einem Culture Slam laden sie für Sonntag, 8. Oktober, ins Pantheon ein.

Lust auf Politik: Der Vorstand mit (von links) Kristian Kampfer, Christin Behne, Fabian Pianka, Maite Ulazia und Minh-Hang Ha.

Lust auf Politik: Der Vorstand mit (von links) Kristian Kampfer, Christin Behne, Fabian Pianka, Maite Ulazia und Minh-Hang Ha.

Foto: Christoph Adel

Wer hat denn nun Recht? Der am lautesten schreit? Wer eine Meinung hat und sie vertritt, ist vielleicht auf den Holzweg. Das ist aber kein Grund, das Denken einzustellen. Die Meinungsfreiheit balanciert bisweilen auf einem schmalen Grad: Grund genug für das Bad Godesberger Netzwerk politik|atelier, sich mit einem Culture Slam den sich darum rankenden Fragen zu stellen. Autoren, Journalisten, Filmemacher, Musiker, Performer und Studenten aus Deutschland, Iran, USA, Pakistan, Ukraine und weiteren Ländern stehen am Sonntag auf der Bühne des Pantheons in Beuel.

Das Netzwerk mit Sitz An der Marienkapelle in Rüngsdorf haben vier Politikwissenschaftler vor vier Jahren gegründet. „Wir wollten die politische Bildung für junge Leute interessanter machen“, sagt Vorsitzender Fabian Pianka. Das „atieler“ im Namen stehe dabei für Kreativität. Im Verein machen mittlerweile 100 Leute zwischen 20 und 70 Jahren mit, die über die Veranstaltungen oder Stammtische dazu gestoßen sind. Die Mehrheit stecke vom Alter her in den 30ern.

2015 hat das Netzwerk seinen Fokus auf die Flüchtlingsarbeit gelegt. „Es liegt uns am Herzen, dass sich Deutsche mehr damit befassen“, sagt Pianka. Sie sollten nachvollziehen können, warum die Menschen zu uns kommen. Auf der anderen Seite stehe die Integrationsarbeit. So hat politik|atelier unter anderem das Projekt Bildungsbotschafter aufgelegt: Dabei bekamen Flüchtlinge in mehrtägigen Workshops rhetorische Stilelemente mit auf den Weg und sind damit dann an Bildungsinstitutionen herangetreten, um ihre Fluchtgeschichte öffentlich zu machen. Einige Teilnehmer haben mittlerweile schon bei der Volkshochschule referiert. Mancher sei auch an einen Job gekommen, sagt der Vorsitzende. Er glaubt daran, dass Integration gelingen könne. „Aber es wird dauern.“

Damit der Slam bei aller Ernsthaftigkeit ein unterhaltsamer Abend wird, bereiten sich die Akteure derzeit in einer Schreibwerkstatt darauf vor. „Wir geben inhaltlich nichts vor und sind sehr gespannt, was daraus wird“, sagt Jovana Kastratovic, die den Slam mit dem Titel „#FreedomofSpeech“ organisiert.

Die vergangenen drei Jahre hat es bereits einen Poetry Slam mit Flüchtlingen, die schon Deutschkenntnisse haben, gegeben. Im Zuge der Wahl Trumps zum US-Präsidenten, des Brexits, der aufstrebenden Rechtspopulisten in Europa und der Einschränkungen der Pressefreiheit mancherorts haben sich die Veranstalter entschlossen, den Slam diesmal für den interkulturellen Austausch weiter zu öffnen und ihn der Meinungsfreiheit zu widmen.

„Meinung ist kein Wissen“, sagt Kastratovic. Doch selbst wenn sie falsch sei, „ist sie unabdingbar für die Demokratie“. Es handele sich um eine Grauzone: „Wer entscheidet, was richtig und falsch ist?“, fragt die Organisatorin und spricht sich gegen die Schere im Kopf aus: „Der Denkprozess darf nicht aufgehalten werden.“ Alles Themen für den Culture Slam, bei dem auch die spanische Band El Juana Banda aus Bonn auftritt.

Einige Netzwerk-Projekte sind bereits von der Telekom, der Gesellschaft Engagement Global und der Staatskanzlei NRW gefördert worden. Nach dem Slam geht es an ein neues Projekt für Flüchtlinge und Deutsche, um sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Da will das Netzwerk Anschub und Beratung bieten.

Der Culture Slam 2017 beginnt am Sonntag, 8. Oktober, um 20 Uhr im Pantheon, Siegburger Straße 42. Tickets für acht, ermäßigt sechs Euro gibt es unter 02 28/21 25 21.

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