Brigitte Schröder Godesbergerin baute Dienst mit 11000 Helfern auf

Heiderhof · Im vergangenen Jahr wäre sie 100 Jahre alt geworden: Brigitte Schröder, ehemalige Minister-Gattin und Gründerin der so genannten „Grünen Damen.“ Jetzt erzählte ihre Tocher auf dem Heiderhof von früher.

 Im Jahr 1993 erhielt Brigitte Schröder von Ministerpräsident Johannes Rau den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Im Jahr 1993 erhielt Brigitte Schröder von Ministerpräsident Johannes Rau den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Foto: Ronald Friese

Im Rahmen einer neuen Reihe, präsentiert von der katholischen Gemeinde Frieden Christi mit dem Titel „Begegnungen mit berühmten Heiderhofern“, berichtete zum Auftakt die Tochter Christina Manig über das Leben und Wirken ihrer Mutter Brigitte Schröder.

Von Bad Godesberg aus setzte Brigitte Schröder zu Beginn der siebziger Jahre ein soziales Projekt um, das sie sich in den USA abgeschaut hatte – als sie in den 60er Jahren als deutsche Außenministergattin auf Reisen das übliche Damenprogramm langweilte und sie in Washington Krankenhäuser besichtigte. “Schon als engagierte Lokalpolitikerin in Düsseldorf hatte sie ein Herz gerade für soziale Themen. Und im Außenministerium hatte sie den noch heute existierenden Frauen- und Familiendienst auf die Beine gestellt“, berichtete Moderator und Gastgeber Joachim Schick. In Bonn schickte Schröder ab 1972 Teams ins Evangelische Waldkrankenhaus und die Johanniterklinik. Diese trugen den bis heute typischen lindgrünen Kittel. Denn die US-amerikanische Farbe Rosa der dortigen „Pink Ladies“ behagte wohl nicht nur ihr nicht. „Auch mein Vater fand die Farbe Rosa eher unpassend“, so Christina Manig, die seit 1973 auf dem Heiderhof lebt und unter anderem seit vielen Jahren den Bibel-Kreis der benachbarten evangelischen Gemeinde leitet.

Jeder Schwester musste „erobert“ werden

Dass ihre Mutter mit ihrer importierten Idee nicht gleich alle begeisterte, machte die anfängliche Zurückhaltung insbesondere der Krankenpfleger deutlich. “Da kamen plötzlich Leute, die sich sozusagen die Rosinen rauspickten“, erläuterte Schick. „Es war viel Überzeugungsarbeit notwendig“, pflichtete ihm Christina Manig bei. „Am Ende gelang es aber, auch die Schwestern zu überzeugen.“ Zu Beginn hieß es vor allem: Klinken putzen. Jede Stationsschwester musste „erobert“ werden, bis die Evangelische Krankenhaus- und Altenheimhilfe (EKH), kurz „die Grünen Damen und Herren“, zum unverzichtbaren Dienst an heute über 750 Krankenhäusern und Altenheimen werden konnte. „Eine Organisation, die heute unverzichtbar geworden ist“, so Schick. „All dies organisierte diese Frau fast im Alleingang mit ihrer einfachen Schreibmaschine und ihrem Telefon vom Heiderhof aus, bis 1992 ein Geschäftsführer hinzu kam.“ Mitarbeiter leisteten ab 1990 auch Überzeugungsarbeit in den neuen Bundesländern. So konnte dieser Dienst, der heute über 11 000 Helfer umfasst, noch vor ihrem Tod im Jahr 2000 noch in ganz Deutschland ausgeweitet werden. Schick lobte die gebürtige Schlesierin, die 1970 mit ihrer Familie auf den Heiderhof zog, als „Zeitzeugin und Mitgestalterin.“

Berühmtheiten-Reihe wird fortgesetzt

Er zeigte sich außerdem optimistisch, dass die Reihe fortgesetzt werde. Im Herbst werde es voraussichtlich eine Veranstaltung mit dem ehemaligen Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, Friedrich Kronenberg, geben. Aber auch Namen wie beispielsweise Lothar de Maizière oder Weihbischof Ansgar Puff hatte Joachim Schick bereits auf seiner Liste notiert.

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