Metzger helfen Musiker Gute-Laune-Musik gegen die Krise

Von Axel Vogel · Die Fleischerinnung im Rhein-Sieg-Kreis hat Willi Bellinghausen aus Fritzdorf engagiert. Er macht nun vor mehr als 40 Betrieben der Innung Stimmung.

 Willi Bellinghausen singt und spielt vor der Metzgerei von Adalbert Wolf in Wachtberg-Pech.

Willi Bellinghausen singt und spielt vor der Metzgerei von Adalbert Wolf in Wachtberg-Pech.

Foto: Axel Vogel

Wie es zu der Aktion gekommen ist, erklärt der Obermeister so: „Wir Metzgereibetriebe gelten als ‚systemrelevant‘ und durften daher anders als viele andere Gewerbetreibende auch während des Lockdowns weiter geöffnet bleiben“, führt Adalbert Wolf aus. Daher wolle man nun auch etwas an jemanden zurückgeben, der unter den pandemiebedingten Auflagen besonders zu leiden hatte: Die Wahl fiel auf den Fritzdorfer Musiker Willi Bellinghausen, der sich in der Szene einen Namen mit kölscher Unterhaltungsmusik gemacht hatte. Warum ausgerechnet er? „Er steht für die Region“, findet Wolf.

Und Bellinghausen kann die Unterstützung bestens gebrauchen: Denn 60 Prozent weniger Umsatz, so sagt er, musste er im vergangenen Jahr verkraften. „Die Aktion hilft mir schon sehr“, zeigt er sich denn auch dankbar. Vor allem weil er auch das Feedback der Menschen bei seiner Musik brauche. Andere Musiker-Kollegen würden während der Pandemie viel von zu Hause arbeiten und Musik streamen. Aber das ist nichts für Bellinghausen: „Ich brauche einfach den Kontakt zu den Menschen, muss ihr Gesicht sehen. Wenn ich wie heute hier in Pech das Lachen vielen Kunden sehe, denen meine Musik Freude bereitet, dann ist das für mich das Schönste in der Corona-Zeit.“ Seit elf Jahren ist er als Solokünstler unterwegs, vor allem im Karneval, was in diesem Jahr für ihn ebenfalls als Einnahmequelle „komplett weggebrochen ist“. 30 Prozent würden allein Veranstaltungen in der närrischen Session zu seinem Umsatz beitragen.

Ganz anders sieht es dagegen in Wolfs Fleischerinnung aus: „Während der Corona-Krise ist der Umsatz in vielen Betrieben um bis zu 30 Prozent gestiegen.“ Wolf kann da auch aus eigener Erfahrung berichten. Zwar sei sein Catering fast komplett zum Erliegen gekommen. Doch den Verlust habe er durch ein besseres Geschäft beim Ladenverkauf mehr als kompensieren können „Die Leute haben in der Corona-Krise wiedererkannt, was wichtig ist, und beispielsweise Lust und Muße gefunden für ein ausgiebiges, gemeinsames Frühstück oder Mittagessen.“

So bekomme er nicht selten Kochrezepte über die Theke gereicht, die Kunden nachkochen wollten, und dafür das nötige Fleisch bräuchten: „Ich fühle mich an frühere Zeiten erinnert“, so Adalbert Wolf. Aber er schränkt ein: „90 Prozent der Innungsbetriebe sind zufrieden und haben daher auch die Aktion bereitwillig unterstützt.“

Allerdings gebe es auch Metzgereien, denen die Corona-Krise dramatisch zusetzen würde. Nämlich solchen, deren Geschäftsmodell vor allem auf Catering-Dienste basiere und die etwa Schulen und Kitas beliefern würden: „Für diese Innungsbetriebe sind diese Zeiten schon dramatisch, und auch an sie müssen wir denken“, betont Obermeister Wolf. Er verwies dabei insbesondere auf eine Metzgerei im Bergischen, die aber eine entsprechende Anfrage bis Redaktionsschluss unbeantwortet ließ.

Wolf will in den schwierigen Zeiten allerdings auch an Kollegen aus anderen Gewerken erinnern, namentlich den Friseuren in der Region: „Wenn der Lockdown so weitergeführt wird, und die Hilfen weiterhin spärlich fließen, wird es spätestens im Herbst in einigen Bereichen eine Menge an Betriebsinsolvenzen geben.“

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