Frauenhilfe Rheinland Hängepartie für Mutter-Kind-Klinik auf Spiekeroog

Bad Godesberg · Mit der Dünenklinik auf Spiekeroog bietet der Verein Frauenhilfe im Rheinland Kuren für Mütter und deren Kinder an. Seit März ist die Einrichtung geschlossen, die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Die Geschäftsführung der Frauenhilfe muss die Lage weiter abwarten.

 Die Dünenklinik des Vereins Rheinische Frauenhilfe auf Spiekeroog ist derzeit geschlossen, die Mitarbeiter zu 100 Prozent in Kurzarbeit.

Die Dünenklinik des Vereins Rheinische Frauenhilfe auf Spiekeroog ist derzeit geschlossen, die Mitarbeiter zu 100 Prozent in Kurzarbeit.

Foto: privat

Pfarrerin Dagmar Müller hat schlaflose Nächte hinter sich. Seit Beginn der Corona-Krise sei die finanzielle Sicherung der Mutter-Kind-Klinik der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland über Wochen unklar gewesen, erläutert die Leitende Pfarrerin des Vereins mit Sitz in Lannesdorf. „Es war ein Drama.“ Mitte März hatte sie die Dünenklink auf Spiekeroog schließen müssen.

Das Haus war ebenso wenig unter dem Rettungsschirm der Politik gelangt wie die anderen Kliniken des bundesweiten Müttergenesungswerks. „Und das hätte geheißen, dass die, die gerade die Republik am Laufen halten, nicht damit hätten rechnen können, dass diese Einrichtungen für ihre Rehabilitation und Erholung nach der Krise weiterhin zur Verfügung wären“, führt Müller aus. Damit meint sie beispielsweise Angestellte in Supermärkten, Pflegeheimen, Krankenhäusern und Kindergärten.

Kürzlich kam die Entwarnung: in Form des Rettungsschirms für Kliniken wie die der Frauenhilfe, also konkret Ausgleichszahlungen in Höhe von 60 Prozent für die Zeit seit der Schließung. „Wenn es das nicht gegeben hätte, wären wir in drei bis vier Monaten zu endgültigen Entscheidungen gezwungen gewesen“, sagt Müller mit Blick auf die Kosten und möglichen Konsequenzen für das Personal.

Jetzt hat sie als Geschäftsführerin Zeit auch für die 30 Mitarbeiter in der Dünenklinik gewonnen. Die sind momentan zu 100 Prozent in Kurzarbeit, müssen zugleich mit 60 Prozent ihres üblichen Nettogehalts als Ausgleichszahlung auskommen. „Das bedeutet erhebliche Einschränkungen, die man nicht lange kompensieren kann,“ sagt die Pfarrerin. Angesichts des Stillstands heiße es jetzt also, die Entwicklungen weiter „hoch aufmerksam“ zu verfolgen.

Die Dünenklinik, seit 1993 im Eigentum des Vereins, ist eine Einrichtung von Frauen für Frauen. Sie steht für den Ursprung der Arbeit des bundesweiten Verbands, der schon seit 120 Jahren vor allem Frauen, Mütter und junge Familien unterstützt. „Jedes Jahr sind über 600 Mütter mit ihren Kindern zu einer präventiven dreiwöchigen Maßnahme in der Klinik“, erläutert Müller. Und zwar Mütter mit psychosomatischen Erkrankungen, mit Erschöpfungszuständen, Schmerzen, Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Es kommen Frauen, die schwere Krankheiten hinter sich haben, den Tod des Partners verarbeiten müssen. Und jene, die – eingebunden in Kinderversorgung, Erwerbstätigkeit und Pflege – die Grenzen der Belastbarkeit überschritten haben. „Auch andauernde Familienkonflikte machen die Familienmitglieder krank“, sagt Müller.

Das Therapieangebot beinhaltet Sport und Bewegung, Physiotherapie, psychologische Beratung, Yoga, Meditation und gesunde Ernährung. Für die Kinder werden Asthmaschulungen, Entspannungstherapie und Psychomotorik angeboten. Die Wartezeit auf eine Maßnahme beträgt bis zu acht Monate, so groß ist der Ansturm auf Häuser wie die Dünenklinik. „Schon jetzt rufen täglich viele Mütter an und fragen, wann es weitergeht“, sagt Müller.

Der Bedarf werde nach der Corona-Krise sicher noch höher sein als vorher. Die aktuellen Erfahrungen müssten aufgearbeitet werden. „Denn nicht für alle ist diese Zeit eine Zeit des Zusammenrückens und eines schönen Familienlebens.“ Sie hoffe also, dass gerade die Frauen, die „den Laden“ in der Republik zusammenhalten, auch nach der Krise ihr Recht auf Maßnahmen für ihre Gesundheit in Anspruch nehmen können.

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