Patientenversorgung in Bad Godesberg Hausarzt findet keinen Facharzt für Patienten

Bad Godesberg · Eineinhalb Wochen hat das Praxisteam von Dr. Michael Küster versucht, Urologen aus Bad Godesberg und Bonn für einen Hausbesuch auf dem Heiderhof zu gewinnen.

 Allgemeinmediziner Michael Küster hat häufig Probleme, einen Facharzt für Hausbesuche zu gewinnen.

Allgemeinmediziner Michael Küster hat häufig Probleme, einen Facharzt für Hausbesuche zu gewinnen.

Foto: Ronald Friese

„Es ging um einen Blasenkatheterwechsel. Da der jedoch durch die Bauchdecke vorgenommen werden musste, wollte ich gerne einen Facharzt dafür anfragen.“

Nach einem Schlaganfall ist Küsters Patient pflegebedürftig und wird zu Hause versorgt. Der Katheter müsse aus antibakteriellen Gründen regelmäßig gewechselt werden. Als der Austausch schließlich wegen einer Einblutung unaufschiebbar wurde, sich aber immer noch kein Arzt zum Hausbesuch gefunden hatte, entschied Küster, den Mann ins Krankenhaus einliefern zu lassen. „Ich schätze mal, dass jetzt mindestens 1500 Euro auf die Kasse zukommen werden“, meint der Hausarzt.

Die Kosten sind das eine, weshalb er sich an den General-Anzeiger gewandt hat: „Ich sorge mich aber generell um die Versorgung von Patienten durch Fachärzte zu Hause.“ So habe er die gleiche Erfahrung auch schon mit Neurologen gemacht, wolle deshalb auch auf keine Fachrichtung „draufhauen“, sondern für das Problem sensibilisieren. Zudem werde der Anteil älterer, meist pflegebedürftiger Menschen in der Region in den nächsten Jahren ja noch zunehmen.

Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein sieht indes kein „Problem“ auf diesem Sektor für Bad Godesberg oder überhaupt Bonn. „Grundsätzlich sind Hausbesuche Aufgabe der Hausärzte, seltener der Fachärzte“, sagt Sprecher Christopher Schneider. Sei der Facharzt medizinisch notwendig, komme er meist nur zu einem ihm bekannten Patienten.

Konkret auf den Bad Godesberger Fall bezogen, meinte Schneider: „Es empfiehlt sich, mehrere Fachärzte zu konsultieren, aber die haben natürlich auch volle Sprechzimmer und können nicht einfach die Praxis schließen.“ Manchmal gebe es auch regionale Absprachen zwischen den Ärzten.

Zudem müsse der Katheterwechsel nicht zwingend fachärztlich erfolgen. „Wenn sich der Allgemeinmediziner das zutraut, kann er tätig werden“, so Schneider. Das aber hatte Küster abgelehnt: „Es braucht schon Übung beim Wechsel eines Bauchkatheters.“

Der Heiderhofer Arzt regt stattdessen an, Personal bei den Fachärzten schulen zu lassen. Generell unterstützt das auch die Kassenärztliche Vereinigung, allerdings lässt Sprecher Schneider offen, welcher Arzt nun schulen sollte – Haus- oder Facharzt: „Es gibt delegierbare Leistungen, die von sogenannten Entlastenden Versorgungsassistentinnen durchgeführt werden können.“ Diese „Evas“ würden speziell ausgebildet, um Aufgaben wie zum Beispiel Wundversorgung zu übernehmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort