Liberale in Bad Godesberg Heißer Wahlkampfauftakt in Leos Atelier
RÜNGSDORF · Wer braucht schon hitzige Debatten bei solch einem Wetter? Warm genug ist es doch auch so, selbst wenn man sich - wie am Montagabend die Bad Godesberger FDP - dem prallen Sonnenlicht entzieht. Zwei Stunden lang plaudern Parteifreunde und Gäste im Ausstellungsraum des Rüngsdorfer Gastronomen und Künstlers Leo Raciti mit Generalsekretär Patrick Döring.
Der beweist Contenance, absolviert seinen zweistündigen Gastauftritt komplett stehend und in freier Rede, belässt dabei Anzug und Krawatte vollständig am Körper, und begrenzt die Schweißperlen auf seiner Stirn ganz einfach dadurch, dass er so gut wie nichts trinkt.
So weit die äußeren Bedingungen, die - umgeben von Racitis Kunst und einem wohlgefüllten Getränkekühlschrank - ansonsten so schlecht nicht sind. Das gilt auch für die Dialoge, in denen die Fragen der geübten Eloquenz des Spitzenpolitikers nicht nachstehen. Doch die sind um rhetorische Paraden bekanntlich selten verlegen, was auch der 40-jährige Niedersachse zu bestätigen weiß.
Die Wirtschaftslage? "Aufgrund der starken industriellen Basis in Deutschland erfreulich stabil." Die Zukunft der Währung? "Wir dürfen nicht durch währungspolitische Schnellschüsse die Gefahr der Isolation heraufbeschwören." Die Grünen? "Eine Partei der Besserwisser und Bevormunder." Die Konkurrenz durch die neue Alternative für Deutschland? "Hat ihren Auftritt gehabt."
Und die FDP? "Wird zum Regierungserhalt am 22. September stärker sein müssen als die Sozialisten von der Linken", so Döring. Eine Überraschung erlebt der Generalsekretär an der Bonner Basis dann aber doch, als Gastgeber Ulli Hauschild dem Hobby-Saxofonisten ein eigens besorgtes Instrument in die Hand drückte. Ja, so sagte Döring, Jazz und Politik hätten durchaus Gemeinsamkeiten: "Man muss sich an gewisse Regeln halten, aber Improvisation und Variationen sind erlaubt".
Auf eine Kostprobe seines musikalischen Könnens indes mussten die Anwesenden am Montagabend verzichten, taten das aber angesichts der Begründung voller Verständnis: Er habe, so Döring, zu lange nicht geübt und wolle den Anwesenden eine Zumutung ersparen. Statt dessen erfreut der Generalsekretär mit einer erstklassigen Hans-Dietrich-Genscher-Persiflage. Nach zwei Stunden am Rhein geht es heim nach Hannover.