Ehemaliger Polizist in Bad Godesberg "Herr Ullrich" ist heute "Fritz on Bike"

BAD GODESBERG · Der drahtige Herr, der da kürzlich auf der Radmesse von seiner Mammuttour durch Australien berichtete, kommt den Umstehenden irgendwie bekannt vor. Hoppla, dieser heute 73-jährige "Fritz on Bike" aus Remagen ist doch Fritz Ullrich, "der Herr Ullrich", der ganzen Generationen von Godesberger Schulkindern der vertraute Stadtteilpolizist, also wirklich ihr Freund und Helfer, war.

 Pause vor einem er weltweit bekanntesten Bauwerk, der Oper von Sydney. 4915 Kilometer radelte Fritz Ullrich durch Australien.

Pause vor einem er weltweit bekanntesten Bauwerk, der Oper von Sydney. 4915 Kilometer radelte Fritz Ullrich durch Australien.

Foto: Repro: GA

"Ja, bis zu meiner Pensionierung vor 13 Jahren war ich 39 Jahre als Polizeibeamter auf der Wache Zeppelinstraße tätig, in den letzten zwölf Dienstjahren habe ich den Heiderhof und Muffendorf betreut", bestätigt Ullrich lächelnd. Und kommt dann schnell zu seiner Biker-Leidenschaft.

Als Polizist habe er oft beobachtet, wie perspektiv- und orientierungslos ältere Bürger seien. Das sollte "Herrn Ullrich" also auf keinen Fall passieren. Radfahren könne den Menschen sportlich voll ausfüllen. "Ich möchte also auch anderen Mut machen, dass es sich lohnt, im Alter noch aktiv zu sein", strahlt "Fritz on Bike", wie ein Teil seiner E-Mail-Adresse lautet.

Ullrich nahm also die letzten drei Monate des vergangenen Jahres den Kontinent Australien in Angriff. Ausgangspunkt war Cairns, eine Touristenmetropole im Nordosten. Das Rad war bepackt. Der australische Frühling hatte mit lockeren 30 Grad Celsius begonnen. Ulrich radelt zunächst ganz komfortabel an Zuckerrohrfeldern und Bananenplantagen entlang.

An den Abenden schlägt er sein Zelt auf und genießt den klaren Sternenhimmel. "Ein überwältigender Anblick", schwärmt er noch heute. Er passierte malerisch weiße Sandstrände mit Schatten spendenden Palmen. Im türkisfarbenen Meer wird gebadet, geschnorchelt und "relaxt". Von jobbenden Backpacker-Touristen erfährt er jedoch, dass die gut bezahlte Bananenernte nicht ganz ungefährlich ist. In den Bananenstauden nisten nicht selten Ratten, gefährliche Spinnen oder Schlangen. Auch in paradiesischen Gegenden wartet die Gefahr.

Jetzt beginnt für den Radfahrer Ullrich die Hitzeperiode. Schattige Rastplätze sind rar und liegen bis zu 95 Kilometer auseinander. Am Straßenrand liegen verwesende Kängurus. Nicht überall kann er auf Seitenstreifen des Highways fahren. Zum Eigenschutz trägt er auffällige Kleidung. "Nahe der Küste von Rockhampton werde ich Opfer einer Vogelattacke. Ein Macpie greift mich während der Fahrt von hinten an und fügt mir eine blutende Wunde am Ohr zu", berichtet Ullrich.

Etwa 15 weitere Attacken folgen. "Fortan ist für mich Hitchcocks Film 'Die Vögel' keine Utopie mehr." Doch die herrlichen Ausblicke und unvergessliche Erlebnisse, die auf der gesamten Etappe noch folgen werden, entschädigen den Fahrer für alle Strapazen. Ullrich erfreut sich an bis zu zwei Meter langen Echsen, Dingos, Walen und Truthähnen "Brush Turkey". Er erkundet Brisbaine und die Touristenhochburg "Surfers Paradise". Und spart natürlich auch nicht die Metropole Sydney aus.

Bis Merimbula hat er dann 4000 Kilometer mit dem Drahtesel zurückgelegt. Hier trifft er auf einen entgegenkommenden Radfahrer, der ihm die Schönheiten der Südküste schmackhaft macht. Und schon ist Ullrich mit Bus und Bahn kurzentschlossen nach Warrnambool unterwegs. Hier sieht er endlich im Nationalpark Towel Hill die ersten frei grasenden Kängurus, er entdeckt Emus und Koalas. Und hängt noch die 300 Kilometer lange Traumstraße mit dem wohl schönsten Küstenabschnitt von Südaustralien an seine Tour bis Melbourne dran.

Noch im Rückblick leuchten seine Augen. Genau 4915 australische Kilometer hat er schließlich geschafft. Und jetzt plant "der Herr Ullrich" schon die nächste Tour.

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