Arbeitskreis wagt Neuananfang Hilfe für St. Petersburger Bedürftige aus Bad Godesberg

Bad Godesberg · Nach 30 Jahren richtet der ökumenische Arbeitskreis seine Hilfsprojekte für Bedürftige in St. Petersburg neu aus. Die Versöhnungsarbeit sei wichtiges Zeichen der Solidarität in einer Zeit, in der sich die deutsch-russischen Beziehungen verschlechtert hätten.

 Der Arbeitskreis unterstützt seit 30 Jahren bedürftige Kinder und Erwachsene in St. Petersburg.

Der Arbeitskreis unterstützt seit 30 Jahren bedürftige Kinder und Erwachsene in St. Petersburg.

Foto: Repro: Ebba Hagenberg-Miliu

Der ökumenische Arbeitskreis St. Petersburg, ein inzwischen 30 Jahre laufendes Hilfsprojekt, hat mit seinem neuen Koordinator Cay Gabbe, einem ehemaligen Beamten des Entwicklungsministeriums, einen Neuanfang gestartet. „Auch wenn die Unterstützung heute nicht mehr so groß ausfällt wie früher, ermöglichen die Spenderinnen und Spender durch ihr kontinuierliches Engagement auch im dritten Jahrzehnt des Arbeitskreises ein wichtiges Zeichen der Solidarität in einer Zeit, in der sich die deutsch-russischen Beziehungen verschlechtert haben“, sagt der Rüngsdorfer Gabbe.

Er war im Mai 2019 in St. Petersburg und traf die Partnerorganisationen, die seit Jahren für die Weiterleitung der Bonner Spenden an Bedürftige in der russischen Metropole sorgen. Und er nahm Kontakt zu neuen Initiativen auf. Nach seiner Rückkehr nach Bonn arbeitete Gabbe mit einer Steuerungsgruppe an einer Neuausrichtung. „Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie groß die Not auch heute noch ist“, erklärt er sein Engagement.

Anfangs Sachspenden, Lebensmittel und Geld

Wie berichtet, hatten sich schon Mitte der 1980er Jahren in der Bonner evangelischen Lukaskirchengemeinde und der evangelischen Marienforster Kirche in Godesberg Aktive zusammengefunden, die sozial engagierte Partnerorganisationen in der russischen Metropole unterstützen wollten. 1990 stieg die Friedensinitiative ökumenisch in die praktische Arbeit ein. Von März 1990 bis Ende 2001 seien Sachspenden, Lebensmittel und Gelder nach St. Petersburg transferiert worden, ab 2002 ausschließlich Geldspenden, hat Margrit Röhm für das Lukas-Forum der Bonner Lukasgemeinde rekapituliert: Bis 2016 waren 33.000 Pakete mit Kleidung, Wäsche, Schuhen und Medikamenten in Lkw und Containern nach St. Petersburg gegangen, dazu 6.000 Lebensmittelpakete sowie 485.700 Euro und 23.770 US-Dollar. Bis 2020 folgten noch einmal 43.004 Euro an Geldspenden.

Wichtige Versöhungsarbeit

Für Bad Godesberg war seit 1990 Elisabeth Gädeke von der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde Anlaufpunkt gewesen. Ihr Engagement für russische Weltkriegs-Überlebende und deren Nachkommen benannte sie 2014 dem GA gegenüber als Versöhnungsarbeit. Man möge nicht vergessen, dass deutsche Soldaten 1944 die Stadt komplett abriegelten und einfach abwarteten, bis nach 900 Tagen von den drei Millionen mehr als eine Million Leningrader tot waren: durch Hunger, Krankheit und Erfrieren. Auch Cay Gabbe streicht heute heraus, die Anteilnahme am Schicksal Bedürftiger in St. Petersburg sei ein wichtiger Beitrag zur Versöhnung. Für die dortigen Menschen in Not sei es notwendig, dass die Hilfe weitergeht. „Umso mehr in Zeiten der Pandemie, denn davon sind sie weit existentieller betroffen als wir hier in Deutschland.“

Der Arbeitskreis unterstützt die Sozialarbeit von drei Partnerorganisationen. Die Gruppe Jachad der jüdischen Gemeinde verteilt Lebensmittelpakete an Arme. Die Evangelisch-Lutherische Gemeinde unterhält einen Mittagstisch, der Obdachlose täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgt. Und der St. Petersburger Malteser Hilfsdienst organisiert ein Familienprojekt, das alleinerziehende Mütter, die zum Teil wohnungslos sind und oft nicht wissen, wovon sie das Essen für den nächsten Tag kaufen sollen, unterstützt. Für maximal einen Monat wird ihnen dort eine Unterkunft angeboten.

Kontakt zum Arbeitskreis: Telefon: 0228-39 15 723 oder E-Mail: cay.gabbe@t-online.de

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