Viele Spenden an Bord Hilfstransport fährt aus Bad Godesberg in die Ukraine

Bad Godesberg · Am Mittwoch haben viele Menschen vor der Kirche Sankt Marien Spenden für die Ukraine abgegeben. Zeitweise bildete sich eine lange Schlange, die Hilfsbereitschaft war groß.

 Menschen bringen Spenden zum Anhänger des Hilfstransports von Stefan Mironjuk (Mitte links) für die Ukraine.

Menschen bringen Spenden zum Anhänger des Hilfstransports von Stefan Mironjuk (Mitte links) für die Ukraine.

Foto: Petra Reuter

Zum zweiten Mal in zwei Wochen macht sich Stefan Mironjuk auf den Weg in die Ukraine. Mit der ersten Fahrt evakuierte der 48-jährige Familienvater in den Karnevalstagen Familienmitglieder aus dem umkämpften Gebiet. Nun will er mit zwei Fahrzeugen und einem Anhänger Spenden aus Bad Godesberg nach Lwiw/Lemberg bringen. Medikamente, Schuhe, Schlafsäcke und kleine Pakete für Kinder sollen die Not ein wenig lindern. Auf dem Rückweg wollen die Helfer erneut Frauen und Kinder evakuieren. Die örtliche Kirchengemeinde half bei der Spendensammlung.

„Jedes Kind aus der 6c hat ein Paket für Kinder in der Ukraine gepackt“, berichtete Mironjuk gerührt von Spenden aus dem Aloisiuskolleg. Mit ihrer Lehrerin, Rabea Zöllner, hatten die Schüler nach der Besprechung des Films „Als Hitler das rote Kaninchen stahl“ überlegt, was ihnen selbst in einer solchen Situation wichtig wäre. Die meisten Kinder legten Spielzeug, Kuscheltiere und Süßigkeiten in die Kartons. „Die Hilfsbereitschaft war sehr beeindruckend“, so Mironjuk. Den Wunsch des Nachwuchses, auf diese Weise ein wenig zu helfen, konnte Pater Gianluca Carlin gut nachvollziehen. „Die Kinder haben feine Antennen für das, was um sie herum vorgeht“, sagte er und stimmte Mironjuk zu: „Man kann diese Dinge nicht vor ihnen verbergen.“

Die Sammlung als Gemeinschaftsaktion mit der katholischen Kirche Bad Godesberg vor der Kirche Sankt Marien war durch einen persönlichen Kontakt zustandegekommen, berichtete die Koordinatorin der Ukraine-Hilfe, Alice von Spee. Ab 16.30 Uhr standen die Spender am Gotteshaus zeitweise Schlange, um festes Schuhwerk, Schlafsäcke, Medikamente und Verbandsmaterial abzugeben.

Gemeinde sucht Wohnraum für Geflüchtete

Carmen Cramer aus Muffendorf hatte über einen E-Mail-Verteiler von Bürger Bad Godesberg von der Aktion erfahren. „Ich habe meine Hausapotheke ausgeräumt und eine befreundete Apothekerin um Hilfe gebeten“, berichtete sie. Diese habe ihr per Post reichlich Medikamente im geschätzten Wert von mehr als 1000 Euro geschickt, an die man normalerweise in diesen Mengen nicht so schnell kommt. „Man kann so wenig tun“, sagte Cramer betroffen. Angesichts des Leidens der Millionen Menschen sei ihr Beitrag vielleicht nicht viel. „Aber es gibt mir Kraft, dass ich wenigstens ein bisschen tun kann.“ Ursula Siffert-Barop beschrieb ihre Motivation, Schlafsäcke zu bringen, ähnlich. Sie habe „einfach nur helfen“ wollen und wünschte sich für die Betroffenen Frieden, „am besten sofort“.

 Pater Gianluca Carlin (l.) und Stefan Mironjuk zeigen Schlafsäcke und eines der Pakete, die für den Hilfstransport in die Ukraine gespendet wurden.

Pater Gianluca Carlin (l.) und Stefan Mironjuk zeigen Schlafsäcke und eines der Pakete, die für den Hilfstransport in die Ukraine gespendet wurden.

Foto: Petra Reuter

Aktuell unterstütze die Kirche an vielen Stellen, sagte von Spee. „Es sind schätzungsweise mehrere Hundert Geflüchtete in Bad Godesberg eingetroffen.“ Einige seien bei Bekannten oder Verwandten untergekommen, für andere suche und koordiniere die Gemeinde Wohnraum, beschrieb die Koordinatorin einen Zweig der kirchlichen Unterstützung. Zurzeit bereite man ein kleines Haus und eine Wohnung als Unterkünfte vor. Weiterhin eruiere man, wo und wie man mehr Wohnraum in anderen Gebäuden generieren könne. Weil genau das aktuell die größte Herausforderung sei, freue sich die Gemeinde auch über private Hilfsangebote unter ukraine@godesberg.com oder über obdach@bonn.de .

Zusätzlich zu den Spenden für diese Fahrt in die Ukraine wollten Kirchengemeinden in Bad Godesberg Flagge zeigen, sagte die Koordinatorin. So organisiere man für diesen Samstag um 12 Uhr einen kurzen Schweigemarsch von der Kapelle an der Rigal‘schen Wiese in Richtung Fußgängerzone bis zur Kirche Sankt Marien. Dort findet um 12.15 Uhr ein kurzes ökumenisches Friedensgebet statt. Diese Kooperationsveranstaltung der katholischen Kirche Bad Godesberg und der evangelischen Thomas-Kirchengemeinde solle künftig jeden Samstag stattfinden, so von Spee.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort