Kunst- und Handwerkermarkt in der Stadthalle Hobbyweberin zeigt ihre Kunst

Bad Godesberg · Gertrud Ring tut etwas Ungewöhnliches für die heutige Zeit - sie ist Weberin. "Zumindest Hobbyweberin", wie sie bekennt. Seit mehr als 30 Jahren hat sich die 74-jährige Lengsdorferin dieser Kunst verschrieben. Kein Wunder, dass sie am Sonntag beim Kunst- und Handwerkermarkt in der Stadthalle eine besondere Attraktion war.

 Die Besucher des Kunst- und Handwerkermarkts zeigen großes Interesse an Gertrud Ring und ihrem Webstuhl. Die Lengsdorferin webt seit mehr als 30 Jahren.

Die Besucher des Kunst- und Handwerkermarkts zeigen großes Interesse an Gertrud Ring und ihrem Webstuhl. Die Lengsdorferin webt seit mehr als 30 Jahren.

Foto: Ronald Friese

Viele Neugierige blieben an ihrem Webstuhl stehen und beobachteten, wie sie gleichzeitig mit Händen und Füßen arbeitete. "Da muss dann alles zusammen passen", sagte Ring und lachte. Mit ihrer Technik produziert sie Tischtücher, Schals, Teppiche und sogar Wolldecken. Sie besitzt zwei Webstühle. Einen kleineren für Präsentationsauftritte wie in der Stadthalle, einen größeren daheim in Lengsdorf.

Das Modell in der Stadthalle ist eine etwa 50 Jahre alte "Leclerc" aus Kanada. Auf- und Abbau mit ihrer "Leclerc" sind relativ zügig zu bewerkstelligen, berichtete die Bonnerin, da ist sie kaum auf Hilfe angewiesen. Aber wer webt heute noch? "Ich weiß es auch nicht", bekannte sie. Zumindest in Bonn und der Region sei ihr niemand bekannt. Dabei wünsche sie sich jemanden zum Austausch, zum Fachsimpeln und zum Weiterentwickeln dieser besonderen Kulturtechnik. Die Weberei gehört neben der Wirkerei und der Töpferei zu den ältesten Handwerken der Menschheit.

Das Handweben wird in der heutigen Zeit meist als Kunsthandwerk betrieben, so wie gestern auf dem "Markt der schönen Dinge", wie die Veranstalter des Kunst- und Handwerkermarktes ihre Schau nennen.

Seit zwei Jahren ist der Markt nun schon ein Magnet für Design-Fans sowie Freunde des Kunsthandwerks. "Der Markt der schönen Dinge bietet die ideale Plattform für alle Menschen, die sich an künstlerisch oder kunsthandwerklich gestalteten Gegenständen erfreuen", berichtete Nina Otto vom Veranstalter Messe Siegen/Joko GmbH. Die Kunst- und Designobjekte sind handgefertigte Unikate, in liebevoller Handarbeit erstellte Einzelstücke aus Materialien wie Filz, Stoff, Perlen, Holz oder Seide. Hochwertiger, handgefertigter Schmuck war hier ebenso zu finden wie Bilder, Grafiken und Kunstdrucke oder originelle Garten- und Wohnaccessoires.

Zu den Kunsthandwerkern, die ihre Kunst nicht nur in Form ihrer Produkte präsentierten sondern auch vor Ort arbeiteten, zählte beispielsweise Anke Reuter-Berg aus Bad Laasphe im Sauerland, die ihr Tiffany-Glas-Design an ihrem Stand vorführte. Die Mutter von vier Kindern, die ihrer Profession zu Hause nachgeht, zeigte an ihrem Stand eine große Facette ihrer Kunst. "Zum Beispiel die einzigartigen Fensterbilder schätze ich sehr, da ist jedes Teil ein Unikat", sagte sie. Am Stand von Sibylle Hebgen aus Moschheim, die Filz- und Schieferobjekte herstellte und anbot, konnten die Besucher noch Ostereier filzen - in einer Woche ist es ja soweit.

Der Webstuhl

Die ersten Webmaschinen waren so genannte Bandmühlen, mit deren Hilfe im 16. Jahrhundert Bänder hergestellt wurden. 1728 verwendete ein Seidenweber aus Lyon gelochte Holzbrettchen zur Steuerung seiner Webstühle. Jacques de Vaucanson aus Grenoble entwickelte diesen einfachen Webstuhl zu einem mechanisch durch eine hölzerne Lochkarte gesteuerten Modell weiter. wem

Informationen rund um das Thema Weben gibt es bei Gertrud Ring, Lengsdorfer Hauptstraße 73, Rufnummer 0228/2436573, und per E-Mail an die Adresse gertrudring@aol.com.

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