Hochwasserschutz Bonner sollen künftig besser auf Unwetter vorbereitet werden

Bad Godesberg · Anwohner von Bächen sollen sich auch selber vor Hochwasser-Ereignissen schützen. Einen hundertprozentigen Schutz gebe es laut Stadtverwaltung nicht. Städtische Hochwasserschutzmaßnahmen würden bei extremen Starkregen-Ereignissen an ihre Grenzen geraten.

 Der neue Mehlemer Entlastungskanal hatte am 14. Juli ordentlich zu tun.

Der neue Mehlemer Entlastungskanal hatte am 14. Juli ordentlich zu tun.

Foto: Silke Elbern

Der Starkregen vom 14. Juli und seine katastrophalen Folgen vor allem für das Ahrtal steckt noch vielen Menschen in der Region in den Knochen. Auch in Bad Godesberg und vor allem in Mehlem waren an diesem Tag die Sorgen der Anrainer von Godesberger und Mehlemer Bach groß. Mit einer großen Anfrage wollte die CDU-Bezirksfraktion Bad Godesberg nun von der Stadtverwaltung wissen, welche Schlussfolgerungen der Starkregen vom Juli für den Stadtteil hat. Die Anfrage wird auch Thema in der kommenden Sitzung der Bezirksvertretung am Mittwoch, 6. Oktober, sein.

Gemeinde Wachtberg und Stadt Bonn erstellen Hochwasserschutzkonzept

„Für Bonn lässt sich in einem ersten Rückblick sagen, dass das Kanalnetz den starken Dauerregen am 14. Juli 2021 weitestgehend schadlos abgeleitet hat und es an den Bonner Bächen, mit Ausnahme des Dransdorfer Bachs, zu keinen größeren Überflutungen geführt hat“, erklärt die Stadtverwaltung in ihrer Stellungnahme. Bereits seit Anfang des Jahres werden im Rahmen eines Hochwasserschutzkonzeptes, das von der Gemeinde Wachtberg und der Stadt Bonn durch ihre gemeinsame Hochwasserpartnerschaft in Auftrag gegeben wurde, „mögliche Maßnahmen“ zur Hochwasserentlastung am Godesberger Bach durch ein Planungsbüro geprüft. „Die Arbeiten dauern aktuell noch an, sodass noch keine finalen Ergebnisse vorliegen“, so die Stadtverwaltung.

An Bächen finden „kontinuierlich“ Maßnahmen statt, um Überflutungen zu verhindern

Das Tiefbauamt verweist außerdem darauf, dass an allen Bonner Bächen „kontinuierlich verschiedene Maßnahmen“ zum Schutz vor Überflutungen infolge von Starkregen-Ereignissen betrieben werden. „Dazu gehören sowohl Renaturierungsmaßnahmen, die gemäß europäischer Wasserrahmenrichtlinie fortlaufend geplant und umgesetzt werden, als auch der bauliche Hochwasserschutz an den Bonner Bächen“, so die Stadt. Allerdings sei die Wiederherstellung „natürlicher Retentionsräume“ im urbanen Raum nur begrenzt möglich. Schließlich seien in den ehemaligen Bach- und Flussauen nun Siedlungs- und Verkehrsflächen vorhanden. „Der Bodenwert von angrenzenden Wohnhausgrundstücken ist meist sehr hoch und die Bereitschaft zu einem Verkauf oder einer Umgestaltung meist sehr gering“, erklärt das Tiefbauamt.

Vollständiger Schutz ist nicht möglich

Daher werde der bauliche Hochwasserschutz vor allem im städtischen Bereich der Bäche – aufgrund der begrenzten Flächenverfügbarkeit – umgesetzt. „So wird die Überflutungsgefahr in der Bebauung reduziert und damit ein bestmöglicher Schutz vor Überschwemmungsereignissen vorgenommen.“

Die Christdemokraten wollten in ihrer Anfrage auch wissen, ob die bisherigen Schutzmaßnahmen gegen Überflutungen am Godesberger und Mehlemer Bach die Bürger auch vor extrem heftigen Niederschlägen schützen können. „Bei Bachhochwassern wird der Abfluss im Bach berechnet, das heißt die Wassermenge, die beispielsweise einem 100-jährlichen Abfluss entspricht. Ein 100-jährlicher Abfluss ist ebenfalls von Gewässer zu Gewässer je nach dessen Ausprägung unterschiedlich“, so die Stadtverwaltung. Ein Zusammenhang zwischen Niederschlagsmenge und Ausmaß einer Überschwemmung sei daher nur „schwer herzustellen“, da entscheidend sei, welche Einzugsgebiete wo vom Niederschlag betroffen sind. „Zudem werden bei der Bemessung von Hochwasserschutzanlagen in der Regel Jährlichkeiten von maximal 100 oder 200 Jahren berücksichtigt, Extrem-Ereignisse können dabei nicht berücksichtigt werden“, heißt es weiter. Der kommunale, technische Schutz gegen die Folgen von Starkregen stoße „unweigerlich“ bei extremen Starkregen-Ereignissen an seine Grenzen, da Hochwasserschutzmaßnahmen „nicht auf derartige Wassermengen ausgelegt“ sein könnten.  „Ein 100-prozentiger Schutz vor Überflutungen durch Hochwasserschutzmaßnahmen bei solchen extremen Starkregen-Ereignissen ist technisch also nicht möglich und ein zusätzlicher Individualschutz unbedingt erforderlich“, erklärt die Verwaltung.

Mehlemer Entlastungskanal hat sich bewährt

Was sich am 14. Juli allerdings bewährt habe, war der neue Entlastungskanal in Mehlem. Auch die Messstationen am Godesberger und Mehlemer Bach haben ihre entsprechenden Warnungen an die Leitstelle der Berufsfeuerwehr weitergeleitet, sodass rechtzeitig gehandelt werden konnte. „Das Überwachungssystem mit Regenmessern und Bachpegeln wird aus Anlass des Starkregens von Juli einer Überprüfung unterzogen und bei Bedarf angepasst und erweitert“, so die Verwaltung.

Mehlem erhält neue Risikokartierung

Auch eine Frage der CDU: Ob die Risikokartierungen für die beiden Godesberger Bäche erneuert werden. Das liege nicht in der Hand der Stadt, sondern der Bezirksregierung Köln. Für den Godesberger Bach wurden die Karten erst gerade erneuert. Die Karten für den Mehlemer Bach werden in den kommenden Monaten erneuert.

Katastrophen-Vorsorge soll stärker in den Fokus gestellt werden

Was nun seitens der Verwaltung stärker in den Fokus rücken soll: Die Katastrophen-Vorsorge der Bonnerinnen und Bonner. „Allgemein soll die Prävention und Eigenvorsorge wieder mehr in den Fokus gerückt und die Bevölkerung gezielt informiert werden“, so die Verwaltung. Allerdings wird bereits auf der Stadt-Internetseite und auch bei Tagen der Offenen Türe entsprechend informiert. Eine erste weitere Maßnahme stellt der „Tag des Katastrophenschutzes“ am Samstag, 2. Oktober, auf dem Bonner Münsterplatz dar. Dabei soll gezielt über das Szenario Stromausfall und die Vorsorgemöglichkeiten informiert werden.

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