Gespräch mit Anja Kruse Hoffnung geben für die letzte Lebensetappe

Bad Godesberg/Bonn · Die Schauspielerin Anja Kruse liest am Sonntag, 3. Juli, im Johanniter-Hospiz im Waldkrankenhaus. Sie trägt Auszüge aus dem Buch „Die Möwe Jonathan“ von Richard Bach vor.

 Anja Kruse trägt aus „Die Möwe Jonathan“ vor, weil es für sie ein religionsübergreifendes Mutmachbuch ist.

Anja Kruse trägt aus „Die Möwe Jonathan“ vor, weil es für sie ein religionsübergreifendes Mutmachbuch ist.

Foto: Barbara Frommann

Publikum ist Anja Kruse gewöhnt. Wenn die Schauspielerin jedoch am Sonntag liest, wird ihr Auditorium ein ganz besonderes sein: Todkranke und deren Angehörige sowie weitere Gäste. Veranstaltungsort ist der Wintergarten des Johanniter-Hospizes im Waldkrankenhaus.

Warum aber führt Kruses Weg, die derzeit im Contra-Kreis-Theater mit dem Stück „Der Vorname“ auftritt, in ein Hospiz? „Eine Freundin ist dort Patientin, und ich wollte sie wie auch andere unterstützen“, begründet Kruse ihren Einsatz. Das Buch des US-Autors Bach hat die 59-Jährige zwar in dreifacher Ausfertigung in ihrem Haus bei Cannes liegen, da die Entscheidung spontan fiel, musste sie sich aber ein Exemplar leihen. In Kurzform geht es darum, dass die Möwe Jonathan sich lieber in der Flugkunst übt, als wie ihre Artgenossen den ganzen Tag nach Futter Ausschau zu halten. Das wiederum schätzen diese gar nicht. Nach seinem irdischen Ableben kehrt Jonathan zurück, um junge Möwen anzulernen.

Ausgrenzung, Tod – schwere Kost für das Publikum am Sonntag? „Nein, denn es ist eine Geschichte voller Hoffnung, die den Aufruf enthält, das Leben selbst in die Hand zu nehmen“, meint die Schauspielerin. Als praktizierende Buddhistin betont sie, dass die Frage sei, wie man mit einer Sache umgehe. „Im Fall der Hospiz-Bewohner könnte das sein, die letzte Etappe in Frieden anzunehmen.“

Sie selbst hat sich irgendwann die Frage gestellt, ob roter Teppich, Fernsehserien, also dauerhafte Präsenz, alles ist. „Heute stehe ich lieber wohldosiert in der Zeitung und sehr gerne auf der Theaterbühne, die ich viel zu lange vernachlässigt habe“, so die Wahl-Französin, die auch noch einen Wohnsitz in Salzburg hat. Ihr Gastspiel in Bonn wollte sie eigentlich nutzen, um sich die Stadt endlich einmal im Sommer anzuschauen. Doch dann kam das Unwetter am 4. Juni. „Meine Theater-Wohnung in der Brunnenallee ist komplett abgesoffen und damit auch alles, was ich mithatte“, erzählt sie. Schlimmer noch als das Finanzielle traf sie der kurzzeitige Verlust ihrer Katze: „Sie ist mir tatsächlich aus der Hand weggeschwommen.“ Erst am nächsten Morgen tauchte sie wieder auf.

Kruse machte sich unterdessen, gefahren von einem hilfsbereiten, aber ihr völlig fremden Herrn, nur mit einem Bademantel bekleidet ins Contra-Kreis-Theater auf. „Ich wollte niemanden hängen lassen, schließlich waren wir fast ausverkauft.“ Jetzt wohnt sie in Sankt Augustin und ist statt auf Sightseeing- ungewollt auf Shoppingtour.

Anja Kruse liest am Sonntag, 3. Juli, um 15.30 Uhr im Wintergarten des Johanniter-Hospizes, Waldstraße 73. Der Eintritt ist frei. Noch bis zum 10. Juli ist sie im Stück „Der Vorname“ im Contra-Kreis-Theater zu sehen. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen oder im Internet unter www.bonnticket.de

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