Tiere werden im Kottenforst vermutet Hunde büxten gemeinsam aus und sind seitdem verschwunden

Bad Godesberg · Vor 21 Tagen liefen der Labrador Timmi und der Airdale Terrier Gracie in Wachtberg-Ließem davon. Experten vermuten sie im Kottenforst. Doch gefunden hat sie noch niemand.

 Weiterhin vermisst sind die beiden Hunde: Timmis Frauchen, Christiane Eichele, hängt Suchplakate am Parkplatz Venner Straße auf.

Weiterhin vermisst sind die beiden Hunde: Timmis Frauchen, Christiane Eichele, hängt Suchplakate am Parkplatz Venner Straße auf.

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

Wo sind Timmi und Gracie? Diese Frage bewegt derzeit zwei Godesberger Familien, die sich bis zum 31. Juli gar nicht kannten. An jenem Freitag jedoch büxten ihre Hunde gemeinsam in Ließem aus – und sind seitdem fast spurlos verschwunden. Fast deshalb, weil geschulte Tiere des Suchhundezentrums Köln in den zurückliegenden Wochen mehrfach im Kottenforst anschlugen.

Es fällt Christiane Eichele nicht ganz leicht, über den gelben Labrador Timmi zu sprechen. „Vor vier Jahren hatte ich einen schlimmen Schlaganfall im Garten, und niemand war zu Hause. Durch sein lautes Bellen hat er Nachbarn auf mich aufmerksam gemacht“, ist sie dem fünfjährigen Vierbeiner noch heute dankbar.

Beide Hunde waren an besagtem Tag bei einem Sitter untergebracht – der die Tiere laut Eichele frei laufen ließ. Der Airedale Terrier Gracie habe dann ein Reh aufgespürt. „Timmi ist sehr sportlich und hat sich wohl gedacht, den Sprint mache ich mit’“, sagt Eichele, die im Villenviertel wohnt.

Gracies Frauchen Hannah Bisset lebt mit ihrer Familie in Schweinheim. Auch dort wiegt der Verlust schwer. „Unsere siebenjährige Tochter Violet plagen seitdem jede Nacht Alpträume“, sagt die Mutter. Wie die Eicheles war auch die englisch-amerikanische Familie im Urlaub, als sie die Nachricht vom Verschwinden erhielt. Direkt organisierten sie eine Suche und schlossen sich mit den Eicheles kurz. „Wir sind jeden Morgen und Abend im Wald, lassen Essen und Kleidung von uns da, haben zudem eine Nachtkamera installiert“, so Bisset. Doch bisher verliefen alle Maßnahmen ohne Erfolg. Der Sitter, der die Tiere von klein auf kenne, sei ebenfalls untröstlich. „Auch wenn wir tot traurig sind, sind wir ihm nicht böse“, so die Schweinheimerin.

Hunde sollen Wild gerissen haben

Ein klein wenig erinnert die Geschichte von Timmi und Gracie schon an Bonnie und Clyde. Genau wie das amerikanische Verbrecherduo sind die Hunde gewissermaßen unsichtbar und haben wohl mindestens eine Tat verübt. „Patienten der Gezeiten Haus Klinik an der Venner Straße haben einen Wildriss samt Todeskampf gehört“, so Eichele. Der Suchhund aus Köln wiederum habe unterhalb des Gezeiten Hauses angezeigt, dass Timmi da war.

Die erste Suche des Teams um Ralf Hölz fand am Entlaufort statt. „Ein speziell von uns ausgebildeter Suchhund, ein sogenannter Pettrailer, hat die Spur von Timmi aufgenommen und über eine längere Strecke verfolgt“, sagt Hölz auf Anfrage. Dadurch sei man zu der Erkenntnis gelangt, dass sich das Tier im Kottenforst aufhalte. Es seien Flyer erstellt worden, um Hinweise auf Sichtungen zu erhalten, es gab Suchaufrufe über die sozialen Medien und mit Kameras überwachte Futterstellen. „In der letzten Woche haben wir dann im Kottenforst nochmals einen Suchhund angesetzt, der dort eine Spur von Timmi bestätigt hat“, so Hölz.

Förster und Jagdaufseher sind informiert

Natürlich informierten die betroffenen Familien auch Förster und Jagdaufseher im Umfeld. Was den Revierförster im Bereich Kottenforst, Willi-Josef Wild, nach immerhin 21 Tagen jedoch nachdenklich stimmt: „Der Kottenforst ist extrem frequentiert von Menschen, aber niemand hat die Hunde bislang gesehen, und ich glaube nicht, dass sie nur nachts unterwegs sind.“ Denn das seien die beiden ja nicht gewohnt. Zudem gibt er zu bedenken: „Selbst der Wildriss ist nur gehört worden, er hat nicht optisch stattgefunden.“ Heißt: Er glaubt nicht, dass Timmi und Gracie noch im Wald sind.

Wie Frauchen Hannah Bisset mutmaßt er, die Tier könnten von jemand mitgenommen oder eingefangen und verkauft worden sein. Denn normalerweise würden sie ihren Heimatstandort auch über diese Distanz wiederfinden. Wilds andere Überlegung ist ebenfalls wenig schön: „Sie könnten auch im Dickicht oder Dornengestrüpp an Schwarzwild geraten sein, das stärker war.“ Eicheles haben den Welpen Timmi seinerzeit nach dem Hund Timmy aus der Jugendbuchreihe „Fünf Freunde“ benannt. Zumindest bei den kleinen Detektiven ging am Ende immer alles gut aus...

Über Hinweise freuen sich Christiane Eichele unter ☎ 01 73/7 09 57 79 und Hannah Bisset unter ☎ 01 51/41 49 66 78.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort