Interview mit Arne Krüger "Ich will Büchern eine zweite Chance geben"

BAD GODESBERG · Gespräche am bunten Teller, Teil 1: Arne Krüger will Leser überzeugen, Krimis und Romane nicht nur nach ihrem Äußeren zu beurteilen.

Sitzende Tätigkeit und Spekulatius: Um die Folgen dieser unguten Kombination ein wenig abzumildern, lädt die GA-Redaktion Bad Godesberg an den Weihnachtstagen Menschen aus der Nachbarschaft ein, gemeinsam den bunten Teller leer zu essen und über etwas zu sprechen, das sie gerade beschäftigt.

Arne Krüger, Auszubildender bei Bücher-Bosch an der Alten Bahnhofstraße, greift zu Marzipan. Er hat zwei Bücher dabei, die in schlichtes, hellbraunes Packpapier gewickelt sind. Nur ein Zettel mit Hinweisen wie "ein Computervirus, der auf Menschen überspringt" und "der verzweifelte Versuch eines Erfinders, seine Frau zu retten" macht Appetit auf den Inhalt. Die Bücher gehören zu einem Berufsschulprojekt, bei dem Arne Krüger die Kunden von Bücher-Bosch einlädt, Bücher nicht alleine nach ihrem Äußeren zu beurteilen. Über seine Idee spricht er mit Bettina Köhl.

Eine Geschenkverpackung ist das nicht, oder? Eher ein Überraschungspaket.
Arne Krüger: Genau. Man sieht keinen Autor, man sieht das Cover nicht, man sieht den Titel nicht, und das ist genau der Sinn der Sache. Ich habe nämlich festgestellt: Wenn ich selbst Bücher kaufe und über die Tische und Regale gucke, lasse ich mich sehr davon beeinflussen, ob ein Buch spannend aussieht oder ob ich den Autor kenne. Das hat im Endeffekt nicht viel mit dem Inhalt zu tun, der ja das Wichtigste an einem Buch ist. Mit der Aktion will ich erreichen, dass der Kunde vom Inhalt aus entscheidet, welches Buch er kauft.

Und was sagen die Kunden?
Krüger: Die meisten fanden das eine sehr gute Idee.

Also ich würde das Papier ja sofort aufreißen. Wie machen das die anderen Buchkäufer?
Krüger: An der Kasse wird das Buch noch nicht ausgepackt, sondern erst mal so mitgenommen, und dann geschaut, was drin ist.

Und was ist, wenn ich vom Inhalt meines Pakets enttäuscht bin?
Krüger: Wenn das Buch überhaupt nicht gefällt, kann es mit dem Kassenbon natürlich auch umgetauscht werden.

Wonach haben Sie die Bücher für Ihr Projekt ausgesucht?
Krüger: Ich habe hauptsächlich Titel ausgewählt, die wir im Laden hatten, die sich aber nicht so gut verkauft haben, wie ich mir das gewünscht hätte. Damit will ich ihnen eine zweite Chance geben. Ich habe mich aber auf Belletristisches beschränkt - Krimis, Fantasy und Romane, damit die Aktion nicht zu verwirrend wird. Wer ein Sachbuch sucht, braucht mehr Informationen.

Wie muss den ein Buch aussehen, damit es gekauft wird? Zählt wirklich nur die Optik?
Krüger: Es gibt zum Beispiel typische Covergestaltungen bei Krimis. Da sind oft Insekten, dunkle Hinterhöfe oder so was in der Art zu sehen. Wenn ein Krimi etwas bunter ist, kann es sein, dass er von den Kunden übergangen wird. Das Cover entscheidet oft, ob ein Buch überhaupt in die Hand genommen wird.

Und was lesen Sie selbst gerne?
Krüger: Ich habe viele Lieblingsautoren, bei den Krimis Jussi Adler-Olsen, bei Fantasy Brent Weeks.

Zur Person

Arne Krüger (23) ist Auszubildender im dritten Lehrjahr bei Bücher-Bosch. Nach dem Abitur am Anno-Gymnasium in Siegburg hat er zunächst zwei Semester Elektrotechnik in Aachen studiert. Weil er sich immer schon für Literatur interessierte, macht er jetzt sein Hobby zum Beruf und wird Buchhändler.

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