Die jüngste KG im Godesberger Karneval Im Herzen ein Freibeuter

HEIDERHOF · Der Heiderhofer Karnevalsverein feiert seine fünfte Session mit Kinderkostümfest und „Heiderhof Alaaf“. Bei den Freibeutern läuft so manches anders als bei Traditionsvereinen.

 In der Heiderhofer Freibeuter-Garde darf man auch in Hosen tanzen.

In der Heiderhofer Freibeuter-Garde darf man auch in Hosen tanzen.

Foto: Thomas von Pfetten-Arnbach

Der rheinische Vereinskarneval ist schon eine ernste Sache. Nicht so bei den Heiderhofer Freibeutern – Godesbergs jüngstem Karnevalsverein, der 2014 ins Leben gerufen wurde, um mal etwas anderes abseits von Frack und Kappe zu machen. „Bei uns ist es nicht so gezwungen wie bei den Traditionsvereinen“, sagt Pressewart Marcel Hartmann, „die durchaus ihre Berechtigung haben.“ Statt „Stillgestanden!“ heißt es hier: „Losgetanzt!“ Und dabei muss nicht jedes Bein(chen) perfekt geschwungen sein. „Wer mitmachen will, tritt auch mit auf“, so Hartmann.

Unter der Führung von Kapitän Alexander Wegner haben sich die Freibeuter auf die Fahne geschrieben, den Heiderhof zu beleben und die Kinder zu Tanz und Bewegung zu motivieren. Dass ihnen das gelungen ist, zeigt die wachsende Zahl an Tanzkindern, darunter auch viele Nicht-Heiderhofer. Mehr als 80 von ihnen nehmen jede Woche am Tanztrainig von Kapitänsehefrau Inge Schöner teil. Das fängt mit den bis zu sechs Jahre alten „Fuzzies“ an und geht weiter mit den sechs- bis zehnjährigen „Coolen Freibeutern“, gefolgt von den „Teenies“, die dann ab einem Alter von etwa 16 Jahren zur „Garde“ übergehen.

Tanzgruppe kommt mit einem Bus nicht aus

Wie groß die Freibeuter-Tanztruppe ist, zeigte sich im Februar 2017, als Trainerin Inge Schöner für ihre Kinder- und Jugendarbeit bei der „Nacht der Piraten“, dem großen Kostümball am Karnevalssamstag, den Piratenorden verliehen bekam. „Der Einmarsch war so lang, dass wir die komplette Stadthalle ausgefüllt haben“, erinnert sich Hartmann. „Die Ersten waren schon auf der Bühne, da waren die Letzten noch nicht im Saal.“ Und für die Tour an Weiberfastnacht mit bis zu neun Auftritten in Kindergärten, Schulen, Ministerien und Behörden musste zuletzt schon ein Doppeldeckerbus her. „Diese Session werden wir wohl mit einem Bus nicht hinkommen“, prophezeit Hartmann.

Die Garde der Freibeuter tanzt aktuell zu einem Karnevalslied aus den eigenen Reihen, denn der Ohrwurm „Stippefott“ stammt aus der Feder von Pressewart Marcel Hartmann (der GA berichtete), der seit zwei Jahren als „Rudbaat“ über die Bonner Karnevalsbühnen tourt. Der Mix aus Elektro, Rap und Mundart hat es sogar auf die Kult-CD „Mega-Jeck 22“ geschafft, wo Größen wie Brings und Kasalla vertreten sind, und war kürzlich der WDR-Lokalzeit Bonn einen Bericht wert.

Die Mannschaft der kühnen Freibeuter zählt heute an die 350 Mitglieder. Ihr Maskottchen ist Papagei „Fringel“, der seinen Namen den Freibeuterinnen Friedel und Inge verdankt, die das zwei Meter hohe Kostüm gesponsort haben, in dem wechselweise Kapitänstochter Christina oder ihr Bruder Michael stecken. Mit niedrigen Jahresbeiträgen und Leihgebühren für Tanzkostüme will man es Familien und Kindern einfach machen, beim Karneval dabei zu sein.

Strenge Vorschriften gibt es keine

„Viele Eltern sind anderswo oft von den Kosten der Kostüme und den strengen Vorschriften abgeschreckt“, berichtet Hartmann. Deshalb gibt es bei den Freibeutern keine einheitliche Uniformen. „Jeder gestaltet seine Piratenkluft selbst.“ Zwar sind die Kostüme der Tanzgruppen vom Grundstil her einheitlich, können aber individuell verändert werden. „Wer keinen Rock tragen will, kann auch in Hosen hüpfen“, so Hartmann. „Das wäre bei einem Traditionscorps überhaupt nicht möglich.“ Ganz ohne Brauchtumspflege geht es aber auch bei den Heiderhofer Freibeutern nicht, die auf ihrem Ordensfest verdiente Mitglieder ehren und in ihrer kurzen Vereinsgeschichte bereits zum zweiten Mal die Kindergodesia stellen.

Nach dem Motto „Wie die Mutter so die Tochter“ trat Charlotte Wegner in der Session 2015/2016 als erste Freibeuter Kindergodesia in die Fußstapfen von Inge Schöner, der 1989er Godesia. Auch in dieser Session schlägt mit Anna von Pape wieder ein Freibeuterherz im Godesberger Kinderprinzenpaar. Auf der „Prunksitzung“, der großen Freibeuter Karnevalsparty „Heiderhof Alaaf“, werden traditionell das kleine und große Godesberger Kinderprinzenpaar begrüßt. Auf dem Programm stehen außerdem neben den eigenen Tanzgruppen die „Magic Majorettes“ aus Sinzig mit Showtanz und Twirling. Musikalisch begleitet wird die Karnevalsparty von den bönnsch-kölschen Jungs „Aach und Kraach“ und natürlich von Rudbaat alias Marcel Hartmann. Doch den Vortritt haben an diesem Tag wie immer die kleinen Freibeuter, die am Nachmittag ihr Kinderkostümfest feiern.

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