Fraunhofer-Institut FHR In Wachtberg auf der Suche nach Weltraumschrott

WACHTBERG · Das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik (FHR) in Wachtberg hat im Zuge des neunten Wachtberg-Forums neueste Entwicklungen vorgestellt. Atrium, Gestra, Tira und Oras heißen die Projekte.

Es gibt wohl kaum einen Wachtberger oder Bad Godesberger, der nicht weiß, was die Berkumer Kugel ist. Schließlich ist das an einen riesigen Golfball erinnernde Radom das wohl auffälligste Wahrzeichen des Drachenfelser Ländchens. Einzig die Frage, was sich unter der weißen Hülle verbirgt, ist für viele ein Mysterium.

Die knapp 200 Teilnehmer des neunten Wachtberg-Forums durften nun einen ausgiebigen Blick in die Kugel werfen – dabei gab es nicht nur Informationen rund um das dort beheimatete Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik (FHR).

Es wurde auch gefeiert: Vor zehn Jahren wurde das FHR in die Fraunhofer-Gesellschaft integriert. Das Institut wachse und sei „ein wichtiger Arbeit- und Impulsgeber“, sagte Susanne Schneider-Salomon vom NRW-Wissenschaftsministerium, die zum runden Geburtstag angereist war. Genau wie verschiedene Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Verteidigung, darunter Wachtbergs Bürgermeisterin Renate Offergeld, die die Entwicklung des FHR würdigten. Darüber hinaus wurden die neuesten Entwicklungen im Bereich der Radarforschung vorgestellt.

Atrium

Autonomes Fahren ist eine Zukunftsvision, die aber immer näher rückt. Wie es funktioniert? Am Auto angebrachte Radarsensoren informieren den Wagen über mögliche Hindernisse – und lösen entsprechende (Bremsreaktionen aus, erklärt Thomas Dollmann. Dafür müssen sie vor allem eins: zuverlässig sein. Umfassende Tests sind also nötig, bei denen Atrium hilft. Die „Automobile Testumgebung für Radar In-the-loop Untersuchungen und Messungen“ simuliert eine realitätsnahe Nachbildung von Verkehrsszenarien. So wird die Funktionsfähigkeit der Sensoren virtuell getestet – ohne Fahrer und wenn nötig, rund um die Uhr.

Gestra

Mit dem Radar Gestra wird der erdnahe Weltraum großräumig überwacht, beschreibt Abteilungsleiter Andreas Brenner. Ziel ist es, Weltraumschrott zu katalogisieren, die Situation zu analysieren und Gefahren abzuwenden. Das FHR entwickelt Gestra im Auftrag des Raumfahrtmanagements der DLR, 2020 soll es an das Weltraumlagezentrum übergeben werden. Doch wozu braucht man das Radar überhaupt? Die im Orbit vorhandene technische Infrastruktur – zum Beispiel für Navigation und Mobilfunk – ist „durch umherfliegende Trümmerteile bedroht“, so Brenner. Diese stammen unter anderem von Satelliten, die zur Machtdemonstration von einzelnen Staaten zerstört wurden. Gestra hilft somit, Kollisionen zu verhindern und neuen Weltraumschrott zu vermeiden. Die Bedrohung ist auf jeden Fall real: So muss die ISS laut Brenner regelmäßig Ausweichmanöver fliegen.

Tira

Das Weltraumbeobachtungsradar Tira mit 34 Metern Durchmesser, das sich in der Berkumer Kugel befindet, „kann die Flugbahn von Satelliten präzise bestimmen und Bilder von ihnen machen“, sagt Frank Schlichtheber, wissenschaftlicher Mitarbeiter. So können Satelliten unter anderem auf mögliche Schäden untersucht werden. Der Unterschied von Gestra und Tira: Ersteres arbeitet „viel und groß“, Zweiteres „genau und präzise“, beschreibt Schlichtheber. Die Kugel hat übrigens nur einen Sinn: Das Radar vor Wind und Wetter zu schützen.

Oras

Um die Sicherheit geht es bei dem „Sensorgestützten Überwachungs- und Alarmierungssystem zur Detektion und Verfolgung unbemannter Flugsysteme“. Gemeint sind laut Teamleiter Andries Küter Drohnen. Überfliegen diese eine politische Veranstaltung, könne sie Fotos machen, aus Schauzwecken landen – oder etwas abwerfen, nennt Küter ein Beispiel. Dann kommt Oras ins Spiel: Das System spannt so etwas wie einen virtuellen Zaun auf. Fliegt eine Drohne hinein, wird sie geortet und aufgenommen.

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