Innenstadtentwicklung in Bad Godesberg Wünsche nach einer grüneren City sind groß

Bad Godesberg · Bei der dritten Veranstaltung der Reihe „Zurück in die Zukunft“ haben Experten, Schüler und Bürger in Bad Godesberg die Themen „Klima“, „Wasser“ und „Grün“ diskutiert - dabei vor allem über die hohen Temperaturen in der Innenstadt und eine intensivere Begrünung.

Der Ria-Maternus-Platz hat zwar einige Beete, die die Stadt Bonn auch bepflanzt hat, viele Bad Godesberger wünschen sich dort aber Bäume.

Foto: Maximilian Mühlens

Dass es die verschiedensten Wünsche und Visionen in puncto „Klima, Wasser, Grün“ für die Bad Godesberger Innenstadt gibt, wurde am Dienstagabend bei „Zurück in die Zukunft“ mehr als deutlich. Es war die dritte und letzte Veranstaltung, die der ehemalige Bezirksvorsteher Norbert Hauser ins Rollen gebracht hatte, um mit den Bad Godesbergern Ideen für die Umgestaltung der City zu finden.

Grundlage für die Diskussionen und Vorträge war der Siegerentwurf für das Integrierte Stadtteilentwicklungskonzept (ISEK) des Berliner Architekturbüros Capatti Staubach. Der Austausch fand diesmal in den Räumen der Volkshochschule Am Michaelshof statt.

Schüler vom Aloisiuskolleg präsentieren ihre Ideen

„Das Thema des Klimawandels ist aus keinem Politikfeld mehr wegzudenken“, sagte Bezirksbürgermeister Christoph Jansen (CDU) zu Beginn der Veranstaltung. Die Innenstadtentwicklung ist allerdings keine Angelegenheit, die nur ein paar Jahre dauert, sondern eine Maßnahme, die sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken wird. Die Auswirkungen werden also vor allem die jüngeren Generationen spüren und erleben.

Deshalb hatten gleich zu Beginn drei Schüler des Aloisiuskollegs die Möglichkeit, ihre Versionen eines modernen Bad Godesbergs den rund 40 Anwesenden zu präsentieren. Die Ideen hatten sie mit Schülerinnen des Clara-Fey-Gymnasiums entwickelt.

Max von Danwitz, Karol Lojek und Lorenz Miebach wünschen sich beispielsweise ein Platanendach für den Theaterplatz. Dieses besondere und vor allem natürliche Dach soll die Innenstadttemperatur in den heißen Sommermonaten senken. Außerdem wünschen sie sich eine Begrünung der Fronhofer Galeria auf der Innenstadtseite. „Das ist eine Fassade mit Glaselementen, die keine Funktion hat“, so einer der Schüler.

Der Moltkeplatz würde durch seine großen, dunklen Asphaltflächen viel Wärme speichern und abgeben, auch da sehen die Schüler Handlungsbedarf. Ebenfalls müssten das Angebot an öffentlichen Toiletten ausgebaut und die Innenstadt mehr begrünt werden.

Experte spricht sich für Öffnung des Godesberger Bachverlaufs aus

Den Siegerentwurf für das ISEK sehen sie in Teilen kritisch, insbesondere, weil in der Innenstadt viel Schotter verlegt werden soll, was im Sommer zu Staub und im Winter zu Matsch führen könnte. Auch die vielen Wasserspiele kommen bei den jungen Leuten nicht gut an, denn in Bonn würden viele Brunnen und Wasserspiele nicht funktionieren. Wie sähe das dann aus, wenn die neuen Wasserelemente gar nicht in Betrieb wären, fragten sich die Ako-Schüler. Für ihre Ideen bekamen die jungen Leute viel Applaus aus dem Publikum. Eine Besucherin lobte die Vorschläge, als „praxisnäher“ als die vom Architekten.

Martin Kaleß vom Wasserverband Eifer-Rur hielt einen Vortrag zum Thema „Hochwasserresilienz und Klimafolgeanpassung“. Er verdeutlichte, dass der Godesberger Bach ein Einzugsgebiet von 36 Quadratkilometer habe und sich durch Tallagen und Gebiete schlängelt, die dicht besiedelt sind. „Hier gibt es ein hohes Schadenspotenzial“.

Er verwies auf ein GA-Foto, das ein Brückenbauwerk an der Nikolaus-Becker-Straße zeigte. „Die Brücke scheint an dieser Stelle zu klein zu sein. Außerdem ist ein Rohr im Weg, das Wasser aufstauen kann“, so der Fachmann. Deshalb sprach er sich für eine teilweise Offenlegung des Baches aus, denn so könnte eine Leistungssteigerung erreicht werden und sich das Wasser besser verteilen. Dafür müsste allerdings auch ein entsprechendes Rückhaltevolumen geschaffen werden.

Architektin wirbt für städtische Baldachine

Die Aachener Architektin Ina-Maria Orawiec, die sich mit ihrem Büro auch an dem Wettbewerb ums ISEK beworben hatte, warb intensiv für eine Begrünung Bad Godesbergs. Fassaden seien Filter, eine begrünte Fassade sei ein besonders guter Filter. Es würde kahle Flächen auch vor Graffiti schützen. „Versuchen Sie mal Blätterwerk zu besprühen“, so Orawiec. Außerdem würde eine begrünte Fassade für mehr Aufenthaltsqualität sorgen und für vielfältige Sinneseindrücke sorgen.

Für die Stadt Krefeld habe sie mit ihrem Büro gerade Fördergelder für einen städtischen Baldachin eingeworben. Dieser bietet nicht nur Schatten, sondern senkt auch die Temperatur und präsentiert sich zu jeder Jahreszeit in einem anderen Gewand. „Diese Fassaden und Baldachine erzählen Ihnen das Jahr“, so die Architektin. Der Bad Godesberger Architekt Frank Piotrowski warb indes ebenfalls für eine intensivere Begrünung, seine Ideen untermauerte er mit teilweise eindrucksvollen Fotomontagen.

Bad Godesberger Architekt wünscht sich begrünten Ria-Maternus-Platz

Ob kleine Beete entlang des Schauspielhauses oder auch Bäume auf dem neugestalteten Ria-Maternus-Platz: Letzteres ist allerdings keine neue Idee, diese wurde innerhalb der Bezirksvertretung Bad Godesberg immer wieder besprochen, scheitert aber meist an der unterirdisch verlaufenden U-Bahn, weshalb keine Bäume gepflanzt werden können. Das Wurzelwerk könnte für Probleme sorgen. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Michael Wenzel (Grüne) fand die Idee zwar gut, riet Piotrowski einen entsprechenden Bürgerantrag zu stellen und warnte zugleich: „Der Teufel steckt im Detail.“