Dialog mit der Stadt Wie Bürger sich im Godesberger Norden einbringen

Bad Godesberg · Die Stadt und der neue Verein „Wir unter der Godesburg“ haben mit Bürgern darüber diskutiert, was sich im Godesberger Norden ändern müsste. Themen waren zum Beispiel Begrünungen und Müllvermeidung.

 Beim ersten Nachbarschaftsdialog für das bevorstehende Quartiersmanagement in Bad Godesberg Nord erschienen viele Interessierte. Die Moderation übernahm Anna Hoff (links).

Beim ersten Nachbarschaftsdialog für das bevorstehende Quartiersmanagement in Bad Godesberg Nord erschienen viele Interessierte. Die Moderation übernahm Anna Hoff (links).

Foto: Simun Sustic

Es war der erste Nachbarschaftsdialog der Stadt Bonn und des neu gegründeten Vereins „Wir unter der Godesburg“ und eine Bad Godesbergerin machte dessen Dringlichkeit sogleich deutlich: „Ich finde, dass man sich in seinem Viertel kulturell engagieren und austauschen sollte. Die Gesellschaft muss mehr zusammenwachsen, damit keine Parallelgesellschaften entstehen“, sagte sie. Die Seniorin war am Mittwoch mit etwa 100 bis 150 anderen Teilnehmern in der neuen Turnhalle der ehemaligen Michaelschule in Bad Godesberg erschienen.

Er gab Gelegenheit, alle Themen zu diskutieren, welche Anwohner, Politiker, Immobilienunternehmen und Vereine im Godesberger Norden beschäftigen: Sicherheit, Wohnen, Müllentsorgung, Klimaanpassung oder Verkehr. Hierzu waren Vertreter diverser Ämter und Dienststellen der Stadt anwesend. Ausgangspunkt des Treffens war das bevorstehende Vorhaben, ein Quartiersmanagement einzurichten, also eine engere Kooperation zwischen Verwaltung und Bewohnern eines Stadtteils. Angesprochen waren hier Bürger im Bad Godesberger Norden. Bezirksbürgermeister Christoph Jansen (CDU) sprach davon, „Visionen für das Quartier zu entwickeln“. Anwesend waren auch zwei Übersetzerinnen für Englisch und Arabisch, die jedoch nicht zum Einsatz kamen.

Neben Mitgliedern der Verwaltung, Politik und Immobilienbranche waren auch Vereins- und Gemeindemitglieder zugegen, so etwa von einer Nachbarschaftsinitiative in der Weißenburgstraße oder dem marokkanischen Kulturverein. Die Teilnehmer fanden sich im Anschluss an einen losen Austausch untereinander an Tischen zusammen, an denen jeweils über Mobilität, Nachbarschaft und Zusammenleben, Kinder und Jugend, Umwelt und Klima, Arbeit und Wohnen sowie Sicherheit und Sauberkeit diskutiert werden konnte. Interessierte stellten Experten von der Stadt Fragen oder regten Verbesserungen an.

Bürger interessierten sich sehr für Klimaanpassung

Eine Bürgerin interessierte am Tisch für Umwelt und Klima etwa, wo auf der Plittersdorfer und der Bonner Straße in Zukunft Begrünungen vorgenommen werden sollen. Ein Mitglied des veranstaltenden Vereins bemängelte, man spreche viel von Begrünung, auf der Friesdorfer Straße werde aber derzeit sehr viel versiegelt. Ein anderer, betagter Bewohner sagte, es sei wünschenswert, dass Anwohner gefragt werden, ob und welche Arten in ihrer Nachbarschaft gepflanzt werden. Der beratende Mitarbeiter des Amtes für Umwelt und Stadtgrün entgegnete, man pflanze 700 Bäume pro Jahr im Stadtgebiet, vier Menschen seien im Akkord damit beschäftigt. Dies gestalte sich nicht immer einfach, weil einerseits eine genaue Kubikmetermenge Platz pro Wurzel nötig sei, andererseits an den Stellen, wo gar nicht gepflanzt werde, meist Gas-, Wasser- oder Fernwärmeleitungen lägen. Derzeit überprüfe man aber, ob bei Straßenaufrissen Leitungen zugunsten einer Neupflanzung verlegt werden könnten.

Wer zuständig für Solarpanels oder Fernwärme sei, wollte eine Bürgerin wissen. Eine junge Frau erkundigte sich, wie sie ihren Garten richtig pflegt, um möglichst viel Biodiversität und Insektenvielfalt zu ermöglichen. Nach dem Einholen einschlägiger Tipps und dem Austauschen von Kontakten wurden die Diskussionsteilnehmer gebeten, sich an einen weitere Schwerpunkt-Tisch zu begeben.

So stießen die Themen Sicherheit und Sauberkeit im Quartier ebenfalls auf großes Interesse. Anwohner monierten das häufige Auftauchen von Elektrogeräten im Sperrmüll und die Vermüllung privater Grundstücke. Auch die Schaffung neuen Wohnraums war Thema, nicht zuletzt, da auf dem Gelände der alten Michaelschule 55 geförderte Wohnungen entstehen sollen, wie Bernhard von Grünberg, Vorstand des Mieterbunds, mitteilte. Fragen darüber, wie viele Pkw-Stellplätze geschaffen werden sollen, aber auch allgemeine Anliegen zum Erhalt etwa von Gründerzeitbauten im Norden Bad Godesbergs wurden in der Gruppe diskutiert.

Mehreren Gruppen gemeinsam war die Entrüstung über mutmaßliche Drogendealer, die überall im Quartier auf offener Straße zu beobachten seien, etwa im Bereich der Friesdorfer Straße. Ein anderes gruppenübergreifendes Interesse galt der Verbreiterung bestehender und Planung neuer Fahrradwege. Auch einige Kinder waren anwesend. Diese wünschten sich mehr Basketballkörbe und mehr Treffpunkte für Jugendliche unter 14 Jahren. Die Gruppe „Nachbarn und Zusammenleben“ bemerkte in der Debatte, dass man stolz auf bestehende gesellschaftsstiftende Angebote sein könne, diese aber gleichwohl in einer „Blase“ stattfänden, für die es Außenstehende zu begeistern gilt.

Die finale Auswertung des Nachbarschaftstreffens konnten die Besucher mit dem Hochhalten einer grünen (Zustimmung), gelben (teilweise Zustimmung) oder roten (Ablehnung) Karte vornehmen. Während sich bei den Aussagen „Ich habe heute mindestens einmal gelacht oder mich gefreut“ oder „Der Besuch der Veranstaltung hat sich für mich gelohnt“ etwas mehr grüne als gelbe Karten zeigten, dominierten überwiegend grüne Karten beim Satz „Ich werde mich in Zukunft weiterhin engagieren“. Moderatorin Hoff wertete dies als klaren Erfolg für das künftige Quartiersmanagement in Bad Godesberg Nord.

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