Redoute in Bad Godesberg Jubiläumsausstellung von Günter Herzing startet

BAD GODESBERG · Dieser Maler hat eine sofort erkennbare Handschrift. In seinen großflächigen Bildern kreuzen sich realistische Gegenständlichkeit mit surrealer Symbolik und kubistische Raumgliederung mit expressionisch satten Farben - und sie ergeben allesamt "typische Günter Herzings".

 Vereint viele Zitate aus seiner 28-jährigen Laufbahn: Das Bild die "Mahlermühle" hat Günter Herzing zu seinem 60. Geburtstag gemalt und ist auch im Haus an der Redoute zu sehen.

Vereint viele Zitate aus seiner 28-jährigen Laufbahn: Das Bild die "Mahlermühle" hat Günter Herzing zu seinem 60. Geburtstag gemalt und ist auch im Haus an der Redoute zu sehen.

Foto: Axel Vogel

Wenn am Mittwoch Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke um 18.30 Uhr die Jubiläumsausstellung "Lebensfülle - Farbenhülle IV" im Haus an der Redoute, Kurfürstenallee 1a, eröffnet, dann kann sich der Stadtteil einen Monat lang an den Ölbildern und Objekten eines seiner eigenwilligsten Maler satt sehen.

"Diese Malermühle habe ich extra zu meinem 60. Geburtstag gemalt", weist der in Hennef geborene Absolvent des Aloisiuskollegs bei einem Rundgang auf das Herzstück hin. Lächelnd steht er vor der 2,30 mal 1,80 Meter-Fläche. In diesem Bild seien zahlreiche Zitate aus seiner 28-jährigen Laufbahn vereint.

Die Zentrierung in Form einer Ellipse steigert auch hier die Dreidimensionalität und richtet den Blick wie durch ein Bullauge auf seine Malerwelt. Haus und Straße im Villenviertel und im Hintergrund der Bahnhof setzen die gerade bei den lokalen Kunden beliebte Reihe "Bad Godesberg - Innen" fort.

Die rothaarige Frau, die über die Jahre auf hohen Absätzen ebenso häufig wie aufreizend durch Herzings Bilder stakste, ist im neuen Bild dabei, à la Salvador Dali zum Baum zu mutieren. Und im Herzen der von Zügen umkreisten Szene sitzt, den Pinsel ins Regenwasser tunkend, der Maler vor der Staffelei.

"Ja, wenn das Künstlerleben so entspannt wäre", seufzt Herzing. Architektur hat er einst studiert. Nach dem Diplomingenieur kam die praktische Arbeit. "Mit dem Kreativ-Phantasievollen hatte die aber nichts mehr zu tun", erinnert er sich. Auch wenn es dem jungen Familienvater schwer fiel: "Das hätte ich nicht ein Leben lang durchgehalten."

Also wurde er Künstler. "Das war am Anfang total aussichtslos. Und erst Schritt für Schritt habe ich mich durchgekämpft", erzählt Herzing und streicht über frühe Skulpturen im Stile Auguste Rodins. Seine realistische Malweise, die auch in abstrakten Bildern aus warmen Farben wie bei August Macke hervorlugt, wurde erst langsam wertgeschätzt.

Sein für einen Architekten symbolischer Bleistift, der alles erdet, ist in fast allen seinen Werken zu finden. Zwei Steine stünden Künstlern im Weg, sinniert Herzing: Die dauernde Existenzangst und das "Chaos des sogenannten Kunstbetriebs." Auszuhalten sei das nur mit Hilfe eines Luftkissens, der Freiheit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und ein autonomes Werk schaffen zu können.

Herzing strahlt und zeigt die Ergebnisse seiner Ausflüge in die Kindheitserinnerungen: Wie in einem Knotenpunkt bündele er in der Ausstellung die Energieströme seiner Malerei und der Objekte, die aus seiner Passion für altes Spielzeug entstanden sind. Setzt sich seine Kunst denn Grenzen?

Herzing lacht und freut sich, dass seine von der Jury der jährlichen Schwarz-Weiß-Ausstellung abgewiesenen Bilder erotischer Paarszenen nun doch im Haus an der Redoute hängen. "Sehen Sie hier" sagt er, die saftigen Akte seien nicht pornografisch, sondern erotisch mit Wärme und Humor gemalt. "Und sie sind sogar kinderfreundlich", setzt er lachend hinzu. Und zeigt auf die kleine gelbe Ente, die sich in jedes Bild geschmuggelt hat.

Info

Bis 14. September ist die Schau mittwochs bis samstags von 14 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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