Arbeit mit Cliquen Jugendarbeit läuft in Bad Godesberg wieder an

Bad Godesberg · Die sogenannte aufsuchende Jugendarbeit ist in Bad Godesberg nach der ersten Corona-Welle wieder angelaufen. Das heißt: Sozialarbeiter warten nicht, bis die Jugendlichen zu ihnen kommen, sondern gehen zu den Treffpunkten und sprechen sie an.

 Auf der Treppe am Mehlemer Dorfplatz: Gunter Larisch von der KJA sucht die Jugendlichen auf und spricht mit ihnen.

Auf der Treppe am Mehlemer Dorfplatz: Gunter Larisch von der KJA sucht die Jugendlichen auf und spricht mit ihnen.

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

An diesem Mittwochnachmittag ist Gunter Larisch in Mehlem unterwegs. Der Diplom-Sozialpädagoge sucht im Dienst der Katholischen Jugendagentur Bonn (KJA) auf seiner wöchentlichen Runde nach der ersten Corona-Welle inzwischen wieder die üblichen Jugendtreffpunkte im Ortsteil auf. Larisch hört den jungen Leuten zu, berät sie und diskutiert mit ihnen.

Einigen Cliquen ist Larisch gut bekannt. „Zielgruppe unseres Angebots sind alle zwischen sechs und 27 Jahren. Der Fokus liegt dabei auf den ab Zwölfjährigen“, erläutert Marc Hammer, pädagogischer Leiter des KJA-Treffpunkts „Rheingold“ in der Meckenheimer Straße 2. Dorthin lädt sie Larisch bei schlechtem Wetter auch ein, aktuell natürlich nur unter Hygieneauflagen.

Im „Rheingold“ habe man inzwischen wieder einen guten Weg zwischen Infektionsschutz und Wiedereröffnung finden können, fügt Hammer hinzu. Aber in der aufsuchenden Jugendarbeit fehle natürlich noch der Kontakt zu denjenigen jungen Mehlemern, die in die Innenstadt gehen.

Materialien und Spielgeräte werden regelmäßig gereinigt

Auf die dürfte der Jugendkontaktbeamte der Polizei treffen, der im gesamten Stadtteil ebenfalls sein Augenmerk auf die Orte legt, die von Jugendlichen stark frequentiert werden. „Darunter befinden sich öffentliche Parkanlagen, Dorfplätze, Jugendzentren, Schulen und diverse andere Treffpunkte im Freien“, erläutert Polizeioberkommissar Simon Rott. Während der ersten Monate der Corona-Zeit habe er aufgrund des Kontaktverbots nicht vor Ort arbeiten können.

Doch seit die Jugendzentren und Schulen wieder öffneten, sei er erneut im Einsatz und spreche vor allem 14- bis 18-Jährige an, um „Jugenddelinquenz so früh wie möglich aufzudecken und präventiv gegenzusteuern.“ Der Kontaktbeamte bleibt also immer auch Polizeivollzugsbeamter. Er suche dabei aber auch das Gespräch mit Erziehungsberechtigten und mit Mitarbeitern der Jugendzentren, Schulen und dem Jugendpfleger der Stadt, so Rott.

Die pädagogischen Fachkräfte der Stadt und verschiedener Träger wiederum konzentrieren sich auf Beziehungsarbeit, um junge Menschen zu solidarischem Miteinander und Toleranz gegenüber verschiedenen Kulturen und Lebensformen zu befähigen, wie es Peter Bröxkes vom städtischen Jugendamt definiert. Aufsuchende Arbeit erreiche Kinder und Jugendliche dabei niederschwellig und unmittelbar an ihren Treffpunkten und somit früher als in der klassischen, stationären Jugendarbeit.

Seit Anfang Mai die Kontaktbeschränkungen gelockert und Hygienekonzepte entwickelt wurden, läuft auch diese aufsuchende Arbeit wieder an – mit mindestens 1,5 Metern Abstand zu den Kindern und Jugendlichen. Regelmäßig werden in den mobilen Treffpunkten die Materialien und Spielgeräte gereinigt. „Um die Arbeit in gewohnter Form anbieten zu können, sind weitere Lockerungen in der Corona-Schutzverordnung erforderlich“, gibt Bröxkes zu bedenken.

Zurück zum Mehlemer „Rheingold“. Dort ist nach der ersten Corona-Welle derzeit auch ein weiterer Zweig aufsuchender Jugendarbeit im Wiederaufbau: das mobile Angebot mit Outdoor-Spielen. Nach den Sommerferien werde eine Kollegin jeweils donnerstags auf dem Dorfplatz, Spielplätzen und in Parks Frisbee, Crossboule und Slackline-Spiele anbieten, kündigt Marc Hammer an. Für den Heiderhof sehe er übrigens einen ähnlichen Bedarf an „hinausreichender Jugendarbeit“, fügt der pädagogische Leiter hinzu.

Dort ist die KJA mit einem festen Jugendtreffpunkt im Souterrain der katholischen Kirche präsent. Auf dem Heiderhof bestehe jedoch noch mehr eine Inselsituation als in Mehlem, meint Hammer.

Im Höhenortsteil gebe es darüber hinaus eine ganze Reihe informeller Treffpunkte, an denen sich Jugendliche aufhielten, die man mit der festen Jugendarbeit im Zentrum überhaupt nicht erreiche. Hier sollte also der Kontakt zu Cliquen und Gruppen im Bezirk neu aufgebaut werden.

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