Bad Godesberg Jugendliche fühlen sich von Polizei und Politik allein gelassen

BAD GODESBERG · Innenminister Ralf Jäger und die Bonner Landtagsabgeordneten werden in der nächsten Zeit Post aus Bad Godesberg bekommen. Denn eins wurde bei dem Gespräch, zu dem Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann Schüler, Lehrer und Eltern eingeladen hatte, deutlich: In Bad Godesberg ist die Polizeipräsenz nicht ausreichend.

 Beim Sicherheitsgespräch zeigen Emma Waltersbacher (von links), Marie Jacquemin und Freya von Husen die Ergebnisse der Umfrage unter den Otto-Kühne-Schülern.

Beim Sicherheitsgespräch zeigen Emma Waltersbacher (von links), Marie Jacquemin und Freya von Husen die Ergebnisse der Umfrage unter den Otto-Kühne-Schülern.

Foto: Ronald Friese

Die Polizeipräsenz in Bad Godesberg ist nach Meinung der Vertreter von Nicolaus-Cusanus-, Konrad-Adenauer-, Clara-Fey- und Amos-Comenius-Gymnasium sowie von Aloisiuskolleg, Otto-Kühne-Schule und Friedrich-List-Berufskolleg nicht ausreichend. Und weil weder Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa noch die Stadt, sondern das NRW-Innenministerium für Neueinstellungen bei der Polizei zuständig ist, soll auf Landesebene Druck gemacht werden.

Übrigens zum wiederholten Mal. Denn im Zuge einer Umfrage zum Thema "Gewalt in Bad Godesberg", die die Schülersprecher der Otto-Kühne-Schule an ihrem Gymnasium durchgeführt haben, haben sie vor der Wahl sämtliche Landtagskandidaten ihres Wahlkreises angeschrieben, erzählt Schülersprecherin Marie Jacquemin. Eine Antwort allerdings hätten sie von keinem erhalten.

Doch das ist nicht die einzige Enttäuschung, die die Schüler erlebt haben. "Viele haben das Vertrauen verloren", sagte Wolf Kuster, Gründer der Initiative "Go Respect - Godesberg gegen Gewalt". Das bestätigte Jacquemin. Sie schilderte einen Fall, bei dem an der Rheinallee ein Jugendlicher mit einem Rohr auf einen anderen losgehen wollte.

Sie rief die Polizei, die erst viel später eingetroffen sei. Auf ihren Hinweis, dass sich der Täter noch in der Nähe befinde, hätten die Beamten nicht reagiert. "Sie haben gesagt, dass sie im Nachhinein nichts machen können, meinen Namen notiert und sind gefahren." So komme es, dass viele Jugendliche nicht die Polizei, sondern ihre Eltern oder Freunde anriefen, wenn sie Hilfe brauchen. "Das basiert auf Vertrauen. Und gegenüber der Polizei ist es im Moment nicht da."

Dieses Vertrauen will Polizeihauptkommissar Günter Volk, der für die Polizei an dem Treffen teilnahm, wieder herstellen. Er sprach nach der Diskussion mit Jacquemin. "Wir werden den Fall nachbereiten und schauen, was passiert ist", versprach er. Doch auch weitere Dinge wurden angesprochen: So zum Beispiel die problematische Situation auf Schulhöfen an Sommerabenden; der Wunsch danach, sich über Schulgrenzen hinaus besser zu vernetzen sowie die Ordnungspartnerschaft zwischen Polizei, Stadtordnungsdienst und City-Streife.

Die Frage, wie viele Kräfte wann im Einsatz sind, beantworteten Alo von der Kall, Leiter der Bezirksverwaltungsstelle, und Günther Volk mit Verweis auf einsatztaktische Gründe nicht. Eine Mutter appellierte daran, Zivilcourage zu zeigen und Straftaten anzuzeigen. Auch Volk betonte, dass dies für die Polizei sehr wichtig sei. Angst vor möglichen Konsequenzen solle man nicht haben: "Täter treten meist in kleinen Gruppen auf." Alleine seien sie "so klein mit Hut".

Der Abend sei einer von vielen kleinen Schritten, sagte Schwolen-Flümann. Sie ermutigte die Anwesenden nochmals, sich an den Innenminister zu wenden. "Ich hoffe, Ihnen ergeht es anders als mir." Denn auch sie habe sich vor längerer Zeit an Jäger gewandt. Auf die Antwort warte sie immer noch.

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