Siebengebirgsschule in Bad Godesberg Junge Gründer setzen auf Klimaschutz

 Bad Godesberg · Die Schüler haben einen Preis der Allianz-Umwelthilfe gewonnen, weil sie die Heizungsanlage der Schule verbessert hatten. Die 10.000 Euro Preisgeld fließen in ihr nächstes Projekt.

 Alina und Frederik  bauen eine Musterwand für den Holz-Solar-Kiosk. Werklehrer Uwe Seimetz schaut zu.

Alina und Frederik  bauen eine Musterwand für den Holz-Solar-Kiosk. Werklehrer Uwe Seimetz schaut zu.

Foto: Privat

10.000 Euro hatten die Schüler der Siebengebirgsschule in Berlin von Svenja Schulze bekommen. Damit zeichnete die Umweltministerin die Schülerfirma „7Werker“ aus. Dass die Siebengebirgsschule unter den Gewinnern des Klimapreises der Allianz-Umwelthilfe war, liegt nun ein Dreivierteljahr zurück.

Die Schüler hatten die Heizungsanlage im Schulgebäude untersucht und mit Hilfe eines EDV-Programms dann verbessert. Eine Energieeinsparung von 15 Prozent sei die Folge gewesen. „Die ,7Werker’ handeln vielseitig, geschäftstüchtig und solidarisch“, begründete die Jury ihre Wahl. Das Klimaschutz-Projekt zur Optimierung der Heizungssteuerung sowie die Errichtung einer Fotovoltaik-Anlage hatten die Schüler mit selbst hergestellten Recycling-Produkten finanziert. Zudem hatten sie andere Schülerfirmen, die nicht über eigene Einnahmen verfügten, unterstützt. Diese Tatsache hatte die Berliner Juroren ebenfalls beeindruckt.

„Das Preisgeld setzen wir jetzt dafür ein, ein Solar-Kiosk-Holzhaus an der Venner Straße einzurichten“, berichtet Rektor Achim Bäumer. Energetisch soll das neue Haus den höchsten Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Die Umsetzung des Projekts soll – wie fast alles an der Förderschule – in Eigenregie passieren. Vor allem soll alles an dem Schmuckstück wieder unter dem Motto Nachhaltigkeit stehen, so Bäumer: etwa mit entsprechenden Dämmstoffen, mit einer Solarenergieanlage und einem begrünten Dach.

Denn berufsvorbereitendes Denken und bewusst nachhaltiges Handeln werden an der Siebengebirgsschule seit Jahren großgeschrieben. Dafür stehen auch die beiden Werklehrer Kalli Weik und Uwe Seimetz, die die Projekte begleiten. „Inzwischen haben wir neun Schülerfirmen eingerichtet, die wie die „7Werker“ für die Schulgemeinschaft aktiv sind“, sagt Bäumer stolz.

Angefangen hätten die Projekte damit, dass die Schüler das Café „Bistro“ einrichteten. „Wir wollten vor Ort selbstverantwortliches Handeln fördern und waren offen für alle Ideen“, blickt Bäumer zurück. Bald formierte sich eine Schülerfirma von Bibliothekshelfern in der „Bücherkiste“, danach auch eine für Pausenhelfer sowie die „Abtaucher“-Firma.

„Das heißt, aus unserer langjährigen Taucher-Projektarbeit entstand der Wunsch der Schüler, selbst als Tauch-Coachs ausgebildet zu werden“, so Bäumer. Beeindruckend war auch die Finanzierung der Projekte: Die Schüler erarbeiteten sich das Startkapital für ihre Aktivitäten gleich selbst. Und führten mit der Hilfe der Lehrer eine gemeinsame Währung in der Siebengebirgsschule als Lohn und Zahlungsmittel ein: den sogennanten „Sieschus“, der 50 Cent wert sei, berichtet der Rektor weiter.

Durch ein spezielles Abgabesystem, also eine Steuer, kämen Gewinne in den Solitopf. Daraus werden die Schülerfirmen finanziert, die nicht auf Gewinn ausgerichtet sind. Ein demokratisches Schülergremium entscheide wiederum einmal im Quartal, ob Anträgen für nachhaltige Projekte stattgegeben werde, so Bäumer. „Und wer jetzt denkt: Die Schüler genehmigen sich alles, der irrt.“ Die jungen Leute gingen sehr kritisch mit den Anträgen um, denn sie hätten die Gelder ja selbst erarbeitet. Ob es nun um neue Spielmaterialien oder Bücher gehe, das Ja im Gremium komme also keineswegs automatisch. „Ein Beispiel: Letztlich wurden nicht neue, sondern gebrauchte Bücher angeschafft“, meint Bäumer.

Und auch sonst werde die Lehrerschaft von den Ideen der Schüler in Sachen Nachhaltigkeit regelrecht angefeuert, ergänzt Bäumer noch. Inzwischen dürfe im Haus kein weißes Papier mehr benutzt werden. Alle Toilettenspülungen seien mit Sparbuttons ausgestattet worden. Auch die eigentlich geplante Anschaffung von fertigen Plastik-
regalen habe das Schülergremium gestoppt. Selbst gefertigte Holzregale seien vorgezogen worden. Der Rektor lächelt. „Man sagt ja immer: Schulen seien träge. Das können wir uns an der Siebengebirgsschule gar nicht leisten.“

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