Kommentar zum Neubauprojekt in Mehlem Kein Ghetto an der Mainzer Straße zu befürchten

Mehlem · Nach der Vorstellung des Bauprojekts mit geförderten Wohnungen an der Mainzer Straße 250 im Januar regt sich nun Widerstand aus der Nachbarschaft. 100 Gewerbetreibende haben sich mit ihrer Unterschrift gegen das Projekt ausgesprochen.

Der Begriff „Sozialwohnungen“ wird heute kaum noch verwendet, da er oft im selben Atemzug mit Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Armut assoziiert wird. Stattdessen spricht man heute vom geförderten Wohnungsbau, weil eben die öffentliche Hand etwas dazutut. Diese treffendere Bezeichnung hat aber leider noch immer nicht dazu geführt, dass sich in den Köpfen was ändert. Dabei ist der Wohnberechtigungsschein heute längst in der bürgerlichen Mitte angekommen. Mancher Polizist und manche Krankenschwester haben einen Anspruch darauf, auch Auszubildende oder junge Menschen, die mit einem geringen Einstiegsgehalt in ihrem Beruf beginnen.

So schätzt die Stadt, dass jedem zweiten Bonner Haushalt solch ein Schein zusteht. Gäbe es ihn nicht, könnten viele nicht mehr in der Stadt wohnen, weil sie sich die hohen Mieten nicht leisten können. So müssen die Nachbarn wohl kaum befürchten, dass an der Mainzer Straße in Mehlem ein neues Ghetto oder gar ein sozialer Brennpunkt entsteht. Die kleinen Wohnungen sind zum Beispiel ideal für Rentner, die froh sein werden, sich die paar Quadratmeter in einem funktionierenden Dorf leisten zu können. Der Bus und die Geschäfte sind nicht weit. Mal abgesehen davon, dass neuer Wohnraum in Bonn sowieso schon viel zu knapp ist. Berechtigt ist allerdings die Frage, ob wirklich alle Wohnungen in dem neuen Block gefördert sein müssen. Das müssen nun die Kommunalpolitiker mit ausloten.

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