Synode der evangelischen Kirch Keine Angst vor der letzten Ölung

BAD GODESBERG · Im Mittelpunkt der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel stand das Thema Bewältigung von Lebenskrisen.

Eine Synode, die Brüche und Krisen im Leben eines jeden in den Mittelpunkt stellt, bewegt sich am Puls der Zeit. Wenn auch die Delegierten des evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel hier in der Heilandkirche erst einmal befremdet zu diesem mit lila Samt belegten Stuhl schauten. Wer würde sich nun im Kreisinneren vor aller Augen von Expertin Elisabeth Hartmann salben lassen? Das uralte, aber bei den Protestanten kaum praktizierte christliche Ritual solle gerade Menschen mit Lebensbrüchen entlasten, erläuterte Hartmann. Es gebe heutzutage so viele Alte und Einsame, die überhaupt nicht mehr berührt würden. "Wir nutzen die Schätze der Kirchen doch viel zu wenig. Aber keine Angst, hier gibt's keine letzte Ölung", machte Hartmann Mut. Mit Kathrin Müller setzte sich dann endlich jemand auf den lila Stuhl. "Fürchte dich nicht", sprach Hartmann beruhigend auf ihr Gegenüber ein und bestrich Stirn und Hände sanft mit Öl. Und versicherte Müller, dass Gott jetzt genau auf sie und ihr Leben schaue.

Zuvor hatte die Bonner Theologieprofessorin Cornelia Richter mit den Delegierten über das Synodenthema "Quelle und Brot in Wüstennot" gesprochen. Sei der Blick ins theologische Bücherregal Hilfe, wenn Menschen vor dem Abgrund stünden? Seien es nicht auch Rituale des Feierns und des Betrauerns, die Brücken bauten, wenn das Leben in Katastrophen schlittere? Der Mensch komme eben meist in die Gemeinde, wenn sein Leben Risse habe, und nicht, wenn für ihn die Sonne scheine. Deshalb seien praktische Hilfsangebote an den Kirchen von enormer Bedeutung. "Sie zeigen, dass man für die Betroffenen da ist." Wichtig seien Räume, wo betroffene Menschen anerkannt seien. "Wir brauchen aber erst einmal Einführung und Ermutigung, um uns an diese Rituale zu trauen", erklärte Superintendent Mathias Mölleken dazu. Im Salbungskreis warnte er auch davor, den Menschen Zeit zu lassen, sich auf diese ganz neuartigen Berührungen einzulassen.

Weitere Rituale bei Trennung und Scheidung wurden erprobt, Biografiearbeit sowie Seelsorge "zwischen Tür und Angel". Und wie fühlte man sich auf dem lila Stuhl mit Salbe auf Stirn und Händen? "Es war unheimlich wohltuend. Ich habe plötzlich alles um uns herum vergessen", antwortete die erste Probandin Kathrin Müller, Pfarrerin in Wachtberg. Es sei für sie sogar hilfreich gewesen, dass sie die Person, die da über ihre Hände gestrichen habe, gar nicht gekannt habe. Natürlich sei das eine intime Situation gewesen, die sicher in einem geschützten Raum stattfinden solle. Ob sie dieser Fremden denn von ihrem Leben erzählen würde? "Das weiß ich nicht." Aber vielleicht sei das Atmosphärische ja viel wichtiger, dass sich jemand Zeit nehme und auf den Mitmenschen eingehe.

Beschlüsse der Synode

Jürgen Hein (Swisttal) wurde erneut zum Synodalbeauftragten für Ausländerarbeit gewählt, "ein Herzensanliegen", sagte Hein. In den Fachausschuss für Frauenfragen kamen Pfarrerin Gudrun Schlösser (Rheinbach) und Corinna Raitz von Frentz (Euskirchen), in den für Kinder und Jugend Britta Braun (Bad Münstereifel), Claudia Rosenberger (Heiland-Kirchengemeinde Bad Godesberg) und Felix Mors (Rheinbach), in den für Kirchenmusik Pfarrerin Christina Fersing (Flamersheim) und Christiane Reiferscheid (Swisttal) und in den Nominierungsausschuss Erwin Schmalkoke und Pfarrerin Fersing (beide Flamersheim).

Mit bis zu 30.000 Euro wird der Kirchenkreis das 500-jährige Reformationsjubiläum am 31. Oktober 2017 an einem repräsentativen Ort wie dem Telekom-Dome unterstützen.

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