Keine Einigung im Kirchenstreit

BAD GODESBERG · Das Vorbereitungstreffen für die in den nächsten eineinhalb Wochen anstehenden Pfarrversammlungen in den drei katholischen Kirchengemeinden Bad Godesbergs ist ohne zählbares Ergebnis abgebrochen worden.

 Kirche von unten: Die drei Basisgruppen wollen die geplante Pfarr-Fusion rund um St. Marien nach wie vor aufschieben.

Kirche von unten: Die drei Basisgruppen wollen die geplante Pfarr-Fusion rund um St. Marien nach wie vor aufschieben.

Foto: Ronald Friese

Das nichtöffentliche Gespräch war anberaumt worden, um die unterschiedlichen Standpunkte zwischen der Steuerungsgruppe für den Fusionsprozess 2013 unter Leitung von Dechant Wolfgang Picken, Vertretern des Generalvikariats sowie den drei unabhängigen Kritiker-Initiativen anzunähern.

Die Unterredung ist nach GA-Informationen nach weniger als einer Stunde beendet worden. Nach eigenen Angaben haben die Vertreter der drei Basisgruppen das Treffen verlassen, nachdem sie eine vorbereitete Erklärung verlesen hatten.

In einer gemeinsamen Mitteilung gaben die Initiativen "Katholiken im Burgviertel", "Auch wir sind Gemeinde" und "Resolution Südpfarre" als Grund an, ihre Bitte, auf Augenhöhe mit jeweils drei statt zwei ihrer Vertreter das Gespräch zu führen und damit Parität der Beteiligten herbeizuführen, sei seitens der neunköpfigen Prozessgruppe abgelehnt worden. "Wir bedauern, dass das Gespräch bereits zu Beginn gescheitert ist", heißt es weiter.

Auch Prälat Hans-Josef Radermacher, Leiter der Hauptabteilung Seelsorgebereiche im Generalvikariat, bedauert die Entwicklung, allerdings aus anderer Sicht. Die Erklärung der Initiativen lasse in Form und Inhalt leider erkennen, dass sie zu dem von ihnen geforderten "Dialog auf Augenhöhe" selbst nicht bereit seien.

Grundlage der "Augenhöhe" seien die diskutierten und gefassten Beschlüsse und vor allem der respektvolle Umgang miteinander. Gemeinsam mit dem zweiten Gesprächsteilnehmer des Erzbistums, Prälat Stefan Heße, appellierte er an die Initiativen, sich jetzt auf die Sach- und Zukunftsfragen zu konzentrieren. Die personelle Entwicklung im gesamten Erzbistum Köln bestätige die bereits vor Jahren entwickelten Ideen und lasse deshalb auch in Bad Godesberg keine andere Entscheidung zu.

Die aus allen Gremien der drei Godesberger Pfarreien zusammengesetzte Prozessgruppe hatte nach einem mehrmonatigen Beratungsprozess mitgeteilt, dass sich alle Gremienmitglieder des Dekanates - bei nur einer Gegenstimme - auf einen Entwurf für die Struktur des neuen Seelsorgebereichs verständigt haben.

Dem stehen die drei Basisgruppen weiterhin ablehnend gegenüber. Sie wollen die Fusion aufschieben und fordern ein Moratorium. "Wir halten die dekretierten Strukturveränderungen zu einer Großgemeinde für verfehlt." Viele Katholiken wollten sie nicht, weil diese Strukturen nicht mehr das seien, was den Menschen Heimat und Bindung gebe.

Die Gruppen erheben auch Vorwürfe gegen Dechant Picken. Unter anderem werfen sie ihm vor: "Es fehlt ihm offensichtlich die Fähigkeit, eine Großgemeinde, auch die kritischen Teile, zusammenzuführen."

Die Termine der Pfarrversammlungen: Südgemeinde, Dienstag, 12. Juli, Pfarrzentrum Sankt Martin; Rheinviertel, Donnerstag, 14. Juli, Pfarrzentrum St. Evergislus; Burgviertel, Dienstag, 19. Juli, Pfarrzentrum St. Augustinus. Alle beginnen um 19.30 Uhr.

Der Streit um den Prozess 2013"Prozess 2013" sind die Umwälzungen in den Gemeinden überschrieben, die im Herbst 2007 bekannt wurden. Der erste Schritt: Die elf Pfarrgemeinden Bad Godesbergs sollten bis August 2009 zu drei Gemeinden fusionieren. Dies blieb nicht ohne Proteste, trotzdem entstanden die Seelsorgebereiche Burgviertel (St. Marien, St. Servatius und St. Augustinus), Rheinviertel (St. Andreas, St. Evergislus, Herz-Jesu) sowie Bad Godesberg-Süd (St. Martin, St. Severin, St. Albertus Magnus, Herz Jesu, Frieden Christi).

Als weitaus schwieriger entpuppte sich die vorgegebene Fusion zu einem Pfarrverband bis 2013. Der Auftrag an den inzwischen zum Dechanten bestimmten Rheinviertel-Pfarrer Wolfgang Picken sollte mit Hilfe einer Steuerungsgruppe vorbereitet werden. An deren Zusammensetzung und Entscheidungsbefugnis in Bezug auf die noch bestehenden drei Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände schieden sich im Frühjahr 2010 erstmals die Geister.

Nach dem Weggang der indischen Patres aus dem Burgviertel und dem Rücktritt von zwölf gewählten Pfarrgemeinderatsmitgliedern eskalierte der "Bad Godesberger Kirchenstreit", begleitet von Mahnwachen, gegenseitigen Vorwürfen und der Bildung der drei Protestgruppen in den verbliebenen Seelsorgebereichen.

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