Flüchtlingsunterkunft in Rüngsdorf „Kennenlernen ist die beste Medizin“

Rüngsdorf · Über 100 Bürger kamen am Mittwochabend im Pfarrzentrum St. Andreas zusammen, um aus erster Hand von Vertretern der Stadt und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Informationen über die neue Flüchtlingsunterkunft an der Karl-Finkelnburg-Straße 50 zu erhalten, die ab Mitte Juni sukzessive mit Flüchtlingen belegt wird.

 Viele Fragen hatten die Bürger zur geplanten Flüchtlingsunterkunft in der Karl-Finkelnburg-Straße.

Viele Fragen hatten die Bürger zur geplanten Flüchtlingsunterkunft in der Karl-Finkelnburg-Straße.

Foto: Friese

Die Stadt Bonn hat das ehemalige Bürohochhaus erworben und saniert, um jetzt rund 150 Flüchtlinge in dem Gebäudetrakt unterzubringen. „Wir werden auf jeder der acht Etagen etwa 20 Personen unterbringen“, erläuterte Peter Tilgen, Flüchtlingskoordinator der Stadt. Neben Maßnahmen zur Verbesserung des Brandschutzes wurden Küchen, Sanitär- und Gemeinschaftsräume eingerichtet. „Wir wollen hier ein Höchstmaß an Normalität erreichen“, sagte Tilgen. Und: „Wir verändern hier unser Konzept, indem wir nicht alleine agieren, sondern eng mit dem DRK zusammenarbeiten.“

Konkret heißt das, dass das DRK für die Betreuung der Flüchtlinge und die Sicherheit zuständig ist. „Wir arbeiten seit langer Zeit mit einem Sicherheitsdienst zusammen, der diese Aufgabe im Drei-Schicht-System übernehmen wird“, erläuterte Georg Fenninger, Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes Bonn. „Das heißt, dass damit etwa zehn bis 20 Personen betraut sein werden“, so Fenninger. Ein benachbarter Anwohner aus der Friedrichallee forderte darüber hinaus den Einsatz von Videokameras.

Anmeldung beim DRK ausdrücklich erwünscht

„Wir brauchen drinnen keine Kameras“, entgegnete Fenninger, „und Ihr Grundstück können wir nicht mitsichern. Kommen Sie einfach zu uns, jeder Nachbar ist willkommen.“ Und eine Teilnehmerin, die sich bereits für Flüchtlinge engagiert, meinte dazu: „Die beste Medizin gegen die Angst ist das Kennenlernen.“ In diesem Zusammenhang bat Fenninger die Anwesenden allerdings auch um ein koordiniertes Vorgehen, sprich um Anmeldung beim DRK. Außerdem soll im Juni ein Tag der offenen Tür stattfinden.

Kritische Anmerkungen von Teilnehmern kamen zu den Themen Christenverfolgung, Verteilungsgerechtigkeit von Flüchtlingen in Bonn sowie dem Engagement muslimischer Gemeinden. So fragte eine Teilnehmerin nach Erfahrungen mit möglicherweise bedrängten christlichen Flüchtlingen in Bonn. „Davon ist mir bislang in Bonn nichts bekannt“, berichtete die Bonner Integrationsbeauftragte Coletta Manemann.

Aber sie sagte auch: „Wir nehmen das Thema sehr ernst. Sie müssen uns informieren, damit wir dem nachgehen können.“ Auch das Thema „Verteilungsgerechtigkeit“ in allen vier Bonner Stadtbezirken wurde hinterfragt. „Die Verteilung auf die Stadtbezirke ist in etwa gleich. Godesberg ist nicht überproportional bedacht“, sagte Flüchtlingskoordinator Tilgen. Diese Sicht teilten nicht alle Teilnehmer.

Auch muslimische Gemeinden kümmern sich um Flüchtlinge

Auch Dechant Wolfgang Picken sprach insbesondere für den weiteren Godesberger Innenstadtbereich von „einer großen Konzentration“ von Flüchtlingsunterkünften und regte in diesem Zusammenhang für die Zukunft ein Quartiersmanagement an. Zum Engagement muslimischer Gemeinden sagte Manemann: „Hinter den Kulissen kümmern sich auch die muslimischen Gemeinden um Flüchtlinge.“

Neben den hauptamtlichen Mitarbeitern des DRK wird es in der neuen Flüchtlingsunterkunft an der Finkelnburg-Straße auch einen städtischen Hausmeister sowie weitere vier Mitarbeiter der Stadt geben, die sich insbesondere um die Kinder- und Jugendbetreuung kümmern werden, wie Jugendamtsleiter Udo Stein mitteilte. Dechant Picken und Christina Uhlig vom DRK warben außerdem für ehrenamtliches Engagement. Und Sozialdezernent Rüdiger Wagner, der ebenfalls an das Engagement der Bürger appellierte, sagte: „Wir müssen das schaffen.“

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