Kirmes in Bad Godesberg Bad Godesberger freuen sich über Kirmes-Trubel

Bad Godesberg · Nach zwei Jahren Pandemie-Pause findet in Bad Godesberg derzeit wieder die Kirmes an der Rigal'schen Wiese statt. Schausteller und Besucher freuen sich über das Comeback des Volksfestes.

 Die Schülerinnen Luisa und Marie drehen eine Runde auf dem Break-Dancer.

Die Schülerinnen Luisa und Marie drehen eine Runde auf dem Break-Dancer.

Foto: Axel Vogel

Es ist laut, es blinkt und es raucht, wenn sich der Break-Dancer in der Sonne dreht. Bei bestem Wetter hat am vergangenen Freitagabend das Volksfest mit dem traditionellen Fassanstich auf dem Parkplatz an der Rigal'schen Wiese begonnen. Insgesamt zehn Tage gastieren die Schausteller dieses Mal im Stadtbezirk und sind glücklich, dass sie nach zwei Jahren pandemiebedingter Abstinenz endlich wieder vor Ort sein können.

„Es hat alles gepasst“, resümiert Veranstalter und Schausteller August Kipp die ersten Kirmestage. „Das Wetter spielt mit und die Leute wollen einfach wieder raus“. Als Vorstand der Interessengemeinschaft Bonner Schausteller ist er Teil der Bonner Veranstaltungs-Arge, die die Bad Godesberger Kirmes und andere Bonner Volksfeste auf die Beine stellt. Auf der Kirmes selbst zeichnet Kipp für die beiden Auto-Scooter verantwortlich.

Als wir mit den ersten Zugmaschinen angekommen sind habe es viele verdutzte Gesichter gegeben, berichtet der 24-jährige Karl-Heinz Kipp, der am Montag Herr über den Auto-Scooter ist. „Ist hier wirklich Kirmes?“, habe es bei vielen geheißen. „Ja, hier ist Kirmes. Es ist die Wirklichkeit, wir sind wieder da“, freut sich Kipp. „Es hat viele strahlende Gesichter gegeben in den ersten Tagen und das ist genau das, wofür wir da sind und was uns zwei Jahre lang gefehlt hat.“

Die zweijährige Kirmes-Auszeit ist an dem Schausteller nicht spurlos vorbeigezogen. „Es war wie eine Fußfessel, man hat sich total angebunden gefühlt.“ Auch die Pop-Up-Parks, bei denen der Autoscooter mit anderen Buden für längere Zeit an einem Ort aufgebaute wurde, hätten nicht geholfen. „Nichts Halbes und nichts Ganzes“ sei das gewesen. „Jetzt aber sind wir endlich wieder richtig zurück.“

Schausteller freuen sich über die Rückkehr nach Bad Godesberg

Die Stimmung unter den Schaustellern scheint gelöst. Befreit erzählen viele, wie sich die Rückkehr nach der langen Leidenszeit anfühlt: „Es ist wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen“, freut sich etwa Elisabeth Schaal. Die Schaustellerin, die nach eigener Aussage „nirgendwo so richtig zuhause ist“, steht in ihrem Wagen zwischen zahlreichen Plüschtieren, einem kleinen Wasserbecken für das Entenangeln und Zielscheiben für das Pfeilewerfen.

Neben der eigenen Freude ist sie auch über die große Anteilnahme der Besucher überrascht: „Wir hätten nicht gedacht, dass wir so vermisst werden, die Leute hatten teilweise Tränen in den Augen, weil wir wieder da sind.“ Auch Horst Sonnier ist froh, dass es endlich wieder losgeht. Wie viele andere hat er sich in der Pandemie anderswo durchschlagen müssen und in der Zwischenzeit in Luxemburg gearbeitet. Seit Freitag sitzt er wieder am Hebel des Break-Dancers und kann dafür sorgen, dass die Kirmesgäste ordentlich durchgewirbelt werden.

Zu ihnen zählen auch die beiden 18-jährigen Luisa und Marie. „Die Pause war viel zu lang“, so Marie. „Wir sind spontan nach der Schule hergekommen“, erklärte Freundin Luisa. 2020 ist sie nach Bonn gezogen und hat wegen der Pandemie bisher noch keine Kirmes in der Bundesstadt miterlebt. Die Veranstaltung nutze sie auch, um etwas mit ihren neu gewonnen Freunden in der Stadt zu unternehmen. „Wir gehen gleich auf jeden Fall noch einmal eine Runde auf den Break-Dancer“, sind sich die beiden Freundinnen einig.

Eltern und Kinder freuen sich über Abwechslung vom Alltag

Etwas weniger wild geht es auf dem Karussell zu, für das Frank Krämer zuständig ist. Neben dem Wiedersehen vieler vermisster Schaustellerfreunde freut er sich vor allem für die Allerkleinsten, die sein Karusell besuchen. „Einige Kinder, die Corona-Kinder, die kennen so etwas ja gar nicht“, erzählt er und berichtet von vielen leuchtenden Augen in seinem Fahrgeschäft.

Auch für die Eltern, von denen viele mit ihren Kindern am Nachmittag den Kirmesplatz besuchen, bedeutet das Event eine willkommene Abwechslung: „Es hat ja ganz wenig stattgefunden die letzten zwei Jahre“, berichtet Elli Kiehlmann, die mit ihrem Sohn Henry gekommen ist. „Jetzt kann man endlich mal wieder etwas unternehmen mit den Kindern.“ Am Abend ins dichte Gedränge traut sie sich jedoch aufgrund der Corona-Lage noch nicht. Zwar würde sie sich grundsätzlich sicherer fühlen als in einem Club, in dem die Aerosole herumfliegen und sich die Leute in einem geschlossenen Raum aufhalten würden, Restzweifel jedoch würden bleiben. „Ein bisschen Abstand halten, ein bisschen vorsichtig sein“, lautet auch die Devise von Malek Shaheen.

Keine zusätzlichen Corona-Regeln auf der Kirmes

Dass die beiden Besucher mit ihrer Haltung nicht alleine sind, bestätigt auch Veranstalter August Kipp. „Einige tragen die Masken konstant, andere ziehen sie im Geschäft auf oder wenn Gruppen vorbeikommen“, beschreibt er seine Beobachtungen vom Wochenende. Zwischen den Fahrgeschäften und Imbissbuden gelten die aktuellen Schutzmaßnahmen. Eine Maskenpflicht besteht demnach nicht, das Tragen wird jedoch bei Unterschreitung der Abstandsgrenze von 1,5 Metern empfohlen. Zudem habe man an zahlreichen Ständen Desinfektionsmittelspender aufgestellt, so Kipp.

Wenn man so möchte, ist es eine ganz normale Kirmes, wie es sie auch vor der Pandemie gab. Auch an den Preisen habe sich nichts geändert, sagt Kipp stolz: „Wir haben die Preise gehalten.“ Das sei möglich gewesen, weil die Stadt Bonn die Standgelder in der Pandemie nicht erhöht habe, erklärt der Schausteller. Wie lange die Preise allerdings auch angesichts der steigenden Strom- und Gaspreise gehalten werden können, müsse man abwarten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort