Konrad-Adenauer-Gymnasium in Pennenfeld Kleines Gerät soll in Bad Godesberg vor Erdbeben warnen

Pennenfeld · Das Konrad-Adenauer-Gymnasium in Bad Godesberg hat für ein Forschungsprojekt einen Seismografen des GeoForschungsZentrums Potsdam erhalten. Das Gerät soll ein Frühwarn- und Reaktionssystem ermöglichen.

 Präsentieren den Mini-Seismographen: (v.l.) Martin Adler, Lehrer am KAG, Marius Kriegerowski und Marco Pilz vom GeoForschungsZentrum Potsdam und Schulleiter Guido Trimpop.

Präsentieren den Mini-Seismographen: (v.l.) Martin Adler, Lehrer am KAG, Marius Kriegerowski und Marco Pilz vom GeoForschungsZentrum Potsdam und Schulleiter Guido Trimpop.

Foto: Maximilian Mühlens

Er ist klein, unscheinbar und versteckt sich seit Dienstagmorgen im Physik-Vorbereitungsraum des Konrad-Adenauer-Gymnasiums (KAG): ein Seismograf des GeoForschungsZentrums Potsdam (GFZ).  Marius Kriegerowski und Marco Pilz vom GFZ installierten den schwarzen Kasten direkt auf dem Boden des Raumes, der sich im ersten Obergeschoss befindet. „Eure Schule ist nun Teil eines großen Forschungsprojektes“, sagte Pilz zu den Schülerinnen und Schülern der 8a, denen das Projekt im schuleigenen Physik-Hörsaal vorgestellt wurde. 

Erdbeben sind noch nicht vorhersagbar

Eine Risikoanalyse des Bonner Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) habe ergeben, dass insbesondere die niederrheinische Bucht, die sich im Bereich zwischen Solingen, Köln, Bonn, Aachen und Heinsberg erstreckt, durch Erdbeben gefährdet sei. Da Erdbeben noch immer nicht vorhersagbar sind, wollen Forscherinnen und Forscher die Menschen aber besser vor den Auswirkungen eines Erdbebens schützen. Denn die Beben selber führen kaum zu Toten oder Schwerverletzten, sondern die Begleiterscheinungen wie geborstene Gas- und Wasserleitungen, zerstörte Häuser oder andere Schadensbilder.

15 Geräte werden in Schulen installiert

Durch das Forschungsprojekt „Robust – Nutzerorientiertes Erdbebenfrühwarnsystem mit intelligenten Sensorsystemen und digitalen Bauwerksmodellen“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, wollen die Wissenschaftler aus Potsdam ein Frühwarn- und Reaktionssystem für die niederrheinische Bucht testen. Insgesamt werden 15 der kleinen Seismografen überwiegend in Schulen installiert.

In Bonn gibt es das Gerät nur im KAG. „Wir haben uns bewusst für Schulen entschieden, da wir so auch die Schülerinnen und Schüler aufklären und in das Thema Erdbeben miteinbeziehen können“, so Pilz. Er habe vor den Sommerferien bei Schulleiter Guido Trimpop angefragt, ob die Installation an der Pennenfelder Schule möglich sei, dieser habe sofort zugestimmt. Die Installationsorte seien sehr bewusst ausgewählt worden, um ein entsprechendes Lagebild eines etwaigen Bebens zu erhalten, aber auch, um genug Reaktionszeit zu haben.

Es gibt Primär- und Sekundärwellen bei Erdbeben

Beben gibt es auch in Deutschland quasi täglich, der Mensch spürt sie nur nicht. Das tun nur sehr spezielle und große Seismografen, die zwischen 20.000  und 30.000 Euro kosten.

Die Wissenschaftler unterscheiden bei einem Erdbeben zwischen Primär- und Sekundärwellen. Letztere sind diejenigen, die zu Zerstörungen führen können. Umso wichtiger ist es, die Primärwellen entsprechend zu deuten. „Wir haben nur sehr wenig Zeit – um genau zu sein, Sekunden –, um Schäden bei einem Erdbeben zu verhindern“, so Kriegerowski. Dabei soll nun der kleine Seismograf, dessen Hülle aus einem 3D-Drucker stammt, helfen.

 Klein und unauffällig sind die Seismografen, die derzeit an ausgewählten Punkten in der niederrheinischen Bucht installiert werden.

Klein und unauffällig sind die Seismografen, die derzeit an ausgewählten Punkten in der niederrheinischen Bucht installiert werden.

Foto: Maximilian Mühlens

In den Geräten sind Beschleunigungssensoren verbaut

In dem Mini-Computer sind ähnlich wie bei einem Smartphone Beschleunigungssensoren verbaut, die Erschütterungen wahrnehmen. Da das Gerät ans Internet angeschlossen ist, sendet es seine Daten permanent zu den Forschern nach Potsdam. Da es im KAG auf dem Boden installiert ist, registriert es auch vorbeigehende Schüler oder Lehrer. Dies könne aber entsprechend interpretiert werden und verfälsche die Ergebnisse nicht.

Der Wunsch der Forscher ist es, dass das System nun frühzeitig entsprechend heftige Primärwellen erkennt und dann automatisch dafür sorgt, dass Gasleitungen oder auch Wasserleitungen sofort unterbrochen werden, um große Schäden, Verletzte oder gar Tote zu vermeiden. All das muss innerhalb von Sekunden passieren. Dafür sei es aber notwendig, dass alle Energieversorger und Stadtwerke im betroffenen Gebiet ihre Systeme mit dem Warnsystem verknüpften. Das sei allerdings noch Zukunftsmusik. Das System kann an einem Gebäude auch in verschiedenen Höhen angebracht werden, um zu überprüfen, ob und inwieweit es sich bei einem Beben bewegt hat – um es hinterher auf entsprechende Schäden untersuchen zu können.

Viele Industriepartner unterstützen das Forschungsprojekt

„Die Anwendung des Systems erfolgt prototypisch in der niederrheinischen Bucht durch Integration intelligenter Sensoren in das bestehende Netzwerk des Geologischen Dienstes NRW. Lokale Monitoringsysteme werden für ein Brückenbauwerk und eine Industrieanlage installiert und mit deren digitalen Bauwerksmodellen gekoppelt. Die Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems wird durch die Simulation von repräsentativen Erdbebenszenarien für die niederrheinische Bucht getestet und validiert“, heißt es seitens der RWTH Aachen, die ebenfalls ein Verbundpartner ist. Außerdem sind die Fraunhofer Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung und Wölfel Engineering im Verbund. Zahlreiche Industriepartner unterstützen das Projekt.

Auch Erdbeben bekommen Namen

Dass sich die Standortwahl mit dem KAG gelohnt hat, bewies auch die 8a, die nicht nur interessiert der Präsentation zuhörte, sondern auch viele Fragen stellte. Ein Schüler wollte beispielsweise wissen, ob Erdbeben ähnlich wie verheerende Stürme Namen bekommen. „Ja, auch Erdbeben bekommen Namen. Das schwere Erdbeben in Fukushima 2011 heißt Tohoku-Beben, das Beben Anfang der 1990er Jahre nennt man Roermond-Beben. Es werden also die Orte der Beben für die Bezeichnung verwendet“, so Pilz.

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