Meisterkurs in Bad Godesberg Können und Körperhaltung zählen

BAD GODESBERG · Die Pianistin und Professorin Gesa Lücker gibt Bonner Musikschülern professionelle Tipps. Die musikalische Spannung soll sich nicht auf den Körper übertragen.

Bei ihrem Meisterkurs bereitet Professorin Gesa Lücker die junge Pianistin Miriam Jülich auf technische Herausforderungen und Bühnenauftritte vor.

Foto: Iris Ollech

Konzentriert und leidenschaftlich spielt Miriam Jülich ein Intermezzo aus den Fantasien Opus 116 ihres Lieblingskomponisten Johannes Brahms. Seit einem Jahr übt die 15-Jährige das Stück, und spielt es längst auswendig. Neben ihr am Steinway-Flügel sitzt Professorin Gesa Lücker und schaut ihrer Schülerin wohlwollend auf die Finger. „Das ist ein romantisches Stück, und Du spielst es sehr schön innig“, lobt Lücker.

Bei ihrem zweitägigen Meisterkurs an der Bonner Musikschule musizierte sie am Wochenende mit neun jungen Pianisten in Bad Godesberg. Auf dem Programm standen differenzierte Klangerzeugung, stilistische Besonderheiten verschiedener Komponisten und Bühnenpräsenz. Lücker selbst gab schon mit neun Jahren ihr erstes öffentliches Klavierkonzert. Später studierte sie an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover und spielt mittlerweile auf den großen Bühnen dieser Welt, wie der New Yorker Carnegie Hall.

"Eltern sollen Vertrauen in die Lehrer haben"

Ihre Erfahrungen als Piano-Profi gibt Gesa Lücker mit großem Engagement weiter. „Für mich ist das eine sehr erfüllende Arbeit. Die Schüler haben eine unstillbare Lernlust und ich bekomme eine Menge zurück“, sagt sie. Miriam wurde von ihrer Klavierlehrerin für den Meisterkurs empfohlen und ist dankbar für diese Chance. Denn sie nimmt in einer Woche am Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“ teil und wünscht sich einige wertvolle Tipps. „Besonders für meinen Bühnenauftritt, denn dabei kommt es auf ein sicheres Auftreten an“, sagt sie und spielt noch einmal ihr Brahms-Intermezzo.

Lücker hört zu und beobachtet: Nicht nur, wie Miriam schwierige Passagen meistert, sondern sie liest auch ihre Körperhaltung und Mimik. „Senke ruhig Deine Schultern, denn die musikalische Spannung soll sich nicht auf den Körper übertragen. Aber Deine Mimik ist schon viel besser geworden“, lobt sie. „Dass meine Schüler mit gesundem Selbstbewusstsein auf die Bühne gehen, das ist mein Ziel“, so Lücker.

Im Übungssaal der Dependance an der Kurfürstenallee sitzt auch Musikschulleiterin Doris Bischler. Am Flügel zeigt gerade der 11-jährige Johnny sein Können, der Jüngste aus dem Meisterkurs. Beherzt greift er in die Tasten und spielt aus der Bach Partita Nr. 1 in B-Dur die Sarabande. Sein Oberkörper wiegt dabei rhythmisch hin und her. Bischler ist sich sicher, dass auch er vom Workshop profitieren wird: „Wir spüren bei den Kindern eine enorme Begeisterung. Wenn sie durch einen Kurs wie diesen gefördert werden, dann kann das eine große Entwicklung bei ihnen auslösen.“

Und welchen Tipp gibt Lücker, wenn Eltern das musikalische Talent ihrer Kinder fördern wollen? „Dass der Hauptimpuls vom Kind kommt und sie es unterstützen. Die Eltern sollten spüren, wo das Kind eine Grenze braucht und wo es motiviert werden muss. Und sie sollten Vertrauen in die Lehrer haben“, sagt sie und wendet sich Johnny zu, der die kniffligsten Passagen der Sarabande aus der Bach Partita übt, um sie abends beim gemeinsamen Abschlusskonzert zur Aufführung zu bringen.