Katastrophale Flüchtlingsunterkunft KOMMENTAR - Hauptsache raus da
Bad Godesberg · Ein Kommentar zur Schimmel-Wohnung
Es gibt Fälle im journalistischen Alltag, bei denen es wirklich schwerfällt, nüchterne Distanz zu wahren, weil sie einem emotional so nahe gehen. Die Geschichte der Familie Ba Abbad ist genau so eine. Am liebsten hätten wir die Familie sofort mitgenommen. Hauptsache raus da. Auch wenn die Fotos deutlich sind: Das ganze Ausmaß des verseuchten Zustands ist so gar nicht zu erfassen. So kann und darf niemand leben - von den Folgen für die Gesundheit der Familie ganz zu schweigen. Sie braucht dringend eine neue Wohnung.
Ob die Gagfah die Situation wirklich ausnutzte und die Flüchtlinge austrickste, weil kein anderer Mieter je diese Wohnung genommen hätte, ist Spekulation. Klar ist aber, dass sich über Monate niemand um die Beseitigung der Mängel gekümmert hat und man die Familie vertröstete. Ihnen dazu noch vorzuwerfen, selbst schuld zu sein und von "Kulanz" zu sprechen, ist nur eines: frech.
Unverständlich ist auch, warum es keine wirksame Qualitätskontrolle gab, obwohl die Miete von Steuergeldern bezahlt wird. Dass vonseiten der Stadt niemand zuständig war, hat Gründe, klar. Doch wie kann es sein, dass jemand, der Eigeninitiative zeigt, automatisch ganz alleine dasteht? Selbstständigkeit sollte nicht bestraft, sondern belohnt werden.
Beeindruckend ist, dass Abdul Ba Abbad sich nicht entmutigen lässt, weil er sich hier unbedingt integrieren will. Dass ihm das so schwer gemacht wird, macht den Fall um so bitterer.
