Kreuzung Wurzerstraße/Viktoriastraße in Plittersdorf Stadt sieht keine Notwendigkeit für Tempo 30 oder einen Kreisel

Plittersdorf · Anwohner der Kreuzung Wurzerstraße/Viktoriastraße fordern eine Temporeduzierung oder einen Kreisel. In der Vergangenheit seien dort viele Unfälle passiert. Die Zahlen und Auswertungen von der Stadtverwaltung und der Bonner Polizei zeigen allerdings etwas anderes.

 Per Bürgerantrag wünschten sich Anwohner Tempo 30 in der Wurzerstraße und einen Kreisel an der Kreuzung Wurzerstraße/Viktoriastraße. Doch daraus wird nichts.

Per Bürgerantrag wünschten sich Anwohner Tempo 30 in der Wurzerstraße und einen Kreisel an der Kreuzung Wurzerstraße/Viktoriastraße. Doch daraus wird nichts.

Foto: Maximilian Mühlens

Eigentlich erinnert die Kreuzung Wurzerstraße/Viktoriastraße an einen Verkehrsknotenpunkt, wie es ihn in Bonn an vielen Stellen gibt. Es gibt dort Fahrradwege, Autos parken seitlich an der Straße und Bäume säumen die Fußgängerwege. Einige Anwohner dieser Ecke machen sich allerdings Sorgen um die Verkehrssicherheit. Ende März wendeten sich Anwohner mit einem Bürgerantrag an Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne), um die Wurzerstraße als Tempo-30-Zone zu deklarieren. In der Vergangenheit hätte es an dieser Stelle immer wieder Verkehrsunfälle gegeben. Alleine im März seien zwei Zusammenstöße bekannt.

„Im Kreuzungsbereich Wurzerstraße/Viktoriastraße gibt es seit Jahren zahlreiche Unfälle. Tendenz steigend“, heißt es in dem Antrag. Es bestehe „dringender Handlungsbedarf“ und man hoffe, dass „nicht erst ein Kind verletzt werden“ müsse. Um dies zu vermeiden, wollen die Unterzeichner nicht nur das Tempolimit, sondern auch einen Mini-Kreisel, der die Situation entschärfen soll.

Kreuzung ist keine Unfallhäufungsstelle

In dem Antrag erklären die Unterzeichner außerdem, dass die Bonner Polizei den Ort in Kürze als Unfallhäufungsstelle deklarieren werde. Das kann allerdings nur die Unfallkommission, die aus Vertretern der Stadt, der Polizei und des Straßenbaulastträgers besteht, bestimmen. Michael Beyer, Sprecher der Bonner Polizei, sagte am Freitag, dass die Kreuzung nicht als Unfallhäufungsstelle deklariert sei.

Einige hundert Meter weiter sieht es anders aus. „Im Bereich Godesberger Allee/Wurzerstraße/Elsässer Straße haben wir eine Unfallhäufungsstelle“, so Beyer. Dabei handelt es sich um den großen Bereich an der Tunnelein- und ausfahrt. Dort kommt es immer wieder zu Unfällen, zahlreiche Markierungen auf der Straße zeugen von Zusammenstößen.

Eigentlich sollte das Thema in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung Bad Godesberg behandelt werden, wurde allerdings vertagt. Von der Stadtverwaltung liegt bereits eine Stellungnahme dazu vor und die ist eindeutig. Dabei machen die Bürgerdienste darauf aufmerksam, dass der Gesetzgeber eine „innerörtliche Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h“ nur dann vorsieht, wenn einige Parameter erfüllt sind. Dazu zählt, dass „eine qualifizierte Gefahrenlage“ besteht. Das ist bei einer Gefahr für die Wohnbevölkerung wegen Lärm oder Abgasen der Fall oder, wenn es eine schützenswerte Einrichtung mit direktem Zugang zur Straße gibt.

Verwaltung kann „Gefahrenlage“ subjektiv nachvollziehen

Die Verwaltung könne zwar die von dem Antragssteller genannte „Gefahrenlage“ subjektiv nachvollziehen, allerdings gebe es in dem Bereich keinen rechtlichen Grund, tätig zu werden. Nach Rücksprache mit der Polizei und der Unfallkommission würde es sich bei der Stelle nicht um eine Unfallhäufungsstelle handeln.

„Das Unfalllagebild lässt keine Gefahrenlage erkennen, die das allgemeine Risiko einer Teilnahme am Straßenverkehr übersteigt“, so die Verwaltung. Zudem verweist sie auf eine Seidenradarmessung (SDR), die die Bonner Polizei im Jahr 2017 auf der Wurzerstraße durchgeführt hatte. Durch diese Messungen können Geschwindigkeiten ermittelt werden. Die Auswertung ergab damals ein Messergebnis von 52 und 53 Stundenkilometern, die „absolut nutzungsverträglich“ seien. „Seitdem hat sich die durchschnittliche Überschreitungsquote wesentlich reduziert“, erklärt die Verwaltung weiter. Das werde durch vier Geschwindigkeitsmessungen in diesem Jahr sowie eine SDR-Messung von September 2021 bestätigt.

Dass kaum Unfälle in dem Bereich passieren, zeigt auch die Zahl der meldepflichtigen Unfälle. Meldepflichtig sind Unfälle, wenn ein Beteiligter getötet wurde oder so verletzt wird, dass er mehr als drei Tage arbeitsunfähig ist. Laut Polizeisprecher Beyer waren das in diesem Jahr bislang nur zwei Unfälle. Darin waren Autos, ein Bus und auch ein Radfahrer involviert. Bei dem Unfall mit dem Radfahrer handelte es sich um einen sogenannten Dooring-Unfall – ein Autofahrer öffnete unbedacht die Türe, der Radfahrer stieß gegen sie.

Verwaltung rät Antrag abzulehnen

Ein aktueller Schallpegel liege der Stadt nicht vor, zuletzt wurde dieser zwischen der Godesberger Allee und der Wurzerstraße im Rahmen der Umgebungslärmkartierung 2017 ermittelt. Die Richtwerte von 70 Dezibel tags und 60 Dezibel nachts nach der Lärmschutz-Richtlinie, welche ausschlaggebend für die Geschwindigkeitsreduzierung sei, wurde nur an den Hausnummern 2 und 4a deutlich überschritten. „Diese Häuser liegen allerdings im Einflussbereich der Godesberger Allee. Die Überschreitungen lassen sich anteilig auf den Verkehr der Godesberger Allee zurückführen. Eine Geschwindigkeitsreduzierung der Wurzerstraße auf 30 km/h kommt daher nicht in Betracht“, so die Verwaltung deutlich. Auch gibt es in dem Kreuzungsbereich keine schützenswerte Einrichtung. Da die Straße unauffällig ist, würde auch kein Kreisverkehr an der Stelle Sinn ergeben. Die Verwaltung rät der Bezirksvertretung deshalb, den Antrag abzulehnen.