Nikolausmarkt in Bad Godesberg Kritik an neuem Krippenstandort

Bad Godesberg · Die Figuren der Krippe auf dem Nikolausmarkt in Bad Godesberg stehen nun hinter dem Karussell Am Fronhof. Dieser neue Standort sorgt bei vielen für Kritik. Doch der neue Platz ist nicht das einzige Ärgernis.

"Die Krippe", überlegt eine Besucherin des Nikolausmarktes, "die ist weg, oder?" Ist sie nicht, aber die Reaktion der Bad Godesbergerin spricht Bände: Stand die große Krippe bislang immer mitten im Geschehen auf dem Theaterplatz, wird sie an ihrem neuen Standort an der Fronhofer Galeria, hinter dem Kinderkarussell, nicht wahrgenommen, beklagt Edith Koischwitz, Leiterin der Begegnungsstätte Offene Tür Dürenstraße. Sie ist seit Jahren für das Aufstellen der Figuren verantwortlich, die einst das Ehepaar Hans-Joachim und Marie-Luise Czizek hergestellt hat. Wegen des abgeschiedenen Standortes überlegt Koischwitz sogar, die Krippe im nächsten Jahr nicht wieder aufzubauen.

Nicht alle denken wie sie. Rolf Scheidt vom Spätburgunder Glühweinstübchen, das in der Nähe der Krippe steht, findet, diese werte den Bereich Am Fronhof auf. Vorher sei dies "ein Schandfleck" gewesen. Außerdem werde die Krippe dort von vielen Menschen auf dem Weg zum Nikolausmarkt wahrgenommen.

Den Standortwechsel begründet Jürgen Bruder, Vorsitzender von Bad Godesberg Stadtmarketing, im Grußwort im Heft zum Nikolausmarkt: Grund für den Standortwechsel sei das verheerende Unwetter am 4. Juni, bei dem die Fronhofer Galeria überschwemmt wurde. Die Krippe stehe nun "in der Nähe der zentralen Katastrophe und lädt zur Anteilnahme für die Flutopfer ein". Damals seien Existenzen zerstört worden, "und viele Geschäfte im Umfeld der Fronhofer Galeria hatten mit starken Umsatzeinbußen zu kämpfen".

Die Angelegenheit wird unter anderem im Netz auf der Facebookseite "Stadt Bad Godesberg unsere schöne Heimat" rege diskutiert. Vereinzelt gibt es Zuspruch, aber auch Kritik: Eine Diskussionsteilnehmerin beklagt, dass man die Krippe nun an den äußersten Rand des Marktes verbannt habe: "Das Andenken an die Weihnachtsgeschichte auf dem Weihnachtsmarkt ist wohl nicht mehr so wichtig", beklagt sie. Auch Koischwitz kann sich mit der offiziellen Erklärung nicht abfinden. "Es wird alles dem Kommerz geopfert", sagt sie frustriert.

Koischwitz will Figuren eher abbauen

Als Grund für diese Annahme nennt sie ein Telefonat mit einem Stadtmarketing-Mitarbeiter: Dieser habe ihr wenig freundlich mitgeteilt, der Karussellbetreiber zahle immerhin Standmiete - deshalb stehe sein Fahrgeschäft vor der Krippe. Danach, erzählt sie, habe sie beschlossen, dass die Krippe in diesem Jahr zum letzten Mal aufgestellt worden sei. Doch das ist noch nicht alles: Blieben die Figuren normalerweise bis zum Dreikönigstag am 6. Januar in der Fußgängerzone stehen, will Koischwitz sie nun bereits am 23. Dezember abbauen. Dann nämlich, wenn der Nikolausmarkt mit dem traditionellen Abglühen endet.

Es gibt noch ein weiteres Ärgernis: In den ersten beiden Wochen war die Krippe nicht beleuchtet, weil die nötige Stromzufuhr fehlte, sagt Koischwitz. Seit Freitag werden die Figuren allerdings wieder angestrahlt, was sie erfreut zur Kenntnis nahm.

"Das ist eine einmalige Geschichte", sagt Bruder auf GA-Anfrage. Im nächsten Jahr werde die Krippe, die in der Weihnachtszeit 1993/94 erstmals auf dem Nikolausmarkt aufgestellt wurde, wieder zentraler stehen - wenn sich Koischwitz umstimmen lässt. Damit das geschehe, müsse sich aber einiges grundlegend ändern, sagt sie. Und meint nicht nur die Einstellung bei Stadtmarketing, sondern auch die Lagerung im Keller des Rathausneubaus durch die Stadt, der die Krippe gehört. Diese könnte besser sein, auch beim Transport müsse man vorsichtiger mit den Figuren umgehen, kritisiert Koischwitz. Die Figuren aus Draht, Leinen und Blei, für die Marie-Luise Czizek liebevoll Kleider genäht hatte, seien sehr empfindlich. "Ich wünsche mir, dass die Krippe in die Hände eines Sammlers kommt, der ihren Wert zu schätzen weiß", so Koischwitz.

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