Aus überschüssigen Eiern Niederbachemer Landwirt Sebastian Luhmer verkauft jetzt Nudeln

Niederbachem · Der Bio-Hof von Sebastian Luhmer betreibt zwei Hühnermobile. Das hat nun für einen Eierüberschuss gesorgt, der zu einer neuen Geschäftsidee reifte: Nudeln aus Bio-Eiern.

 Aus überschüssigen Eiern macht Landwirt Sebastian Luhmer neuerdings Nudeln.

Aus überschüssigen Eiern macht Landwirt Sebastian Luhmer neuerdings Nudeln.

Foto: Axel Vogel

Wer im Niederbachemer Hofladen von Biobauer Sebastian Luhmer einkauft, kann seit Dezember neben Bewährtem wie etwa Eiern von freilaufenden Hühnern und Fleisch von Glanrindern noch ein neues Produkt kaufen: Bio-Nudeln mit einem Eianteil von 30 Prozent. Produziert werden bislang zwei Sorten, gewellte Bandnudeln und Radiatori. „Sie haben die Form eines Radiators“, erklärt Luhmer.

Produziert werden seine Nudeln zwar bei einem Hersteller im Westerwald. Die Eier dafür stammen jedoch von Luhmers freilaufenden Hühnern. Der Hintergrund für die neue Geschäftsidee sind Überkapazitäten bei Luhmers Eierproduktion, die er zu einer stimmigen Erweiterung seines Angebotes nutzen will. Bei den Kunden kommen die Nudeln gut an, sagt Luhmer. So gut, dass er bereits über weitere Variationen aus Eiern nachdenkt.

Vor knapp drei Jahren war der Biobauer auf die Idee gekommen, Hühnerhaltung mittels eines mobilen Stalls zu betreiben. Viele Kunden honorierten das damals auf Anhieb, erinnert sich der Niederbachemer: „Sie fanden es gut, dass die rund 300 Hühner hier so viel Auslauf haben und stets frisches Grün finden.“ Regelmäßig beobachten seitdem viele Spaziergänger das Treiben der Hühner in und vor seinem mobilen Stall.

Was für den Biobauern aber mindestens genauso wichtig war: Seine Eier wurden auch für einen Stückpreis von 48 Cent gekauft. Und zwar so rege, dass Luhmer sich im Oktober entschloss, einen zweiten mobilen Stall mit weiteren 350 Hühnern anzuschaffen.

Dabei ging es aber vorrangig darum, so erklärt er es, „allzu große Schwankungen bei der Eierproduktion zu vermeiden“. Denn man muss wissen: „Wenn die Hühner älter werden, legen sie weniger Eier“, so der Landwirt. Etwa anderthalb Jahre bleibt ein Huhn im Durchschnitt auf seinem Hof.

Doch rasch stellte sich heraus, dass die nun 650 Hühner mehr Eier legten als vom Kunden nachgefragt wurden. Um diese Überproduktion sinnvoll zu verwerten, belebte Luhmer ein altes Projekt: die Nudelproduktion. Bereits 2018 hatte er versuchsweise Nudeln aus Eiern herstellen lassen. „Nach der Inbetriebnahme meines ersten mobilen Stalls gab es anfangs mehr Eier als Kunden.“ Bis die Kundschaft entsprechend gewachsen war, versuchte Luhmer eine alternative Verwendung für seine Eier zu finden. Sofort fiel ihm eine Nudelproduktion ein. Doch die Schwierigkeit war: „Man muss erst einmal einen Betrieb finden, der den Auftrag für eine kleinere Charge übernimmt“, erklärt der Landwirt. Beim Eier- und Nudelhof Becker in Hadamar im Westerwald wurde er schließlich fündig: „Dort übernimmt man eine Produktion ab 2000 Eiern.“

Weil seine Nudeln bereits 2018 den Geschmack vieler Kunden getroffen hatten, gab Luhmer jetzt im Dezember nochmals eine größere Menge im Westerwald in Auftrag. Und auch über die Umsetzung neuer Ideen denkt er bereits nach. Dabei dreht sich alles erneut um das Ei. Was er sich nämlich vorstellen könnte, ist eine dritte Nudelsorte: Spaghetti made in Niederbachem. Langfristig aus seiner Sicht ebenfalls denkbar ist die Fertigung eines eigenen Eierlikörs aus dem Niederbachemer Naturprodukt. Freilich würde auch hier wieder gelten: „Ich kann keine ganze Lasterladung ordern und muss daher wieder einen Betrieb finden, der bereit wäre, eine kleinere Charge zu herzustellen.“

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