„Am Noßbacher Weg“ erhitzt die Gemüter Anwohner in Lannesdorf fordern weiterhin Tempo-30

Lannesdorf · Die Stadt hat nach Überprüfungen die Teerdecke der Straße Am Noßbacher Weg in Lannesdorf ausgebessert. Tempo 30 wird daher bald wieder aufgehoben, was die Anwohner verhindern wollen. Laut Stadt besteht dazu keine Chance.

 Hier gilt Tempo 30: Ein Blitzer am Noßbacher Weg überprüft, ob jemand zu schnell unterwegs ist.

Hier gilt Tempo 30: Ein Blitzer am Noßbacher Weg überprüft, ob jemand zu schnell unterwegs ist.

Foto: Maximilian Mühlens

Immer wieder blitzt das rote Licht der mobilen Geschwindigkeitsanlage Am Noßbacher Weg auf. Wieder war ein Autofahrer zu schnell unterwegs. Kaum erwischt, bremsen die Autofahrer abrupt ab. Auf dem Noßbacher Weg gilt Tempo 30, viele Autofahrer halten sich allerdings nicht daran, wie es sich am Donnerstagmorgen sehr deutlich zeigt. 

Maßnahme hat rund 300.000 Euro gekostet

Am Abend zuvor war der Noßbacher Weg Thema in der Bezirksvertretung Bad Godesberg – ein Thema, das die Gemüter erhitzt. Wie berichtet, hatte das Tiefbauamt der Stadt Ende vergangenen Jahres den Fahrbahnbelag erneuern lassen, um wieder die vorgeschriebene Griffigkeit zu erreichen. Rund 300.000 Euro hat die Stadt dafür ausgegeben. Im Zuge der Baumarbeiten und der verschlechterten Griffigkeit wurde die Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 Kilometer pro Stunde herabgesetzt. Doch aufgrund der rechtlichen Lage soll nach Fertigstellung aller Arbeiten die Geschwindigkeit wieder auf Tempo 50 erhöht werden. Das löst vor allem bei den Anwohnern Unbehagen aus.

Tempo 30 hat den Verkehr in der Straße beruhigt

Stellvertretend für die Interessengemeinschaft Am Noßbacher Weg setzte sich Anwohnerin Kathrin Krake vor dem Gremium für den Erhalt der Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h ein. Sie zitierte in der Sitzung aus einer Anwohnerbefragung, dass nun eine „gefahrlose Querung der Straße“ möglich sei, dass es leiser sei und dass nun selbst Müllwerker und Paketdienst-Fahrer sich auf der Straße sicherer fühlen.

Im Hinterkopf haben dabei vor allem alle Beteiligten einen Unfall vom Juli 2020, als ein Transporter auf regennasser Straße – laut Polizei aufgrund überhöhter Geschwindigkeit – ins Schleudern geriet, mit einem geparkten Fahrzeug kollidierte und in einer Hauswand landete. Die Schäden sind heute noch zu sehen. „Wir wollen keine Etats antasten, wir wollen keine Staus produzieren, wir wollen einfach die Situation so behalten, wie sie derzeit ist“, so Krake. Doch das ist nicht so einfach.

Tempo-30 kann nicht einfach so beibehalten werden

„Wir können das Anliegen der Bürger nachvollziehen“, so Daniel Kassner, Sachgebietsleiter der Verkehrslenkung der Stadt. Allerdings könne die Verwaltung an der Stelle dort schon aus rechtlichen Gründen kein Tempo-30 belassen. Schon vor 20 Jahren hatte der Stadtrat nach vorheriger Beratung mit der Bezirksvertretung einem Bürgerantrag mit der Forderung nach Tempo 30 stattgegeben. Die Bezirksregierung Köln hatte seinerzeit allerdings ein Veto eingelegt.

Genau darüber berichtete der GA erst vor Kurzem: Denn zum einen endete die Straße bis 1999 in einem Wendehammer, danach wurde die Straße zur Ließemer Straße (Kreisstraße 14) hin geöffnet und dient seitdem als Umgehung für den Lannesdorfer Ortskern. Die Bezirksregierung hatte ihr Nein unter anderem damit begründet, dass beim geradeaus fließenden Verkehr keine Gefahr drohe und es kaum Unfälle gebe.

Ortstafeln sollen versetzt werden

Tempo 30 wurde nun nur zeitweise eingeführt, weil es wegen des Belags vonnöten war. „Der Defekt ist nun beseitigt, daher gibt es auch keinen Grund mehr, Tempo 30 zu belassen“, so Kassner. Derzeit gelten in der Straße aber noch immer maximal 30 km/h, weil die Markierung noch fehlt und Rollsplitt verteilt wurde. Die Farbe soll aufgetragen werden, sobald es die Witterung zulässt. Dafür muss es mindestens eine Woche lang trocken sein, so der Fachmann. Als zusätzliche Maßnahmen kündigte Kassner an, dass die Ortstafeln versetzt werden, damit jeder Autofahrer sofort weiß, dass er nun in ein bebautes Gebiet fährt, zudem soll es sogenannte Rüttelstreifen geben.

FDP fordert Smileys an der Straße

Doch mit den Ausführungen haben sich die Politiker nicht zufriedengegeben. „Wäre Tempo 30 denn nicht nur in der S-Kurve möglich?“, fragte Gabriel Kunze (SPD). Wolfgang Heedt von der FDP regte an, Smileys aufzustellen, die den Autofahrern anzeigen, ob sie zu schnell sind. Nicole Unterseh von den Grünen, fragte, ob die Straße nicht umgewidmet werden kann, um Tempo-30 einzuführen.

Marcel Schmitt vom Bürger Bund Bonn fühlte sich bei den Vorschlägen an Pippi Langstrumpf erinnert, wonach dies alles Vorschläge aus der Kategorie „Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt“ seien. „Ich bin der Meinung, dass das, was die Verwaltung gemacht hat, einwandfrei ist. Jetzt ist die Ausnahmebedingung nicht mehr gegeben. Basta“, so Wolfgang Truckenbrodt von der AfD.

Viele Autofahrer wurden im Noßberger Weg geblitzt

Kassner wiederholte, dass der einzige Defekt der Straße die Griffigkeit war und erinnerte daran, dass das, was die Stadt nun umgesetzt habe, ein „ganzes Maßnahmen-Paket“ sei. „Eine Umwidmung der Straße würde ihren Charakter nicht ändern“, so Kassner. Die Geschwindigkeit sei vor Ort kein Problem, er sehe auch „keine Chance“, dass sich etwas an der Geschwindigkeit ändern werde. Die Installation eines Smileys fand er allerdings gut und sinnvoll. Carsten Sperling, Abteilungsleiter des Stadtordnungsamtes, konnte dem nur beipflichten und berichtete von Modellen, die nicht nur anzeigen können, ob jemand zu schnell ist, sondern die auch die Geschwindigkeit und die Art des Fahrzeuges abspeichern können. 

Die Bezirksverordneten haben am Ende beschlossen, dass die Verwaltung prüfen soll, ob im Kurvenbereich Tempo 30 möglich ist, ob Geld für einen Smiley vorhanden ist und ob es vor Ort regelmäßige Geschwindigkeitsmessungen geben kann. Dass diese nötig sind, hat das Beispiel von Donnerstag gezeigt. Nach GA-Informationen waren alleine von morgens bis mittags eine hohe zweistellige Anzahl an Autofahrern auf dem Noßbacher Weg zu schnell unterwegs. Der Spitzenreiter hatte mehr als doppelt so viel auf dem Tacho.

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