Zu hohes Tempo Lannesdorfer haben genug von Autos im Vorgarten

Lannesdorf · Bei Fauzia Ayub landete vor zwei Wochen ein Laster im Büro. Es war einer von vielen Unfällen am Noßbacher Weg. Die Anlieger fordern nun erneut ein Tempolimit oder Radaranlagen.

 Über zu schnelle Autofahrer ärgern sich Anlieger des Noßbacher Wegs. In den rechten Teil des gelben Hauses krachte kürzlich ein Transporter.

Über zu schnelle Autofahrer ärgern sich Anlieger des Noßbacher Wegs. In den rechten Teil des gelben Hauses krachte kürzlich ein Transporter.

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

Noch immer freut sich die Lannesdorferin Fauzia Ayub, dass sie am 8. Juli in Aachen war. Wäre sie nämlich zu Hause gewesen, hätte sie im Büro gesessen – und sich um 18.40 Uhr einem Lastwagen gegenübergesehen. Wie berichtet, war laut Polizeibericht ein 23-Jähriger auf der Straße „Am Noßbacher Weg“ von Ließem in Richtung Lannesdorf unterwegs und wegen zu hohem Tempo in einer Kurve von der nassen Fahrbahn abgekommen.

Zunächst hatte er einen abgestellten Transporter gestreift und war schließlich in der Ayubschen Hausfassade gelandet. Der Fahrer blieb unverletzt, reiht sich aber ein in eine längere Reihe von Vorkommnissen. „Bis auf ganz wenige Ausnahmen ist überhöhte Geschwindigkeit der Auslöser“, sagt Anliegerin Kathrin Krake. Seit zwei Jahren führt sie Buch, was auf dem rund 150 Meter langen Teilstück der Straße, auf der Tempo 50 erlaubt ist, so alles passiert.

Ihre Erkenntnisse gibt sie regelmäßig an Stadt und Polizei weiter, „da hab ich schon ein eigenes Körbchen auf dem Schreibtisch“, sagt Krake. Bei ihr selbst parkte ein Autofahrer nach missglücktem Bremsmanöver auf den Treppen. Bei ihrer Nachbarin von gegenüber, Anne Mietz, war es seinerzeit die Küche, die einen Wagen stoppte. „Wir haben einfach Angst, dass irgendwann mal einer von uns zu Schaden kommt“, sagt Mietz. Oft geht sie mit ihrem Hund an der Straße in Richtung Noßbach (in den auch schon Autos stürzten): „Und ich kann Ihnen versichern, dass das wegen der schnellen Autos keinen Spaß macht.“ Weshalb sie schon vor 20 Jahren einen Bürgerantrag stellte mit der Forderung nach Tempo 30. Diesem hatte der Stadtrat nach vorheriger Beratung in der Bezirksvertretung zwar stattgegeben. Allerdings hatte die Bezirksregierung Köln ein Veto eingelegt.

Das könnte damit zu tun haben, dass sich am Noßbacher Weg eine mehrstufige Problemlage auftut. Zum einen endete er bis 1999 in einem Wendehammer. Dann jedoch wurde die Straße zur Ließemer Straße (Kreisstraße 14) hin geöffnet und dient als Umgehung für den Lannesdorfer Ortskern. Die Bezirksregierung hatte ihr Nein unter anderem damit begründet, dass beim geradeaus fließenden Verkehr keine Gefahr drohe und es kaum Unfälle gebe. Letzteres hat sich geändert, zumindest nach Meinung der Anlieger, von denen das Gros 1998 baute beziehungsweise an den Wendehammer zog. Auch die Polizei spricht nach vier Vorfällen seit März von einer Unfallhäufungslinie, also einer Vorstufe der Unfallhäufungsstelle (siehe Artikel „Nächste Schritte“).

Krake weiß aus ihren Gesprächen mit Polizei und Stadt, dass es mobile Geschwindigkeitsmessungen gab. „Die Spitzenwerte lagen zwar bei 106 Stundenkilometern, da sich aber 80 Prozent ans Tempo halten, sei das trotzdem okay“, meint sie fassungslos. Denn bei 12 000 Autos pro Tag an dieser Stelle seien auch 20 Prozent „ein enormes Risiko für uns Anwohner“.

Die Stadt ließ Fragen des GA zu einer Einschätzung der Situation zwar nicht unbeantwortet – teilte aber über das Presseamt nur mit, man suche gemeinsam mit der Polizei nach Lösungen. Die Betroffenen hätten als Variante zu Tempo 30 weitere Ideen. „Zwei Blitzer wären nicht schlecht zum Runterkühlen“, meint Mathias van Ooyen. Der Landschaftspfleger kommt nach eigenen Angaben mit dem Hänger weder gut auf sein Grundstück noch von diesem weg.

Unterstützung naht aus der Politik. Kurz nach dem Unfall hatte SPD-Stadtverordnete Gieslint Grenz in einer Pressemitteilung gefordert, ein Radarmessgerät aufzustellen. Wie sie hatte sich diese Woche auch Bezirksbürgermeister Christoph Jansen (CDU) nach Lannesdorf aufgemacht, um das Gespräch mit den Anliegern zu suchen. Bezirksverordneter Wolfgang Heedt (FDP) hat nun einen Antrag eingebracht. So soll die Verwaltung unter anderem ab sofort in beiden Fahrtrichtungen mit mobilen Radarmessanlagen „engmaschig“ und an wechselnden Standorten das Tempo überprüfen. Laut Anliegern ist das am Dienstag erstmals geschehen; das städtische Team habe sich gefühlt wie am Nürburgring. Auch dazu gab es keine weiteren Ausführungen der Verwaltung.

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