Gesprächsreihe „Heimat und Aufbruch“ in Bad Godesberg Lebhafte Diskussion zwischen Nostalgie und Zukunftsbildern

Bad Godesberg · Beim Godesberger Gespräch unter dem Motto „Heimat – mehr als Nostalgie“ diskutieren Gastgeber aus Kultur und Kirche mit Geschichtsexperten und Publikum über vergangene und aktuelle Lebenswelten. Am Ende landet die Debatte bei aktuellen Problemen des Stadtteils.

 Viel Zuspruch für die Gesprächsrunde im Schauspielrunde im Schauspielhaus.

Viel Zuspruch für die Gesprächsrunde im Schauspielrunde im Schauspielhaus.

Foto: Alexander Barth

Reichlich Nostalgie, zarte Zukunftsvisionen und ein wenig Aufruhr – bei der jüngsten Ausgabe der Godesberger Gespräche unter dem Motto „Heimat und Aufbruch“ wurden im Forum des Schauspielhauses etliche Schlaglichter auf frühere und aktuelle Godesberger Lebenswirklichkeiten geworfen.

Vor rund 70 Gästen teilte am Dienstagabend neben den Gastgebenden Carmen Wolfram vom Schauspielhaus und Pfarrer Gianluca Carlin ein Experten-Trio für die lokale Geschichte ihre Positionen zum Heimat-Begriff vor Ort aus. Gegen Ende des Abends wurden in der offenen Diskussion mit dem Publikum aber auch bekannte Ärgernisse der heutigen Zeit thematisiert.

Auf Stichwort von Moderatorin Ebba Hagenberg-Miliu legten die Protagonisten ausgiebig ihre Definition von Heimat offen. Neben Wolfram, Chefdramaturgin des Schauspielhauses, und Carlin, leitender Pfarrer der katholischen Seelsorge in Bad Godesberg, die beide erst seit wenigen Jahren im Süden der Bundesstadt leben und über den Abend hinweg eine erfrischende Perspektive von halb-außen lieferten, blickten die weiteren Gäste vornehmlich und fundiert durch die Alteingesessenen-Brille auf den Bezirk.

Pure Nostalgie und aktuelle Willkommenskultur

Iris Henseler-Unger, Vorsitzende des Vereins Heimatpflege und Heimatgeschichte, berichtete aus Sicht einer bekennenden Friesdorferin und gab so Einblicke, wie sublokale Identifikation im „großen Ganzen“ von Bad Godesberg funktionieren kann. Der Verein bietet unter anderem Rundgänge durch die Ortsteile an, um Geschichte und Geschichten ganz nah an den Vierteln erzählen zu können.

Norbert Schlossmacher, bis vor kurzem leitender Bonner Stadtarchivar, warb ganz direkt für eine lokale Willkommenskultur. Sein Appell: „Wir müssen dafür sorgen, dass Menschen, die hierherkommen, sich heimisch fühlen können, indem wir sie mit uns und unserer Geschichte vertraut machen.“

Den vielleicht größten Nostalgie-Punkt setzte der Heimatforscher Wilfried Rometsch, seit vielen Jahren als Autor zur Godesberger Geschichte aktiv. Sein Kurzreferat zur jüngeren Historie ließ manchen Besuchenden wohlig aufatmen, vor allem, wenn es um Glanz und Bedeutung vergangener Epochen ging, mit dem Ende der Hauptstadtzeit als Quasi-Schlusspunkt.

Wenn sich auch etliche Diskussionspunkte in der Vergangenheit abspielten: Dass im Hier und Jetzt und nicht zuletzt auch für die Zukunft ein zeitgemäßer Umgang mit dem Heimat-Begriff gefunden werden müsse, einte die Diskutanten auf und nicht zuletzt vor der Bühne, wie zahlreiche Nachfragen zu aktuellen Godesberger Problemzonen belegten.

Offene Diskussion wird zur Bürgerfragestunde

Auch über der abschließenden offenen Diskussion stand unsichtbar der in der Einladung aufgerufene Titel „Heimat – mehr als Nostalgie? Bad Godesberg l(i)ebt Geschichte“ – einerseits griffig, andererseits Raum für ausschweifende Gedanken lassend. Von Spekulationen und Ideen zur Nutzung des Aennchen-Gebäudes bis hin zu stadtplanerischen Entwicklungswünschen war ein breites Themenspektrum vertreten, das gegen Ende allerdings eher einer Bürgerfragestunde glich.

Die eloquente Runde auf der Bühne dürfte dabei kaum der richtige Adressat für Unmutsäußerungen über jüngere – politisch entschiedene – Entwicklungen gewesen sein. Den vielleicht griffigsten Ansatz aus dem Publikum für einen unverkrampften Umgang mit der Godesberger Realität lieferte ein Publikumsgast, der ganz aktuell als Mann der Stunde in Sachen Außenwirkung durchgeht. Hotelier Fritz Dreesen warb in seiner Wortmeldung vehement für Toleranz und Offenheit: „Damit hatten wir früher kein Problem, warum soll das jetzt anders sein?“

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