Prägende Erinnerungen an Krieg und Leid Lesung mit Norbert Blüm im Hospiz des Waldkrankenhauses

Bad Godesberg · Mit einem Zitat von Jean Paul begann Norbert Blüm die Lesung aus seinem Buch „Verändert die Welt, zerstört sie aber nicht: Einsichten eines linken Konservativen“ im Hospiz des Waldkrankenhauses.

 Ausschnitte aus seinen „Einsichten eines linken Konservativen“ las Norbert Blüm im Hospiz des Waldkrankenhauses.

Ausschnitte aus seinen „Einsichten eines linken Konservativen“ las Norbert Blüm im Hospiz des Waldkrankenhauses.

Foto: Friese

Aus seinem Buch wählte der 82-Jährige prägende Erinnerungen aus und kommentierte diese. Er begann seine Lesung mit Anekdoten aus der Kindheit und der längsten Wanderung seines Lebens. Sie bestand lediglich aus 30 Schritten, entschied jedoch über Leben und Tod. Das Haus des damals Achtjährigen war von einer Brandbombe getroffen worden, und er musste sich in die Sicherheit des naheliegenden Opelwerkes retten. Im Gegensatz zum Schrecken des Krieges sei es ein enormes Glück, dass heutige Generationen in Deutschland diesen nicht kennen würden.

Diesen Zustand gelte es zu wahren. „Das Schlimmste, was ich je erlebt habe, war der Krieg. Deshalb müssen wir in Europa zusammenstehen“, kommentierte Blüm. Er las auch aus jüngsten Erinnerungen. Er besuchte das Flüchtlingslager Idomeni, um die dort herrschenden Verhältnisse mit eigenen Augen zu sehen. Durch die Erzählung zog sich ein weiteres Zitat: „Wirklich, ich lebe in dunklen Zeiten“, verwendete Blüm die abgewandelten Worte Bertolt Brechts. Er kritisiert die abweisenden Rollen anderer Staaten wie Österreich, Ungarn oder Polen, freut sich aber, dass Deutschland heutzutage als Hoffnungsträger angesehen wird. „Für viele steht Kapital über Menschen. Dieses Europa des Geldes ist nicht mein Europa“, sagte der ehemalige Minister für Arbeit und Sozialordnung.

Er beendete die Lesung mit seinen Erinnerungen an die Wahlniederlage 1998. Daraus habe er gelernt, ein guter Verlierer zu sein. Machtwechsel gehörten zur Demokratie und seien nötig, damit niemand sich die Macht über den Kopf wachsen lasse. Auf die Frage, was er zu den momentanen Koalitionsverhandlungen sage, hatte er auch eine klare Meinung. „Ich bin für eine Regierungsbildung mit Mehrheit. Es geht nicht mit dem Kopf durch die Wand, und wir können nicht so lange Neuwahlen haben, bis es allen Parteien passt“, meinte Blüm. Außer beim Familiennachzug könne man überall Kompromisse eingehen. „Entweder wir lernen aus den Fehlern der Vergangenheit oder wir müssen die schmerzhaften Lektionen erneut erleben“, fasste Blüm seine Erinnerungen an Krieg und Leid zusammen.

Norbert Blüm wird sein Buch am Donnerstag, 30. November, ab 18 Uhr auch in der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik (BAPP), Heussallee 18-24, vorstellen. Der General-Anzeiger lädt seine Leser dazu ein. Die Moderation hat GA-Chefredakteur Helge Matthiesen. Wer dabei sein möchte, sollte sich schnell unter Tel. 02 28/6 68 82 13 oder per E-Mail an marketing@ga.de anmelden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort