Klaus Thull Leuchtende Zitate ihrer Zeit

Bonn/Bad Godesberg · Klaus Thull sammelt Neonreklame: Er hat sich Schriftzüge von Hotel Beethoven und Casino Neuenahr gesichert

"Wenn die Schaufenster zugeklebt sind, dann ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass sich etwas ändert", sagt Klaus Thull. Thull ist Sammler. Eigentlich von so ziemlich allem, was andere auf den Schrott werfen würden. Aus kaputten Gegenständen baut er in seiner Schreinerei neue Regale, Vitrinen, Spiegel, Tische und noch viel mehr. Zusätzlich ist Thull leidenschaftlicher Sammler von Neonleuchtreklamen.

Das bekannte Leucht-Logo des traditionsreichen Hotels Beethoven gehört zu seiner Sammlung genauso wie die Leuchtreklame des Casinos in Bad Neuenahr. "Besondere Stücke bewahre ich zu Hause auf", gibt er zu. Wie etwa das Hotel Beethoven-Emblem. Das stehe auch nicht zum Verkauf.

Die Leidenschaft zum Sammeln stammt noch aus seiner Studentenzeit. Schrott fahren nannten die jungen Akademiker das damals. "Das erste, was ich verarbeitet habe, waren Fenster, die ich eben auf dem Sperrmüll fand", berichtet Thull von den Anfängen. Irgendwann sei er dann eben auf Leuchtreklame gestoßen und seitdem regelrecht auf der Spurensuche nach neuen Neonschriftzügen.

Zugeklebte Schaufenster sind für den 63-Jährigen nunmehr ein sicheres Indiz dafür, dass ein Geschäft schließt. Wie etwa bei dem Möbelgeschäft "Josef Haus" in der Bonner Innenstadt zu Beginn des Jahres. "Wochenlang waren die Fenster verhangen. Außerdem hing von innen an das Fenster geklebt ein Verweis darauf, dass das Ladenlokal renoviert werde", berichtet Thull. Aber er habe nie wirklich an die Renovierung geglaubt.

Er sollte Recht behalten. Das Ladenlokal beherbergt heute ein Reisebüro und die Neonreklame besitzt Thull. "Das ist ein traumhafter Schriftzug aus den 60er Jahren", beschreibt er. Das Teilstück "Haus" verfrachtete Thull kurzerhand auf das Dach seiner Werkstatt in der Bonner Straße in Bad Godesberg.

"Leuchtreklame ist ein Architekturzitat seiner Zeit", ist sich der Neon-Liebhaber sicher. "Alleine die Veränderungen in der Technik lassen sich wunderbar von den unterschiedlichen Konstruktionen ablesen." Thull konserviert also regionale Geschichte? "Ja, das trifft es schon", beantwortet er lachend derartige Fragen. "Aber ich verarbeite manche Stücke ja auch weiter."

Zum Beispiel aus dem Schriftzug "Velvet" einer Bonner Schuhhandlung. Das "V" entwendete er kurzerhand und funktionierte es zu einem Tischbein um. "Aus dem, was andere als Müll bezeichnen, kann ich zehn neue Dinge machen", fasst der Bastler seine Arbeit kurzerhand zusammen. "In meiner Werkstatt wird gezaubert und nicht gearbeitet."

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