Workshop mit Schauspieler Steffen Groth "Lippenstift für harte Kerle"

FRIESDORF · Mit einem Theaterworkshop gegen die gängigen Geschlechterrollen und Gewaltbereitschaft im Kosovo hat Schauspieler Steffen Groth die "Young Men Initiative" der Hilfsorganisation Care unterstützt.

 Schauspieler Steffen Groth (links) stellte bei Care in Friesdorf seinen neuen Film auch Care-Generalsekretär Karl-Otto-Zentel vor.

Schauspieler Steffen Groth (links) stellte bei Care in Friesdorf seinen neuen Film auch Care-Generalsekretär Karl-Otto-Zentel vor.

Foto: Ronald Friese

Anfang des Jahres ist er, begleitet von einem Kamerateam des WDR, in den Kosovo geflogen, um dort für zehn Tage mit Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen zusammenzuarbeiten. Den daraus entstandenen Dokumentarfilm "Lippenstift für harte Kerle" stellte er gestern in der Care-Geschäftsstelle in Friesdorf vor.

"Zu Beginn war ich skeptisch, was den Schauspielkurs anging", erklärte Groth, der seit 2010 Unterstützer der Hilfsorganisation ist. "Ich dachte mir: Ein Schauspielkurs im Kosovo, da, wo es eine hohe Arbeitslosigkeit und Gewaltbereitschaft gibt, ist das Letzte, was die jetzt gebrauchen können", erzählte er. Doch ihm gefiel die Idee, sich mit dem eigenen Beruf sinnvoll einzubringen.

In der kosovarischen Hauptstadt Pristina traf Groth auf junge Männer ab 15 Jahren, die mit dem typischen Ideal von Männlichkeit und einer hohen Gewaltbereitschaft aufgewachsen sind. "Keiner von den Jungs war nicht schon mal in eine Messerstecherei verwickelt oder hat zumindest eine gesehen", erklärte Groth. Mit dem Schauspieltraining habe er das Selbstbewusstsein der jungen Männer stärken, aber auch Denkanstöße zur Gewalt und zur Gleichstellung der Geschlechter geben wollen.

Dies entspricht den Grundsätzen der "Young Care Initiative". Durch Workshops und Aktivitäten sollen Jugendliche auf dem Balkan neue Wege kennenlernen, miteinander umzugehen und sich mit anderen auseinanderzusetzen. Und es soll ein neues Bild von Männlichkeit vermittelt werden; das eines starken, verantwortungsbewussten Mannes, der auch sein Gehirn benutzt.

Die Jugendlichen erzählten Groth Szenen aus ihrem Alltag, etwa von einem Streit auf dem Weg zum Fußballplatz, der mit Messern und Fäusten ausgetragen wurde. In dem Workshop ließ er die Jugendlichen improvisieren und diese Szenen nachspielen. Zum Abschluss gab es eine kleine Aufführung. Vor einer Woche flog Groth erneut in den Kosovo, um einige Jugendliche wiederzutreffen und ihnen den Film zu zeigen. "Ich habe mich gefreut, die Jungs wiederzusehen", sagte er. Obwohl die Zusammenarbeit nicht immer einfach war, sei das Projekt eine tolle Erfahrung gewesen: "Ich bin sehr stolz auf die Jungs."

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