GA-Serie „Ruhestand 4.0“ Manfred Wüllner engagiert sich nicht nur in der Redoute und der Gemeinde

Serie | Bad Godesberg · Die Hände in den Schoß zu legen, ist nichts für Manfred Wüllner. Nicht nur, dass der 73-jährige Gymnasiallehrer länger arbeitete als nötig. Nun ist er in der Bürgerstiftung Rheinviertel aktiv, hilft im Suppenhimmel, engagiert sich in der Gemeinde - und kümmert sich um Garten und Boden der Redoute.

 Immer im Einsatz: Manfred Wüllner bringt die Süßwarenspenden eines Godesberger Geschäfts bei zwei Seniorenheimen vorbei.

Immer im Einsatz: Manfred Wüllner bringt die Süßwarenspenden eines Godesberger Geschäfts bei zwei Seniorenheimen vorbei.

Foto: Martina Sondermann

Bürgerstiftung, Suppenhimmel, Gemeindeausschuss, Pfarrbrief – die Liste der Ehrenämter von Manfred Wüllner ist lang. Außerdem singt der 73-Jährige im Kirchenchor und kümmert sich um die Garten- und Bodenpflege der Redoute. „Da ich sonst unglücklich wäre mit meiner vielen Freizeit als Pensionär“, konstatiert er lächelnd.

Der Gymnasiallehrer für Französisch und Erdkunde gehörte nicht zu denen, die ihren Ruhestand herbeisehnten. Im Gegenteil. „Ich habe ein Jahr länger gearbeitet als ich musste“, erzählt Wüllner. Allerdings habe er ausgehandelt, „nicht an den Lehrerkonferenzen teilnehmen zu müssen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. So konnte sich der Pensionär in spe nachmittags engagieren und einen „gleitenden Übergang“ in den Ruhestand schaffen. Wenn Not am Mann ist, kann er aber von seinem alten Job nicht ganz lassen: Vor drei Jahren sprang der Pädagoge kurzfristig in einer Godesberger Schule ein und unterrichtete ein Jahr lang in zwei Klassen Französisch.

Seine Frau steht voll hinter  seinem Engagement

Auch wer kürzlich am Springbrunnen an der Redoute unterwegs gewesen ist, kann Wüllners Handschrift erkennen. Dass die Gartenanlage so akkurat daherkommt, ist nämlich sein Verdienst. Erst kürzlich habe er den Rasen vertikutiert, erzählt der 73-Jährige. Seit Beginn des Ruhestands vor sieben Jahren pflegt Wüllner außerdem die edlen Marmorböden im kurfürstlichen Ballhaus. „Die müssen mindestens einmal im Jahr aufgehübscht werden“, erklärt er und geht als „Bodenbearbeitungsspezialist“ dann minutiös mit der Einarm-Maschine und drei verschiedenen Pads über die Böden. „Die sehen danach aus wie der Spiegelsaal in Versailles“, stellt der 73-Jährige fest.

Wüllners Ehefrau, die als Lehrerin an einer Bonner Schule unterrichtet, steht voll und ganz hinter dem Engagement ihres Mannes. „Das war Motivation für mich, dass ich aus dem Haus gehe, wenn sie nicht da ist“, erklärt der Pensionär. Er habe bei keiner seiner Tätigkeiten feste Arbeitszeiten und sei sein eigener Herr. „Mich als Mensch nach meinem Geschmack und meiner Verantwortung einzubringen, das liebe ich. Das ist mein Ding.“

Als Mitglied im Gemeindeausschuss des Burgviertels ist Wüllner in die Vorbereitung und Gestaltung für Fronleichnam, Agape und Kirchfest involviert. Darüber hinaus schreibt er Beiträge für den Pfarrbrief und organisiert in der Bürgerstiftung Rheinviertel gemeinsam mit vier Mitstreitern jährlich an die sechs Benefizveranstaltungen. Darunter sind Konzerte und Lesungen zugunsten der Kindertagesstätten im Rheinviertel und der ambulanten Palliativ-Schwestern. „Das macht diesen Spaß und die Motivation aus, mit Gleichgesinnten gute Sachen zu machen“, so Wüllner.

Zuletzt gab es einen Tango-Abend mit argentinischen Weltstars im Schauspielhaus Bad Godesberg – mit tatkräftiger Unterstützung der Jungstiftler. „Es war für mich ein besonderer Anschub, dass diese jungen Leute am Samstagabend bis zur bitteren Neige Müllsäcke weggebracht und Bänke rausgetragen haben“, so Wüllner. Er packt gern mit an, wenn es darum geht, mit Stehtischen und Verweilecken dafür zu sorgen, dass die Gäste sich wohlfühlen und in den Pausen sowie im Anschluss über das Konzert und „Gott und die Welt“ reden.

Zur Mittagszeit findet man Wüllner im Suppenhimmel

In der Mittagszeit findet man Manfred Wüllner bei der Essensausgabe im „Suppenhimmel“ neben der Fronhofer Galeria. „Durch Corona dürfen wir die Gäste nicht in den Raum bitten, sondern stellen momentan Lunchpakete mit geschmierten Broten, Obst, Gemüse und Süßigkeiten abholbereit auf die Tische“, erklärt er. Viele Menschen, die die Begegnungsstätte besuchen, kennt er schon seit Jahren. „Wir haben ein enges, freundschaftliches Verhältnis, sodass uns die Arbeit noch mehr Spaß macht.“ Das Gespräch mit den Menschen und die „herzliche und warme Atmosphäre zwischen Ehrenamtlichen und Kunden“ sei eine besondere Motivation, sich hier zu engagieren. „Das ist für mich Glück. Da bin ich stolz, dass ich als Teil einer kleinen Gesellschaft so helfen kann, und dass das so angenommen wird.“

Sein ganzes Leben sei geprägt von diesem Engagement, und auch der große Freundeskreis „ticke“ ähnlich. Was für das Ehrenamt gilt, gilt ebenso für die Familie. „Wir pflegen den Zusammenhalt und das herzliche Miteinander“, so Wüllner, der gemeinsam mit seiner Ehefrau vier Kinder und ein Enkelkind hat. „Das Wesentlichste in meinem Leben ist die Familie.“

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