Minitornado kam ohne Vorwarnung Wirbelsturm verwüstete Mehlem vor 40 Jahren

Mehlem · Im Juli 1980 fegte ohne Vorwarnung ein Wirbelsturm durch die Straßen von Mehlem. Er lässt eine Schneise der Verwüstung hinter sich: In Sekundenschnelle werden Bäume entwurzelt, Dächer abgedeckt und Autos zerstört.

 Entsetzte Anwohner: Sie stehen neben einem völlig zerstörten VW, der von einem Baum getroffen wurde.

Entsetzte Anwohner: Sie stehen neben einem völlig zerstörten VW, der von einem Baum getroffen wurde.

Foto: GA

Waren es innerhalb des  vergangenen Jahrzehnts durch Starkregen erzeugte Flutwellen, die 2010 und 2016 in Mehlem für beträchtliche Verwüstungen sorgten, ist es am 2. Juli 1980 ein anderes Wetterphänomen, das den Anwohnern zwischen dem Rüngsdorfer Süden und der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz schwer zu schaffen macht: Ein Mini-Tornado fegt ohne Vorwarnung und in Sekundenschnelle durch die Straßen. Er hinterlässt eine Schneise der Verwüstung.  Der Wirbelsturm deckt mehr als 40 Dächer ab, knickt Schornsteine und Fernsehantennen, entwurzelt Hunderte zum Teil meterdicke und oft mehrere Hundert Jahre alte Bäume. Ungezählte Autos werden zerstört, Scheiben in Geschäften und Wohnungen gehen zu Bruch, Straßenlaternen werden abgerissen. Der Schaden geht in die Millionen.

Zunächst ist es an diesem Abend völlig ruhig, viele sitzen vor dem Fernseher oder beim Abendbrot. Plötzlich türmen sich wie in einer Hexenküche gigantische Gewitterwolken über Mehlem. Wenige Minuten später, um 19.30 Uhr, geht es los: „Der Himmel färbte sich gelb-grün, und plötzlich fegte eine weiße Wand von Norden nach Süden“, schildert eine Augenzeugin dem General-Anzeiger. Viele andere Mehlemer stehen derweil fassungslos vor den Spuren, die die Windhose hinterlassen hat. „Innerhalb von noch nicht einmal einer halben Minute hat der Tornado ganze Bäume mitsamt dem Wurzelballen einfach aus dem Boden gehoben, wie von einer Riesenhand gepackt“, berichtet ein weiterer Zeuge. Eine Frau zeigt mit Tränen in den Augen auf ein zerstörtes Dach: „Das ist mein Haus. Mein Gott!“ Ihre Nachbarin zittert und sagt: „Es sieht aus wie im Krieg nach einem Bombenhagel.“

Genau so schnell, wie er gekommen war, ist der Spuk vorbei. „Hätten wir nicht das gesamte Chaos vor unseren Augen gesehen, hätte man denken können, es sei überhaupt nichts passiert. Es regnete genauso wie vorher auch“, meinen einige Anwohner. Hunderte von Helfern sind die nächsten beiden Tage im Einsatz. In den ersten Stunden ist die Feuerwehr schlichtweg überfordert. „Wir wissen nicht, wie wir den Leuten helfen sollen. Auf solch verheerende Schäden sind wir nicht vorbereitet“, sagt ein langgedienter Beamter. „So einen Sturmschaden haben wir noch nicht gesehen“, fügt er an.

Das Ausmaß der Katastrophe kann man nur erahnen, wenn man nicht direkt in das scharf umrissene Gebiet hineingeht, über das die Windhose gezogen ist. Von der nur wenige Meter entfernten B 9 aus gesehen macht an diesem Abend des 2. Juli 1980 alles einen friedlichen Eindruck. Wenn da nicht die vielen Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht wären, die den Nachthimmel erleuchten...

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